Entscheidung
Metzgerei Forster schließt Filiale in Wasserburg
Wasserburg / Lesedauer: 3 min

Julia Baumann
Ende Februar räumt die Metzgerei mit Hauptsitz in Tettnang ihre Räume in Wasserburg. Das bestätigt Inhaberin Birgit Forster auf Anfrage der LZ. Bis dahin laufe der Pachtvertrag für das Geschäft am Lindenplatz, den der Familienbetrieb vor knapp zehn Jahren unterschrieben hat. Die Familie habe sich dagegen entschieden, ihn zu verlängern.
„Es ist uns sehr bewusst, dass diese Entscheidung für alle Beteiligten überraschend war“, so Birgit Forster, die das Geschäft gemeinsam mit ihrem Mann Johannes Forster und ihrer Schwägerin Susanne Kiechle betreibt.
Birgit ForsterMittelfristig ist es jedoch ein Fakt, dass uns durch Renteneintritte in den kommenden Monaten und Jahren zahlreiche Kolleginnen und Kollegen wegfallen werden.
Die Inhaberfamilie mache sich schon seit längerer Zeit Gedanken darüber, wie es mit dem Betrieb weitergehen wird. „Die turbulenten letzten Jahre haben auch in unserer Branche vieles verändert.“ Den einen Grund, der zum Entschluss geführt hat, die Filiale zu schließen, gebe es daher nicht.
Mit der Rente werden Kollegen wegfallen
Da ist zum einen der Fachkräftemangel, der sich in der Zukunft abzeichnet. „Aktuell ist es schon noch so, dass wir mit unserem Team gut arbeiten können“, schreibt Birgit Forster. Der Betrieb bilde selbst „möglichst viele junge Menschen“ als Fleischer und Fachverkäufer aus. „Mittelfristig ist es jedoch ein Fakt, dass uns durch Renteneintritte in den kommenden Monaten und Jahren zahlreiche Kolleginnen und Kollegen wegfallen werden.“
Darauf wolle sich der Betrieb frühzeitig einstellen. „Bei dem Geschäft in Wasserburg kommt hinzu, dass die geschäftliche Hauptsaison mitten in die Wunsch–Urlaubszeit vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fällt, was das Thema Urlaubsplanung im gesamten Betrieb erschwert.“
Zudem sei die Metzgerei Forster kein klassischer Filialbetrieb. Ein digitalisiertes Filial– und Bestellsystem gebe es nicht, der Schwerpunkt liege auf Produktion und Verkauf. „Bei uns läuft vieles mit unserem Team auf dem kurzen Dienstweg“, schreibt Birgit Forster. „Die Erfahrungen zeigen aber, dass dies langfristig nicht mehr reibungslos funktionieren wird.“ Dem Betrieb sei es wichtig, bestehende Teammitglieder in positivem Arbeitsklima zu halten.
„Diese Tatsachen, kombiniert mit der Kostenstruktur in gepachteten Objekten, hat uns dazu bewogen, dass wir uns ab dem kommenden Jahr auf unsere betriebseigenen Geschäfte in Tettnang und Jettenhausen konzentrieren werden“, schreibt sie weiter.
Keine Schließungen in Tettnang und Friedrichshafen geplant
Seit 1907 betreibt die Familie Forster ihr Hauptgeschäft mit Produktion in Tettnang, knapp 80 Jahre später kam ein Verkaufsgeschäft im Häfler Stadtteil Jettenhausen dazu. Bei beiden Geschäften sind keine Schließungen geplant, versichert Forster.
Vor rund zehn Jahren hat die Metzgerei zudem einen mobilen Verkaufswagen in Betrieb genommen. Ob dieser künftig in Wasserburg unterwegs sein wird, ist noch unklar. „Dies wird natürlich auch davon abhängig sein, ob eine Nachfolger–Metzgerei gefunden wird“, schreibt Birgit Forster auf Nachfrage.
Wenn es nach der Verpächter–Familie Merkle geht, ist die Richtung klar: „Wir sind der Ansicht, dass an dieser Stelle unbedingt wieder eine Metzgerei rein muss“, sagt Sabine Merkle auf Nachfrage der LZ. Seit sie vor knapp zwei Wochen erfahren habe, dass die Forsters aus Wasserburg weggehen, habe sie jede Menge Metzgereien im Umkreis angeschrieben und ihnen die Räume angeboten.
Nachfolger hätten den Vorteil, dass der Laden recht neu sei. „Forster hat erst vor sechs Jahren umgebaut“, sagt Sabine Merkle. „Jemand Neues muss nur den Schlüssel umdrehen und loslegen.“
„Wir würden uns für die Wasserburger und unsere Vermieter freuen, wenn ein Nachfolger gefunden wird“, schreibt Birgit Forster. Und auch wenn es keine eigene Forster–Filiale in Wasserburg mehr gibt, müssen Stammkunden nicht ganz auf Fleisch und Wurst der Tettnanger Metzgerei verzichten, versichert sie. „Dazu bieten wir unseren Lieferservice direkt nach Hause auch schon jetzt bis Wasserburg an.“