Ehrenamt

Marie–Luise Schiegg hört als Behindertenbeauftragte auf

Sigmarszell / Lesedauer: 4 min

Marie–Luise Schiegg war immer mit Herzblut dabei. Für ihr Ehrenamt hat sie viel getan: Rampen, bessere Parkplätze — vieles setzte sie um. Dabei gab es ein Höhepunkt.
Veröffentlicht:19.05.2023, 05:00

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Fast 20 Jahre lang ist Maria–Luise Schiegg aus Bösenreutin die Behindertenbeauftragte der Gemeinde Sigmarszell gewesen. Dieses Ehrenamt hat ihr viel bedeutet. „Ich möchte diese Zeit nicht missen, denn ich konnte ganz vielen Menschen helfen“, sagt die 74–Jährige. Doch inzwischen hat sie diese Aufgabe abgegeben, um sich mehr um ihre Familie kümmern zu können.

Maria–Luise Schiegg ist wegen einer Netzhauterkrankung seit etwa 40 Jahren blind. Schon als Kind hat sie schlecht gesehen und ist aufgrund ihrer Einschränkung immer wieder benachteiligt gewesen. Doch Maria–Luise Schiegg steckt voller Energie. Sie hat im Elektrounternehmen ihres Mannes die Büroarbeit erledigt, drei Kinder großgezogen, sich um den Haushalt gekümmert und sich zusätzlich auch noch für andere Menschen engagiert.

„Es war mein Herzblut.“

Rund 25 Jahre lang war sie die Kreisbeauftragte des Bayerischen Blinden– und Sehbehindertenbundes im Landkreis Lindau; von dieser Aufgabe hat sie sich vor wenigen Jahren zurückgezogen. Zudem gehörte sie bis Ende vergangenen Jahres dem Behindertenbeirat des Landkreises an. Und seit dem Jahr 2004 war sie die Behindertenbeauftragte der Gemeinde Sigmarszell.

Der damalige Bürgermeister Walter Matzner hatte sie vor fast 20 Jahren gefragt, ob sie diese Aufgabe übernehmen würde. Maria–Luise Schiegg willigte ein. Heute sagt sie: „Es war mein Herzblut. Es ist so schön, wenn man Menschen helfen kann.“

Genau dies tat sie. Immer wieder. Mal konnte sie durch ein kooperatives Gespräch bewirken, dass Behindertenparkplätze bei einem Gebäude sinnvoller angeordnet werden. Noch heute erinnert sie sich gut daran, wie offen und bereitwillig die Hauseigentümer damals ihren Vorschlag aufnahmen und umsetzten.

Ein anderes Mal befasste sie sich mit der Frage, wie Rollstuhlfahrer ins Haus der Gastes in Schlachters gelangen können. Denn dort sind die Treppen am Haupteingang ein Hindernis. Eine Rampe müsste aber, wie Maria–Luise Schiegg überlegte, recht lang sein und erst noch gebaut werden. So fiel ihr eine einfache und kostenlose Lösung ein: Der Hintereingang zur Halle ist bereits ebenerdig und muss für Rollstuhlfahrer nur noch geöffnet werden. Maria–Luise Schiegg erzählt dieses Beispiel, weil es verdeutlicht, worum es ihr ging: „Es war immer mein Bestreben, auf kurzem Weg eine praktikable Lösung zu finden“, fasst sie ihr Engagement zusammen.

Ansprechpartnerin für Menschen mit Behinderung

Neben solchen allgemeinen Anliegen hat sie als Behindertenbeauftragte vielen Menschen ganz individuell weitergeholfen. Sie war Ansprechpartnerin für Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen — ganz gleich, ob sie kleinwüchsig, gehörlos, blind, gehbehindert oder auf andere Weise gehandicapt waren.

Maria–Luise Schiegg beriet sie bei Formalitäten, etwa bei Anträgen auf Behindertenausweise, Behinderten– oder Pflegegeld. Um dies leisten zu können, absolvierte sie aufwändige Schulungen. Oft haben Menschen bei ihr das Herz ausgeschüttet. Dann war sie eine Seelsorgerin mit einem offenen Ohr für persönliche Sorgen und Anliegen. Auch Schulklassen hat sie immer wieder besucht und über das Leben mit einer Behinderung informiert.

Das war für mich immer gut und wichtig.

Maria–Luise Schiegg

Wichtig war ihr bei all dem, gut vernetzt zu sein. „Ich habe immer versucht, Kontakte zu anderen Organisationen zu knüpfen“, erzählt sie. „Dadurch wusste ich immer, an wen sich jemand mit einem speziellen Anliegen wenden kann.“ Von großer Bedeutung war dabei die Offene Behindertenarbeit (OBA) im Landkreis Lindau für sie. „Die OBA steht den Behindertenbeauftragten mit Rat und Tat zur Seite“, berichtet Maria–Luise Schiegg und rät allen Ehrenamtlichen in solchen Funktionen, diese Unterstützung ohne Zögern in Anspruch zu nehmen. „Das war für mich immer gut und wichtig“, bekräftigt sie.

Dass sie vor einigen Jahren vom Landkreis Lindau mit einer Medaille für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet wurde, war für sie ein Höhepunkt in all diesen Jahren. „Darüber habe ich mich sehr gefreut. Denn es bedeutete eine unglaubliche Wertschätzung“, berichtet sie. Ganz besonders dankbar ist sie ihrem Ehemann. „Ich bin froh, dass er mich immer unterstützt hat.“