Ungebremster Urlaubstrend in der Region

Bodensee-Camping ist beliebter als je zuvor - was Gäste besonders schätzen

Lindau / Lesedauer: 7 min

Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil: Camping ist angesagter denn je. Was macht das Campen so besonders? Schwäbische.de hat auf den Campingplätzen nachgefragt.
Veröffentlicht:07.06.2023, 19:00

Von:
  • Stefanie Czuday
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Freiheit, Unabhängigkeit, Abenteuer: Der Urlaub auf dem Campingplatz ist so angesagt wie noch nie. Doch wer verbirgt sich hinter „dem Camper“? Und warum ist der Urlaub auf dem Campingplatz für viele Menschen so attraktiv?

Schwäbische.de hat bei den Campern am See nachgefragt.

Kurz vor der österreichischen Grenze befindet sich der Lindauer Campingplatz Park–Camping. Auf einem breiten Schotterweg gelangen die Gäste hier direkt ans Bodenseeufer. Rechts und links dieses Weges parken Wohnwagen und Wohnmobile. Unter etwa 250 Bäumen stehen rund 300 Stellplätze für die Urlauber zur Verfügung.

Vor ihrem Wohnwagen sitzen Melanie und Finja Diedrich in der Sonne. Die Familie kommt aus Leonberg. Vor vier Jahren seien sie das erste Mal zum Campen gefahren, sagt Mama Melanie. Dabei setzt das Quartett auf den Wohnwagen. „Das ist besser, als im Wohnmobil unterwegs zu sein, wo man ständig alle seine Sachen durch die Gegend fahren muss. Hier können wir einfach mit dem Auto los“, sagt Finja.

Die Dreizehnjährige zeigt sich von dem Angebot des Campingplatzes begeistert und schwärmt: „Hier gibt es Steine zum Anmalen, einen Spielplatz und tolle Bastelmöglichkeiten.“ Auch Freunde zu finden sei auf einem Campingplatz viel leichter als im Hotel.

Park Camping: Kein Luxus–Campingplatz

Carsten Holz, Geschäftsführer Lindau Tourismus, stellt klar: „Um einen Luxus–Campingplatz handelt es sich bei Park–Camping nicht.“ Das sei aber auch nicht der Anspruch. Gute Basics seien das Ziel. Besonders gut von Familien angenommen werde der Campingplatz wegen seiner Lage — direkt am Bodensee.

„Der Camping–Trend steigt weiter stark. Durch Corona gibt es viele Neu–Camper, und auch in der Vor– und Nachsaison geht die Nachfrage nach oben“, sagt der Geschäftsführer. Ein vielfältiges Programm für Kinder dürfe dabei nicht fehlen. Familie Diedrich jedenfalls ist überzeugt — und hat den Stellplatz fürs nächste Jahr bereits gebucht.

Ein paar Meter weiter stehen die Münchner Tatjana Mosthof, Oliver und Oskar Blum vor ihrem Wohnmobil. Sogar ein Gewürzregal hat die Familie am Außenbereich des blau–grauen Gefährts aufgehängt. Auf dem obersten Brett steht eine Blumenvase.

Campen als optimaler Familienurlaub: Melanie und Finja Diedrich schätzen die vielen Angebote des Park-Camping-Platzes. (Foto: stay)
Mit dem Wohnmobil von Ort zu Ort: Die Münchner Tatjana Mosthof, Oliver und Oskar Blumen kommen gerade aus Konstanz. Auf dem Lindauer Campingplatz Park-Camping bleibt die Familie für fünf Nächte. (Foto: stay)

Seit acht Jahren verbringe die Familie ihre Urlaube im Wohnmobil, sagt Tatjana Mosthof. Das sei praktischer, als mit dem Zelt, gerade wegen des Wetters. An dieser Art von Urlaub liebt die Familie besonders den Freiraum und die Lage, direkt am See.

„Nur das W–LAN könnte noch ein bisschen besser sein“, sagt Oliver Blum schmunzelnd. Weil dieses Anliegen bereits des Öfteren an die Betreiber des Campingpatzes herangetragen worden sei, habe man hier bereits investiert, sagt Carsten Holz.

Zelten als Bewährungsprobe für die eigene Beziehung

Auf der Zeltwiese stehen an diesem Tag etwa 15 Zelte. Vor ein paar Tagen sei noch alles voll gewesen, erzählt Justyna Bochenek. Ihr Partner Pawel sitzt auf einem Klappstuhl vor seinem Gaskocher und bereitet das Mittagessen vor.

Die beiden seien leidenschaftliche Zelt–Urlauber. Als sie sich frisch kennengelernt hatten, stellten sie ihre Beziehung auf die Probe: Wenn sie es schaffen würden, sechs Wochen zusammen in einem Zelt zu leben, könnten sie auch für immer zusammenbleiben. Das ist nun zwei Jahre her.

Zum Campen sei aber nicht jeder geboren. „Man muss innerlich etwas Kind sein, denn jeder der Zelten geht, will ein Abenteuer erleben. Außerdem sollte man offen für andere Menschen sein“, erklärt Pawel.

