Lebensform

Wasserburger Café Eulenspiegel sucht neue Pächter

Wasserburg / Lesedauer: 4 min

Eulenspiegel sucht neuen Pächter
Veröffentlicht:29.11.2022, 05:00

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Der Eulenspiegel in Wasserburg ist eine Institution. Als alternative Lebensform entstanden hat sich in dem roten Holzhaus in der Wasserburger Dorfstraße im Laufe der letzten 45 Jahre immer wieder etwas verändert. Was aber über die Jahre hinweg geblieben ist, war, dass das hauseigene Café-Restaurant ein Treffpunkt ist, zu dem die Menschen gern gegangen sind. Oftmals sogar von weit her. Wegen des guten Essens, den Konzerten oder den Veranstaltungen, den Menschen und wegen der einmaligen Atmosphäre. Damit das auch in Zukunft so bleibt sucht der Eulenspiegel jetzt einen neuen Pächter.

Wandel hat es im Eulenspiegel schon immer gegeben. Lebten hier ab 1976 noch Menschen in einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft ohne Hierarchie, die im Sinne der sozialen Dreigliederungsidee nach Rudolf Steiner eine Gaststätte als Kulturzentrum betrieben, so hatte sich diese Lebensform knapp zwanzig Jahre später überholt. 2005 löste sich die Arbeits- und Lebensgemeinschaft schließlich endgültig auf, die Gaststätte wurde verpachtet und der Kulturbetrieb ging, zwar im selben Haus, aber dennoch getrennt, weiter.

Geblieben ist bis heute lediglich der Verein, der „Modell Wasserburg e.V.“, dessen Mitglieder einst das Haus kauften und es heute, mit den Pachteinnahmen von Bioladen und Gasstätte, unterhalten. Als Überbleibsel der alternativen Lebensform der 1970er Jahre bildet der Verein gewissermaßen das Gerüst für das, was im Zuge der Veränderungen neu entsteht.

Pop-Up Restaurant hat noch bis Januar auf

Und das ist jetzt wieder soweit, neue Veränderungen stehen bevor. Denn nach über zehn Jahren Pacht des Café-Restaurant Eulenspiegel hat sich Inge Litz nun in den Ruhestand verabschiedet. „Das war keine Überraschung, das war so geplant“, versichert Günter Edeler, der als Mitglied des Vereins für den Eulenspiegel mitverantwortlich ist und erzählt, dass Inge Litz sowieso schon länger als geplant das Café-Restaurant betrieben hatte. Wenngleich zuletzt nur noch an den Wochenenden. Mitte Oktober hat sie sich dann endgültig aus dem Geschäft gezogen.

Uns als Hausbewohner wäre es recht, wenn der Eulenspiegel wieder belebt wäre.

Ursula Edeler

Doch noch ist das lauschige Café-Restaurant mit seinem stilvollen Mobiliar aus den 1970er Jahren nicht verwaist. Denn seit Mitte November beherbergt es den Kressbronner Johannes Suckfüll mit seinem Pop-Up-Restaurant „Deyn“. Zumindest übergangsweise. An den Wochenenden, nämlich von Freitag bis Sonntag gibt es hier von zwölf bis 21 Uhr eine „spannende Winterküche“, wie es auf der Homepage heißt, mit vegan-vegetarischen Speisen biologischen Ursprungs. Darüber hinaus lädt ein Indoor-Wintermarkt mit Deyn-Produkten im Glas, Kochbüchern, Kalendern, Geschenkboxen, Pflanzen und Geschirr, zum Staunen und Stöbern ein.

Allerdings nur bis Mitte Januar. Was danach kommt, ist offen. Günter Edeler und seine Vereinskollegen sind noch auf der Suche nach einem neuen Pächter. „Wir wünschen uns jemanden, der mit uns, dem Haus und dem Gedanken was zu tun haben mag“, sagt er und erklärt, dass dabei nicht gemeint sei, dass die „Ideologie“ geteilt werden müsse. „Gewünscht ist ein Austausch mit den Bewohnern und dem Kulturverein.“ Soll heißen, dass der zukünftige Pächter nicht nur zum Arbeiten kommen und dann wieder nach Hause gehen soll, sondern dass er auch Lust darauf haben soll sich auf ein gutes Miteinander im Haus einzulassen.

So soll das Zusammenleben aussehen

Dergestalt etwa, dass die Türe zwischen Bioladen und Restaurant geöffnet sein dürfe, damit die Kunden direkt vom Laden rüber in die Gaststätte gehen können. Oder dass der ein oder andere Plausch mit einem der vier Bewohner des Hauses drin sei. Keine Bedingung sei zudem ein klassischer Restaurantbetrieb. Möglich sei auch, dass sich mehrere Pächter die Gaststätte teilen.

„Wir sind da ganz offen“, versichert Günter Edeler, der nicht nur zusammen mit seiner Familie im Eulenspiegel wohnt, sondern hier auch sein Büro als Energieberater hat. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aber schön wär´s, wenn es wieder etwas Gastronomisches ist“, wünscht er sich und sagt, dass der Eulenspiegel „ein Ort der Kommunikation und Begegnung“ bleiben solle. „Auch die Kultur kann wieder Einzug halten“, schlägt er vor und erzählt von vergangenen Konzerten, Ausstellungen, Lesungen und Tanzabenden.

Ganz früher, vor der Eulenspiegel-Zeit, hätten hier, im Café Uhlmann, die Wasserburger das Tanzbein geschwungen und die ein oder andere Liebesgeschichte habe hier ihren Anfang genommen. Das Tanzcafé wurde später von einer Disco abgelöst, bevor die Eulenspiegelleute Einzug hielten und, zumindest in den ersten Jahren, Leute aus aller Welt hier lebten. „Uns als Hausbewohner wäre es recht, wenn der Eulenspiegel wieder belebt wäre“, sagt Ursula Edeler. „Es ist schön, wenn Menschen zusammen kommen und sich austauschen, zusammen sitzen, lachen, reden.“