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Mehr als 60 Verletzte: So lief die Großübung im Pfändertunnel

Kreis Lindau/Vorarlberg / Lesedauer: 4 min

250 Rettungsdienstler und Statisten proben den Ernstfall. Und dieser sieht ziemlich dramatisch und real aus. Doch es gibt auch Kritik an der Durchführung.
Veröffentlicht:14.11.2023, 09:04

Von:
  • Christian Flemming
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Die nächtliche Sperrung des Pfändertunnels für Wartungsarbeiten nutzten Asfinag, Feuerwehren und Rettungsdienste in der Nacht von Montag auf Dienstag für eine Großübung, die sie gesetzlich rund alle vier Jahre durchführen müssen. Dies wurde bewusst auf den November gelegt, da dieser Monat traditionell der Verkehrs-ärmste im Jahr sei, wie der zuständige Pressesprecher der Asfinag, Bernhard Köck, erklärt.

Mit so vielen Verletzten hatten es die Feuerwehren aus Lochau und Bregenz-Rieden sowie die Vorarlberger Rettungsdienste noch nie im Pfändertunnel zu tun ‐ und werden diese Situation hoffentlich nie im Ernstfall vorfinden müssen: Mehr als 60 Verletzte, darunter zwei, die es nicht geschafft haben, gab es bei diesem angenommenen Unfall im Tunnel, in den drei Autos sowie ein Reisebus verwickelt waren.

Schwierig zugängliche Unfallstelle

Angenommen wurde eine Situation, in der im Tunnel Gegenverkehr herrschte, was auch im Pfändertunnel immer wieder passieren kann und erst vor kurzer Zeit auch zu einem Unfall geführt hatte. Einige Autos sowie Lkw der Asfinag sorgten dafür, dass die Feuerwehrautos nicht direkt aus Richtung Lochau kommend an die Unfallstelle gelangen konnten, was in der Realität wegen des zu erwartenden Staus ebenfalls kaum möglich ist.

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Neben den beiden auf den Tunnel spezialisierten Feuerwehren aus Lochau und Rieden war ein Großaufgebot an Notärzten und Rettungssanitätern gefordert, auf Feuerwehrseite rund 70 Männer und Frauen. Das Rote Kreuz war mit gut 40 Einsatzkräften sowie vier Rettungsfahrzeugen (RTW) vor Ort. „Im Ernstfall wären wir noch mehr, aber wir müssen auch den Regeldienst sicherstellen“, erklärte eine Beobachterin des Roten Kreuzes. Insgesamt waren rund 250 Menschen an dieser Übung beteiligt.

Geübt wurde, die Verletzten mit den vier RTW sowie einem Feuerwehrauto zum Südportal des Tunnels zu bringen, wo sie weiter versorgt wurden. Die Schwerverletzten hingegen, vor allem in den Pkw, wurden zunächst an Ort und Stelle behandelt und stabilisiert, bis sie dann ebenfalls aus dem Tunnel gebracht werden konnten.

Vor vielen Beobachtern sowie einer großen Gruppe junger Polizeikräfte, die derzeit eine Weiterbildung absolvieren und daher als Zuschauer vor Ort waren, erschienen als erste nach Alarmierung die Feuerwehren. Sie bauten in kurzer Zeit eine Logistik auf, nachdem die Situation kurz in Augenschein genommen worden war und bereiteten Spreizer und Schneider vor, um Verletzte aus den Autos retten zu können.

Kritik von Rotkreuz-Beobachterin

Bis die ersten Rettungssanitäter und Notärzte eintrafen, begannen die Feuerwehren, die Verletzten aus den Autos zu holen. Was nicht auf Begeisterung bei der Rotkreuz-Beobachterin stieß: „Einige hätten das vermutlich nicht überlebt, wenn sie eine Halswirbelfraktur erlitten hätten“, so die Kritik. Das sollte ihrer Überzeugung nach schon im Einvernehmen mit den Notärzten geschehen. Derweil herrschte im Reisebus Panik unter den Reisenden, die auch zum Großteil Verletzungen davongetragen hatten, sich aber zunächst gedulden mussten, bis die Schwerverletzten versorgt waren.

Wir wollten bei dieser Übung ausprobieren, ob und wie das funktioniert, die Verletzten aus dem Tunnel zu bringen.

Werner Blenk

Die Rettungskräfte arbeiteten zügig die gestellten Aufgaben ab, die Feuerwehren unterstützten die Sanitäter nach besten Kräften, denn 58 verletze Fahrgäste eines Reisebusses sind keine leichte Aufgabe, zumal einige in ihrer Panik und unter Schock stehend ziemliche Widerstände leisteten oder davonrennen wollten. Da waren dann auch die Polizisten gefordert, die bei dem Einsatz, respektive der Übung, mit involviert waren. Die Statisten hätten das sehr realistisch gemacht, wie ein Beobachter lobte.

„Wir wollten bei dieser Übung ausprobieren, ob und wie das funktioniert, die Verletzten zunächst aus dem Tunnel zu bringen“, erläutert Übungsleiter Werner Blenk. Am Südportal hatte das Rote Kreuz die Logistik dafür aufgebaut, was nach ersten Erkenntnissen sehr gut funktionierte. Keine anderthalb Stunden vergingen zwischen Alarmierung und Versorgung der letzten Busreisenden. Die Feuerwehren waren da schon mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Schließlich wollten die Mitarbeiter der Asfinag die Nacht ja auch noch für ihre Wartungsarbeiten nutzen