Hoher Besuch
Markus Söder gibt Lindauer Einsatzkräften die Ehre
Lindenberg / Lesedauer: 7 min

Ruth Eberhardt
Sie sind zur Stelle, wenn ein Unglück geschieht, Menschenleben in Gefahr sind oder jemand Hilfe braucht: die ehrenamtlich aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks (THW) und des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Einmal im Jahr lädt der Landkreis Lindau langjährige Einsatzkräfte zum Blaulichtempfang — diesmal mit hohem Besuch: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat in Lindenberg 81 Jubilarinnen und Jubilare ausgezeichnet.
Necdet Bilgili fühlt sich geehrt. Seit 25 Jahren engagiert sich der Sigmarszeller in der Werkfeuerwehr von Cooper Standard in Lindau. Jetzt steht er mit vielen weiteren Feuerwehrleuten aus dem ganzen Landkreis auf einer Bühne im Lindenberger Gymnasium. Sie werden einzeln mit Namen aufgerufen und bekommen von Ministerpräsident Söder eine Urkunde und von Landrat Elmar Stegmann (CSU) eine kleine Schatulle mit einem Ehrenzeichen.

Es ist nur ein kurzer Moment, in dem auch Necdet Bilgili im Mittelpunkt steht und rund 180 Augenpaare aus dem Publikum auf ihn blicken. Doch er wird diesen Moment an der Seite des Ministerpräsidenten nicht vergessen. „Es ist schon etwas ganz Besonderes: so nah, mit Händedruck und Foto. Das gibt es nur einmal im Leben“, sagt Bilgili etwa eine halbe Stunde später, als der offizielle Teil des Abends vorbei und Söder bereits von dannen gezogen ist.
So gut ist die Stimmung
Die Stimmung in der Aula ist an diesem Abend so gelöst wie bei einem Klassentreffen. Man kennt sich, hat schon viele gemeinsame Einsätze gemeistert, in Sitzungen um gute Lösungen gerungen und bei Festen miteinander gefeiert. Die Big Band des Lindenberger Gymnasiums trägt unter der Leitung von Matthias Ströse ganz erheblich zur lockeren Atmosphäre bei und begeistert das Publikum mit flotten Klängen.
Markus SöderImmer wenn es kracht, immer wenn es schlimm wird, kann man sich auf Euch verlassen.
So gehört dieser Blaulichtempfang sicherlich zu den angenehmsten Terminen, die ein Ministerpräsident knapp fünf Monate vor der Landtagswahl absolvieren kann. Er fühlt sich sichtlich wohl und bringt dem Anlass entsprechend viel Lob und Dank für die Blaulichtorganisationen mit. „Immer wenn es kracht, immer wenn es schlimm wird, kann man sich auf Euch verlassen“, sagt er in immer wieder ähnlichen Formulierungen. „Ich bin jedes Mal beeindruckt, was für eine großartige Tätigkeit geleistet wird.“

Die große Politik spielt in seiner Rede keine Rolle — abgesehen von einem kleinen Seitenhieb auf Berlin, als Söder hervorhebt, dass Bayern das sicherste Land „mit der niedrigsten Kriminalitätsrate und der höchsten Aufklärungsrate“ sei. Natürlich verkündet er auch, dass der Landkreis Lindau „zu dem Schönsten gehört, was es in Bayern gibt“ und einen „cleveren Landrat“ habe.
Worauf Söder schimpft
Auch ein paar kritische Töne lässt er verlauten — aber nur zu unverfänglichen bis populistischen Themen: Er schimpft auf die „nervtötende Bürokratie“, ohne zu sagen, was er als Chef der bayerischen Staatsregierung dagegen zu tun gedenkt. Und er lässt eine spitze Bemerkung über das Gendern ab, indem er einen der übertriebenen Auswüchse zitiert. Ein paar Lacher hat er damit allemal auf seiner Seite.

