Nobelpreisträgertagung
Nobelpreisträgertagung eröffnet: Forscher wollen gesellschaftlich mitmischen
Lindau / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Wissenschaftler sollen ihre Zurückhaltung aufgeben und sich gesellschaftlich einmischen. Dieser Appell stand im Mittelpunkt der Eröffnung der 69. Nobelpreisträgertagung in Lindau.
Der wissenschaftliche Nachwuchs stand im Fokus der feierlichen Eröffnung der Nobelpreisträgertagung an diesem Sonntag in der Inselhalle, wie die Veranstalter mitteilen. Die Redner appellierten an die junge Generation der Wissenschaftler, die gesellschaftliche Entwicklung aktiv mitzugestalten. Eine Rekordzahl von 89 Nationen ist in diesem Jahr auf der Lindauer Tagung vertreten, 580 Nachwuchswissenschaftler kommen bis zum 5. Juli mit 39 Nobelpreisträgern zusammen. Das Programm widmet sich turnusgemäß der Physik. Entsprechend dem aktuellen Physiknobelpreis 2018 bildet die Laserphysik ein Kernthema. Weitere Themen sind Dunkle Materie und Gravitationswellen, die 2016 erstmals nachgewiesen werden konnten.
Gastgeberin Bettina Gräfin Bernadotte , Präsidentin des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau, griff in ihrer Begrüßung einen Aufruf der Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn von 2018 auf, in der diese in Lindau für eine globale, nachhaltige und offene Wissenschaft plädiert hatte: „Gemeinsam mit Liz Blackburn haben wir einen Entwurf für eine ‚Lindau Declaration‘ erarbeitet. Teilen Sie Ihre Visionen mit uns und wirken Sie mit!“, wandte sich Gräfin Bernadotte an die anwesenden Wissenschaftler. Die Lindauer Tagung sei als Dialog- und Austauschforum genau dazu prädestiniert.
Bis Freitag haben die teilnehmenden Nobelpreisträger und Nachwuchswissenschaftler am Bodensee ausgiebig Gelegenheit zum intensiven Austausch miteinander. Verschiedene Programmformate wie Agora Talks, Laureate Lunches und Science Walks fördern den persönlichen Dialog.
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek hob in ihrem Grußwort die Bedeutung der Lindauer Nobelpreisträgertagungen hervor: „Sie sind ein internationales und in der Welt einzigartiges Forum der Begegnung von Forschenden aus aller Herren Länder. Deshalb erfreuen sie sich zunehmender Beachtung im In- und Ausland. In Lindau werden nicht nur wichtige Brücken zwischen verschiedenen Nationen und Kulturen gebaut, sondern hier entstehen auch Netzwerke über Generationen hinweg. Wo sonst können sich junge Wissenschaftler so direkt mit Nobelpreisträgern austauschen? Das bietet nur Lindau.“ Das Bundesministerium für Bildung und Forschung zählt zu den größten Förderern der Lindauer Tagungen.
Nobelpreisträger Brian Schmidt aus Australien ermutigte in einer Grundsatzrede die jungen Wissenschaftler, sich stärker bei gesellschaftlichen Herausforderungen einzubringen: „Es gibt wahrhaftig viele Probleme da draußen. Wir Wissenschaftler sind es, die sich damit konfrontieren müssen. Lasst uns darüber diskutieren!“
Den Auftakt des wissenschaftlichen Programms am Montag, 1. Juli bildet die Vorlesung der Physikerin Donna Strickland, die im vergangenen Jahr als erst dritte Frau den Nobelpreis für Physik erhalten hat.
Auch ihr Co-Laureat von 2018, Gérard Mourou, kommt nach Lindau. Er ist einer von insgesamt zehn Nobelpreisträgern, die zum ersten Mal an der Tagung teilnehmen. Die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin von 2011, Tawakkol Karman, ergänzt das Feld der Naturwissenschaftler. Sie wird am Abschlusstag auf der Insel Mainau über ihre Erfahrungen als Menschrechtsaktivistin berichten.
Alle 39 teilnehmenden Nobelpreisträger werden am Donnerstag bei einer Feierstunde die Gelegenheit haben, ihren Namen auf dem neuen Lindauer Nobelpreisträger-Steg zu entdecken. Er ehrt die knapp 400 Laureaten, die seit der Gründung 1951 an einer Lindauer Tagung teilgenommen haben, und wird im Beisein des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler eröffnet.
Das Gastland der diesjährigen Tagung ist Südafrika, das sich am Internationalen Tag – traditionell der Montag der Tagungswoche – als Forschungsnation präsentieren wird.