Sanierung
Wie geht es weiter mit der Bodenseeloge?
Lindau / Lesedauer: 5 min

Yvonne Roither
Ist das Haus am Fuße des Schönbühls wirklich noch eine Seniorenresidenz? Leerstehende Wohnungen, neu renovierte Gästezimmer und Kurzzeitmieter verunsichern die Bewohner. Wie geht es weiter mit der Bodenseeloge?
Nach dem plötzlichen Pächterwechsel 2021 waren bei einigen Bewohnern der Bodenseeresidenz die Sorgen groß. Sie befürchteten, dass aus ihrem Zuhause ein Golfressort entstehen könnte. Inzwischen hat sich auf der Anlage am Schönbühl einiges geändert. Aus der Bodenseeresidenz ist die Bodenseeloge geworden. Die Betreibergesellschaft Bodensee Wohnservice GmbH (BWS) hat viel Geld investiert und schon einiges renoviert. Doch die Verunsicherung unter den Bewohnern ist geblieben.
„Es herrscht große Unsicherheit hinsichtlich der Pläne der neuen Betreiber“, sagt ein Bewohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Damals sei angekündigt worden, dass hier eine der attraktivsten Residenzen Deutschlands entstehen solle. „Das ist in der Zwischenzeit nicht eingetreten.“
Werden Wohnungen zweckentfremdet?
Was ihn beunruhigt: Das Haus werde immer leerer. Inzwischen sei nur noch ein Drittel der Appartements belegt. Einige Bewohner seien gestorben, andere weggezogen ‐ doch niemand rücke für sie nach. Dabei habe die Betreibergesellschaft Anfang 2022 noch versprochen, sofort in die Akquise neuer Mieter einzusteigen.
Stattdessen seien Wohnungen zweckentfremdet genutzt worden: Neben den zwölf Gästeappartements gebe es Zeitmieter, die in der Bodenseeloge unterkommen. „Es ist absolut unbefriedigend, dass wir nicht wissen, wer in dem Haus berechtigt oder unberechtigt ein und aus geht.“
Greta Utz, Betriebsleiterin der Bodenseeloge, erklärt das so: Da die gesamte Anlage saniert werden müsse, habe die BWS entschieden, „bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten keine neuen Bewohner mehr aufzunehmen“. Leerstehende Wohnungen sollten für eine befristete Zeit Menschen zur Verfügung gestellt werden, die dringend eine Bleibe suchen. Momentan betreffe das drei Männer, die bei den Stadtwerken angestellt sind, und drei ukrainische Frauen.
Sie haben alle einen befristeten Mietvertrag für ein Jahr. Die Wohnungen sollen im Anschluss saniert und wie vorgesehen an Senioren und Seniorinnen zur Langzeitmiete angeboten werden, versichert Utz. „Wir gehen Mitte 2025 von einer Vollbelegung aus und wollen dann circa 130 Bewohner beherbergen.“
Hotelpläne widersprechen Bebauungsplan
Bereits saniert und hochwertig ausgestattet sind die zwölf Gästeappartements. Gedacht seien sie „für Probebewohner, Besucher von Bewohnern oder Gäste des Hauses und Pflegepersonal“, schreibt Utz weiter.
Bewohner sehen in den Appartements jedoch einen ersten Versuch, dort einen Hotelbetrieb einzurichten. Denn die Zimmer wurden zeitweise auf einer Buchungsplattform angeboten. Auch wenn dort, wie die LZ-Recherche zeigte, momentan keine Buchungen mehr möglich sind: Gemäß eines Exposés der übergeordneten Betreibergesellschaft trivium ist für die Bodensee Loge in Zukunft noch ein Kleinhotel mit 14 Zimmern geplant.
Dass es bereits „Anfragen zur Weiterentwicklung der Nutzungen“ gab, bestätigt Bettina Wind, Pressesprecherin der Stadt Lindau. Doch das widerspreche dem Bebauungsplan, der am Schönbühl nur „Schulungs- und geriatrische Wohneinrichtung“ vorsieht. Dass ein Hotel genehmigt wird, ist daher unwahrscheinlich. „Die Rückmeldungen aus der Politik sind diesbezüglich bislang kritisch“, so Wind.
Ein Bewohner.Das ist was anderes, als wir eigentlich gesucht haben.
Die Kritik der Bewohner betrifft allerdings nicht nur die Vermietung an Dritte. „Unser Eindruck ist, dass das Betreuungsangebot sukzessive zurückgefahren werden soll.“ Statt betreutem Wohnen biete die Gesellschaft nun „Servicewohnen“ an. Die neuen Mietverträge beinhalten nur noch die Kaltmiete, Zusatzleistungen können dazu gebucht werden. Das biete den Mietern „mehr Flexibilität“, sagt Utz. Mit betreutem Wohnen habe das nichts mehr zu tun, sagt der Bewohner. „Das ist was anderes, als wir eigentlich gesucht haben.“
Die BWS hat nach eigenen Angaben bereits rund eine Million Euro investiert. Restaurant und Foyer wurden neu gestaltet, eine Bar errichtet, die EDV überarbeitet und 15 Wohnungen saniert. Als nächstes seien Flure, Treppenhäuser, Toiletten und alle unbewohnten Wohneinheiten an der Reihe.
Restaurant-Öffnung als Weg aus der Krise?
Jetzt soll das Restaurant, so der Wunsch der Betreiber, auch für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Davon versprechen sie sich eine höhere Rentabilität.
Gegenüber dem Stadtbauamt scheinen die Betreiber dies als dringende Maßnahme geschildert zu haben. In der Sitzungsvorlage für den Bauausschuss ist jedenfalls von „großen Problemen im Haus“ die Rede und „dass die Betreiber (BWS) deutlich gemacht haben, dass sie die Öffnung als Weg aus der Krise ansehen“.
Das Stadtbauamt empfiehlt, dieser Nutzungsänderung zuzustimmen, um den weiteren Betrieb von Altenwohnungen zu ermöglichen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Eigentümervertretung vorab eine Verpflichtungserklärung abgibt, dass sie weder Ferienwohnungen noch eine andere beherbergungsähnliche Nutzung vornimmt.
„Aushängeschild für modernes altersgerechtes Wohnen“
„Grundsätzlich sind wir noch mitten in einem Transformationsprozess und noch nicht dort, wo wir zukünftig sein wollen“, lautet die Zwischenbilanz von Greta Utz. Die BWS halte jedoch an ihrem erklärten Ziel fest, „zu einem Aushängeschild für modernes altersgerechtes Wohnen am bayerischen Bodensee zu werden“.
Doch genau das bezweifeln einige Mieter: „Was uns fehlt, ist die Initiative des Betreibers, das Haus als Seniorenresidenz zu führen.“
Die öffentliche Sitzung des Bau- und Umweltausschusses beginnt am Donnerstag um 17 Uhr im großen Sitzungssaal Alten Rathauses. Auf der Tagesordnung stehen auch die Entwicklung des Zechwaldareals, die Bebauungspläne Am Lehrgut Priel und Alte Stadtgärtnerei sowie die Nutzungsänderung einer landwirtschaftlichen Saisonarbeiterunterkunft in eine Hotelmitarbeiterunterkunft.