Fünf–Sterne Campingplatz bietet viele Attraktionen

Beim Betreten des Gitzenweiler Hofs (GITZ) tönt fröhliche Musik über das Gelände. Auf dem Campingplatz ist an diesem Tag eine besondere Veranstaltung für die Gäste geplant: ein Mittelaltermarkt. Die Stimmung ist entspannt. Während die Kinder miteinander toben, gönnen sich die Eltern einen Kaffee auf dem Innenhof.

Zwar liegt der Fünf–Sterne–Campingplatz im Norden Lindaus und somit nicht direkt am See. Dennoch gibt es viele Angebote für Eltern und Kinder. Pflicht für einen modernen Campingplatz.

Im Gitzenweiler Hof gebe es „Spiel, Spannung und Spaß, Restaurants, einen Laden, einen Ponyhof, eine Fahrradstation und unzählige Aktionen,“ sagt Heidrun Müller, Geschäftsführende Eigentümerin, auf Nachfrage. Rund 2000 Gäste können sich auf dem GITZ–Areal mit ihren Zelten, Campern oder Wohnwagen ausbreiten.

Justyna Bochenek: Ihre Beziehung musste einer sechswöchigen Zeltreise standhalten. (Foto: stay)
Das Stelzenhaus als Urlaubsparadies: Hier genießt Julia Feyerabend mit ihrer Familie die Sonnenuntergänge über dem Bodensee. (Foto: stay)

Mit Kapazitäten für knapp 6000 Urlauber ist der Campingplatz Gohren der größte der Region. „An Pfingsten und in den Sommerferien sind wir immer voll“, sagt Christoph Theiner, der für Reservierungen und Events verantwortlich ist. Dabei würden die Campingurlaube sehr früh gebucht.

Mittlerweile gebe es auch viele Rentner, die mit ihren Wohnmobilen anreisen. Und er weiß: „Das Campen steckt in den Genen. Wer schon als Kind campen war, wird dieses Erlebnis an seine eigenen Kinder weitergeben.“

Das trifft auch auf Julia Feyerabend aus Fellbach zu. Sie und ihre Familie sind allerdings nicht mit dem eigenen Camper unterwegs. Während ihres Urlaubs auf dem 65 Jahre alten Campingplatz, lebt die Familie in einem Stelzenhaus — in erster Seereihe.

„Das Stelzenhaus hat total Charme. Man kann abends auf der Terrasse sitzen und durch die Büsche auf den See schauen. Die Kinder lieben es hier“, schwärmt sie. Das Angebot für Kinder ist tatsächlich groß: Vom Ponyhof, über den Trampolin–Platz, bis hin zur eigenen Tauchschule ist alles dabei. Sogar ein kleiner Friseursalon befindet sich am Wegesrand.

Dauercamper: Der Campingplatz Gohren als zweites Zuhause

Abseits des Hauptweges und mit einer dichten Hecke vor den Blicken der Vorbeigehenden verborgen, führt ein kleiner Weg in eine versteckte Siedlung. Schnell wird klar: Die Menschen, die hier vor ihren Campingwägen mit den geräumigen Vorzelten sitzen, kommen nicht nur vorübergehend.

Der Campingplatz als zweite Heimat: Seit 23 Jahren sind Karl Haide und Heidrunn Fellmann nun schon Dauercamper auf dem größten Campingplatz am Bodensee. (Foto: stay)
Der Campingplatz als zweite Heimat: Seit 23 Jahren sind Karl Haide und Heidrunn Fellmann nun schon Dauercamper auf dem größten Campingplatz am Bodensee. (Foto: stay)

Für die Dauercamper Karl Haide und Heidrun Fellmann ist der Campingplatz Gohren zu ihrem zweiten Zuhause geworden. Im Sommer verbringen die Ulmer fast jedes Wochenende hier — und das seit 23 Jahren. Was sie an diesem Ort besonders schätzen, erklärt Karl Haide: „Es ist die Gemeinschaft. Hier gibt es keine bösen Leute. Sobald man hier ist, fällt alles von einem ab. Man hat keinen Zeitdruck mehr.“

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Auf dem Campingplatz selbst habe sich in den vergangenen Jahren einiges geändert. Die ehemaligen Toilettenräume bezeichnet Heidrun Fellmann als „abenteuerlich“. „Unter den Türen war ein 30 Zentimeter langer Spalt. Das hat ziemlich gezogen und im Herbst sind dir die Blätter um die Beine gepfiffen“, erinnert sie sich lachend.

Dass das kein Dauerzustand war, weiß auch Christoph Theiner. Deshalb habe man die Sanitärgebäude saniert — und ihnen einen moderneren Look verpasst. Dass sich Karl Haide und Heidrun Fellmann hier wohlfühlen, ist hörbar. Einen Wermutstropfen verrät Heidrun Fellmann dann aber doch: „Es ist nicht mehr so günstig, wie es mal war.“