Mitten im Ort

In Sigmarszell wird das erste Tiny–Haus gebaut

Sigmarszell / Lesedauer: 2 min

Wohnen auf wenigen Quadratmetern: Das ist das Konzept eines Tiny–Haus. Oft ist es ein Problem, den passenden Bauplatz zu finden. Wieso es in Sigmarszell einfach war.
Veröffentlicht:16.03.2023, 19:00

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Wohnen auf wenigen Quadratmetern: Das ist das Konzept eines Tiny–Hauses. Anders als in den USA, aus denen der Trend kommt, darf man sich in Deutschland mit seinem kleinen Häuschen nicht überall niederlassen. Mitten in Schlachters wird jetzt ein kleines Eigenheim gebaut. Das ist einfacher als auf der grünen Wiese.

Es ist ein Grundstück hinter der Metzgerei Rädler auf einer Wiese, die laut Bürgermeister Jörg Agthe bisher ungenutzt und verwildert war. „Das Grundstück ist relativ klein“, sagt er. Für ein Einfamilienhaus könnte das knapp werden. Für ein Tiny–Haus ist es perfekt.

Tiny–Haus im Ortskern

Hausbauer und Hausbauerinnen tun sich aber oft schwer, einen Bauplatz für ein Tiny–Haus zu finden. Warum ist es mitten in Schlachters möglich? Der Knackpunkt liegt in der Bürokratie: Das Haus entsteht dort, wo ein sogenannter ungeplanter Innenbereich ist.

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Auf diesem Grundstück hinter der ehemaligen Metzgerei in Schlachters soll ein Tiny-House hinkommen. (Foto: Christian Flemming)

Das heißt, es gibt keinen Bebauungsplan, erklärt Agthe. Das habe historische Gründe und sei für Ortszentren keine Seltenheit. Eine Kommune könne zwar nachträglich einen Bebauungsplan aufstellen — so wie es in Weißensberg gemacht wurde — müsse das aber nicht tun.

Tiny–Haus auf der grünen Wiese

Oft suchen Tiny–Hausbauer einen Platz für ihr Eigenheim auf der grünen Wiese. Handele es sich allerdings weder um ein Vorhaben der Landwirtschaft noch der Forstwirtschaft, sei das oft schwierig, weiß Agthe.


„Sonstige Vorhaben“ seien dann nur in besonderen Fällen möglich. Nämlich dann, wenn Sie nicht gegen öffentliche Belange sprechen und es Kanäle, Leitungen und Straßen gibt. Machbar sei das, werde aber nur selten zugelassen.

Tiny–Haus im Neubaugebiet

Bisher war strittig, ob Tiny–Häuser in Neubaugebieten erlaubt sind. Oft sind dort nur Doppelhaushälften oder Einfamilienhäuser vorgesehen. Ein solch kleines Haus, teilweise auf Rädern, spricht gegen diese Regel. „Wenn keine Untergrenze eingezogen ist, ist ein Tiny–Haus trotzdem zulässig.“

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Gemeinden könnten Grenzen für die erlaubten Geschosse festlegen. Das habe Sigmarszell bei seinen Neubaugebieten auch getan. An eine Untergrenze habe aber keiner gedacht, so Agthe.

Heißt das, in den Neubaugebieten an der Sonnalpstraße, Sulzerwiese II, an der Wiesenstraße oder Witzigmänn–Egghalden könnten jetzt Tiny–Haus–Siedlungen entstehen? Möglich wäre es.

Wenn das passieren würde, könnte man die Untergrenze noch nachträglich im Bebauungsplan festlegen, weiß der Sigmarszeller Bürgermeister. Schließlich werden sonst viel Fläche für wenig Wohnraum genutzt.

Schon jetzt ist ein zweites Tiny–Haus in einem Neubaugebiet in Planung. Gebaut werden soll es in Niederstaufen im Baugebiet Sonnalpstraße. Ein Baugrundstück wird dort neu ausgeschrieben.