Kunstbahnhof

Starke Kontraste zwischen Holz und Metall

Wasserburg / Lesedauer: 3 min

Andreas Kuhnlein und Sibylle Schindler stellen im Kunstbahnhof Wasserburg aus
Veröffentlicht:04.09.2016, 15:31

Von:
  • Schwäbische.de
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Es ist bereits die fünfte Ausstellung, die der Wasserburger Kunstverein im Kunstbahnhof (Kuba) in dieser Saison präsentiert. Mit dem Holzbildhauer Andreas Kuhnlein aus dem Chiemgau und der Metallgestalterin Sibylle Schindler aus Schwyz sind wiederum zwei Künstler von internationalem Renommee angetreten. Ihre Ausstellung haben am Freitag Bernd Steinlein vom Kunstverein und Bürgermeister Thomas Kleinschmidt unter großen Besucherzuspruch eröffnet.

Zum einen aus Holz, zum anderen aus Metall sind die Skulpturen von Andreas Kuhnlein und die Wandarbeiten von Sibylle Schindler gefertigt. Zwei Materialien, die es auf einen Kontrast angelegt haben. Schaut man genauer hin, lassen sich durchaus Überschneidungen entdecken, was das Strukturhafte angeht. Beide Künstler, so Bernd Steinlein in seiner Einführung, kannten sich vorher nicht. Doch beide befänden sich mit ihrer Kunst auf gleicher Augenhöhe.

Er, 1953 in Unterwössen im Chiemgau geboren, widmet sich ihr hauptberuflich seit 33 Jahren. Sie, die vormals als Werklehrerin tätig war, seit 35 Jahren. Seine figürlichen Skulpturen beeindrucken durch die stark zerfurchten, expressiven Oberflächen. Ihre Metallarbeiten aus Eisen, Blei, Kupfer und Steinzeug sind dagegen von minimalistischem Charakter. Beide sind jeweils für ihr Schaffen mit zahlreichen internationalen Kunstpreisen und Ausstellungen geehrt worden.

Das Material macht den Reiz aus

Was den Reiz ihrer Werke und ihres Aufeinandertreffens im Kuba ausmacht, ist genau der Kontrast zwischen Material und Oberflächengestaltung. Das beginnt gleich im Eingangsraum mit zwei großen quadratischen, silbern glänzenden Eisenplatten. In sie hinein hat Sibylle Schindler sehr reduziert eine Reihe unregelmäßig geformter Bleiplättchen eingelassen. Gegenüber hat Andreas Kuhnlein einen „Torso“ mit den für sein Schaffen markanten scharfen Schnitten platziert. Mittels Motorsäge bearbeitet er Stämme von toten und entwurzelten Bäumen dergestalt, dass von einer geschlossenen Hautoberfläche seiner Figuren keine Rede sein kann. Tief hinein in spitzten Winkeln verlaufen die Schnitte, so dass sich harsche Zerklüftungen bis hin zu aufgerissenen Löchern in Beinen und Rumpf ergeben.

„Rückblick“ einer großen, sich nach hinten umschauenden Figur, oder „Gefallene“ lauten seine Titel, die auf ein ganzheitliches menschliches Erleben von Freuden und Schmerzen, Hoffnungen und Gebrochensein verweisen. Im Umkreisen seiner Skulpturen vervollständigt sich erst das Bild der hochgewachsenen „Laudatorin“ auf Stöckelschuhen oder der in die Hocke gegangenen „Balance“.

Sorgsam gewählte Strukturverläufe

Dagegen treten die Werke der 1947 in Oberurnen im Kanton Glarus geborenen Sibylle Schindler nach außen hin mit mehr Geschlossenheit auf. Sie bespielen objekthaft die Wandflächen und zeichnen sich durch sparsame, sorgsam gewählte Strukturverläufe aus. Grafisch linear, reliefplastisch oder collageartig geht Schindler dabei vor und rückt damit den Materialcharakter ebenso in den Vordergrund wie ihr Kollege, nur formal auf ganz andere Weise. Empfindungen, Gedanken oder Visionen drücken ihre abstrakten Arbeiten aus.

Betitelt beispielsweise mit „Flugbild-Landschaft“, die als Serie gegen die Wand gelehnt ist. Metallgestalterin wie Schindler genannt wird, die aber genauso keramisch tätig ist und durch zahlreiche überdimensionale Kunst-am-Bau-Werke einen Namen hat. Gekannt haben sich die beiden vorher nicht. In Wasserburg aber, so Thomas Kleinschmidt, sind beide schon bei der Skulptura vertreten gewesen und begegnen jetzt vielen Besuchern wieder.

Die Ausstellung mit Werken von Andreas Kuhnlein und Sibylle Schindler im Kunstbahnhof Wasserburg, Bahnhofstraße 18, dauert bis 3. Oktober. Sie ist geöffnet von Freitag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Nähere Informationen gibt es im Internet unter

www.ku-ba.org