Aber nein, wegen all dieser Themen ist Söder nicht gekommen. „Ich bin nur wegen Ihnen da“, betont er. Und die Geehrten sind wirklich beeindruckt von seiner Anwesenheit. „Es ist eine Wertschätzung, dass ein so hoher Politiker kommt“, sagt Carlos Caprano (40 Jahre THW Lindenberg), als er von unserer Zeitung am Rande der Veranstaltung nach seinem Eindruck gefragt wird. Ob er ein bisschen Wahlkampf wittert? Caprano wägt ab: „Wenn keine Landtagswahl wäre, dann wäre Söder vermutlich nicht gekommen. Aber er ist garantiert nicht nur wegen des Landtagswahlkampfes hier.“
Der Landrat weicht derweil den ganzen Abend nicht von der Seite des Ministerpräsidenten. Stegmann nimmt ihn bereits draußen in Empfang, begleitet ihn in die Aula, begrüßt ihn als „lieber Markus“, sitzt den ganzen Abend neben ihm ganz vorne bei den Ehrengästen, Bürgermeistern und Abgeordneten und nimmt gemeinsam mit ihm die Ehrungen vor.
Landrat dankt den Ehrenamtlichen
In einer kurzen Rede dankt auch Stegmann den Mitgliedern von Feuerwehr, THW und BRK für ihren „unermüdlichen Einsatz“. Als Landrat sei er besonders stolz, „dass alle Bürger des Landkreises auf so leistungsstarke und zuverlässige Blaulichtorganisationen vertrauen können“. Die Jubilarinnen und Jubilare bezeichnet er als „Vorbilder“, sie seien ein „wertvoller Schatz für unseren Landkreis“.
Weil heuer außergewöhnlich viele Männer und Frauen geehrt werden, gibt es keine persönlichen Laudationen wie sonst. Manch einem fehlt diese individuelle Würdigung, andere sind froh über die Straffung des Programms. Dennoch hat der Ministerpräsident keine Zeit zu verweilen. Sofort nach den Gruppenfotos und letzten Klängen der Big Band verschwindet er. Zurück bleibt bei den Geehrten ein Gefühl der Wertschätzung.
„Dass er trotz seines vollen Terminkalenders bis ins äußerte Eck Bayerns gekommen ist, finde ich toll. Ich hatte den Eindruck, dass es ihm Spaß gemacht hat“, sagt Christian Fehnle aus Lindau, der sich seit 40 Jahren für die Wasserwacht des BRK engagiert. Er fügt hinzu: „Wir machen unseren Dienst nicht, um geehrt zu werden. Aber wenn man geehrt wird, tut’s gut.“
Das sind die Geehrten
40 Jahre Feuerwehr: August Krenkel (Bodolz), Johann Georg Bettrich, Willi Ruchte (beide Grünenbach), Werner Hartmann (Hege), Christian Bauch (Lindau), Franz Endres (Lindenberg), German Egger (Maierhöfen), Franz Willi (Maria–Thann), Erwin Dietrich, Josef Dietrich, Roland Hornstein (Nonnenhorn), Roland Guggenmoos (Scheidegg), Georg Fink, Bruno Kneppler, Martin Rasch (Stiefenhofen), Manfred Breimeir (Weißensberg).
25 Jahre Feuerwehr: Klaus Kling (Ebratshofen), Guido Klauß (Ellhofen), Roland Appelt, Tobias Appelt, Matthias Jarde, Markus Schmelzenbach (Gestratz), Alexander Bettrich, Martin Eugler (Grünenbach), Peter Leib (Hergensweiler), Stefan Bilger, Markus Jurk, Andreas Mesmer, Markus Nachbaur, Jörg Nöser, Thomas Strobel, Daniel Thullner (Lindau), Sabrina Burger, Daniela Kramer (Lindenberg), Gerhard Rasch, Andreas Schädler, Mario Schwarz, Xaver Spieler, Richard Wille (Maierhöfen), Georg Maucher (Oberreute), Jochen Hodrus, Stefan Höß, Stefan Immler (Röthenbach), Dominik Baldauf, Christian Müller (Scheffau), Michael Hölzler (Scheidegg), Wolfgang Rädler (Sigmarszell), Richard Boch, Peter Müller (Stiefenhofen), Michael Sippl (Weiler), Necdet Bilgili, Axel Mayer (Werkfeuerwehr Cooper–Standard).
40 Jahre Technisches Hilfswerk: Carlos Caprano Blanco (Lindenberg).
25 Jahre Technisches Hilfswerk: Andreas Kaleja, Markus Linke (Lindenberg).
50 Jahre Bayerisches Rotes Kreuz: Walter Hermann (Lindau).
40 Jahre Bayerisches Rotes Kreuz: Michael Enhuber, Franz Xaver Eß, Christian Fehnle, Karl–Heinz Höpfl, Klaus–Dieter Meßmer, Richard Rädler, Irmgard Walter (Lindau).
25 Jahre Bayerisches Rotes Kreuz: Achim Achberger, Frank Boch, Sonja Burkhart, Anke Fehnle, Thomas Freitag, Günter Fuhge, Ida Giselbrecht, Juliane Kara, Monika Klopfer, Sandra Mayer, Beate Nöser, Carina Nußbaumer, Christian Rankl, Martina Rankl, Elfriede Sandholzer, Ludwina Schuster, Thomas Wagner, Sascha Weber (Lindau).