Im Rahmen der Sonderausstellung im Museum im Malhaus zum 150-jährigen Jubiläum der Dampfschiff-Anlegestelle wurden auch Fotos des ehemaligen Hotel Hornstein gezeigt. Etwas überraschend war dabei, dass dieses Haus selbst bei den meisten alteingesessenen Wasserburgern völlig in Vergessenheit geraten ist. Dabei war es ein Hotel „Ersten Ranges“ und auf einer Ebene mit dem Hotel Bad Schachen und dem Bayrischen Hof in Lindau .
Das Hotel Hornstein hatte die Hausnummer Mooslachen 10 ½. Dort steht heute die Appartementanlage Delphin. Seine Wurzel hatte es im Nachbarhaus (Mooslachen 16 ½), dem heutigen Hotel Lipprandt. Dieses wurde 1844 von Dr. David Hornstein , einem praktischen Arzt aus Nonnenhorn, als landwirtschaftliches Anwesen erbaut. Weil Dr. Hornstein dann zum Gerichtsarzt in Günzburg befördert wurde, verkaufte er sein Haus an seinen Neffen, der ebenfalls David Hornstein hieß.

Nachdem Wasserburg 1872 seinen Landesteg bekommen hatte, baute der neue Besitzer auf dem bisherigen Ackerland das Hotel Hornstein. Der Chronist Zürn vermerkt dazu: „13.06.1874, Hotel und Pension Hornstein Wasserburg eröffnet. Große Anzahl Gäste“.
Das repräsentative Hotel war dann tatsächlich Anlaufstelle prominenter Urlaubsgäste. Zürn notierte: „Prinzessin Adelbertine von Bayern, der bayrische Außenminister Friedrich Krafft von Crailsheim und der württembergische Ministerpräsident Hermann von Mittnacht waren wiederholt Gäste“. An der Westseite der Halbinsel wurde 1886 der See aufgefüllt und mit dem Abbruchmaterial des Pfarrstadels ein neues, zum Hotel gehörendes Bettenhaus errichtet (Wasserburg Haus-Nr. 8 ⅓, heute Halbinselstr. 72).
1904 schließt das Hotel Springer für immer
Trotzdem lief es für Hornstein wirtschaftlich nicht ganz so gut. Zürn schreibt: „Am 15.05.1889 ging das Hotel von David Hornstein auf seinen Direktor Michael Springer durch Kauf über. Das Hotel erhielt den Namen „Hotel Springer“. […] Am 20.06.1889 wurde über das [verbliebene] Vermögen des David Hornstein der Konkurs verhängt“. Das Hotel war für die damalige Zeit sehr modern ausgestattet. So verfügte es, lange vor der Gemeinde selbst, über eine Wasserleitung und als 1892 in Lindau das Telefon eingeführt wurde, hatte Springer einen der ersten Anschlüsse.
Trotzdem schloss das Haus am 01.11.1902 vorübergehend, da Springer die Bahnhofrestauration in Weiden in der Oberpfalz übernommen hatte. Am 07.09.1904 wurde das Hotel Springer dann für immer geschlossen. Bereits am 30.6.1904 war das Anwesen mit 7.720 m² Grund von Herrn Dr. Otto Gwinner für einen Preis von 136.000 Mark erworben worden.
Dieser baute das Haus in eine Jugendstil-Villa um, die 1969 leider der Spitzhacke zum Opfer fiel. Den Wasserburgern ist diese Villa bis heute, als „das Schwanenhaus“ aus Martin Walsers gleichnamigen Roman, ein Begriff.
Gerücht in der Ortschronik niedergeschrieben
Ausnahmsweise sei hier ein Gerücht weitergegeben, das Zürn einen Eintrag in der Ortschronik wert war. David Hornstein hatte sieben Kinder, von denen es heißt: „Nach berechtigter Anschauung des Volksmundes sind aber nur die älteren 2 Töchter Mathilde u. Laura, von ihm. Die anderen sollen Springer, den Direktor des damaligen Hotels zum Vater haben“. Springer starb am 28.03.1923 in Mannheim, bezeichnenderweise bei der jüngsten Tochter des Hornstein. Übrigens war Micheal Springer später mit Laura, der zweiten Tochter des David Hornstein, verheiratet. Er wäre demnach der Schwager seiner fünf unehelichen Kinder.
Quelle: Zürn, Ludwig: „Wasserburger Heimatchronik“, Erster Band, S. 39,40,43,44, 319, 388, 423, 432, 459, 460, 463.
Gwinner, Nikolaus; Erinnerungen: Das Grundstück in Wasserburg S. 1