Dreierstraße
Neubau in altem Gemäuer: „Schmuckstück und Millionengrab“ der GWG
Lindau / Lesedauer: 3 min

Yvonne Roither
Fünf Jahre ist es her, dass die Bewohner des alten Brauereigebäudes Dreierstraße 5 und 5a ausziehen mussten – binnen einer Woche. Weil „Gefahr für Leib und Leben“ bestand, wie es in dem Kündigungsschreiben der GWG damals stand. Nun ziehen dort wieder Mieter ein. Warum das sanierte Brauereigebäude laut GWG Schmuckstück und Millionengrab zugleich ist.
Die Mieter aus der Dreierstraße 5 werden den 7. März 2018 sicher nie vergessen: Die GWG übermittelte ihnen die fristlose Kündigung für alle Wohnungen des bis dahin nicht sanierten Gebäudeteils.

Der Grund: Zwischen den Wohnungen fehlten Brand- und Rauchabschottungen. Nachdem die GWG den fehlenden Brandschutz zufällig bei der Sanierung einer Wohnung festgestellt hatte, hatten die Mieter gerade mal eine Woche Zeit auszuziehen.
Warum sich die Bauarbeiten so lange hinzogen
Die Arbeiten für die grundlegende Sanierung des imposanten Gebäudes verzögerten sich immer wieder. Anfangs gestaltete sich die Suche nach einem Bauunternehmen mit freien Kapazitäten schwierig.
Alexander Mayer, Geschäftsführer der GWGWir haben in das alte Gemäuer einen Neubau eingebaut
Später gab es Verzögerungen wegen Lieferengpässen. Inzwischen ist die Sanierung abgeschlossen – ein Jahr später als ursprünglich geplant, wie Alexander Mayer, Geschäftsführer der GWG, auf Nachfrage der Lindauer Zeitung sagt.
Die Arbeiten waren aufwendig: Das Gebäudeinnere wurde vom Keller bis zum Dach ausgehöhlt und dann wieder Etage für Etage neu aufgebaut. „Wir haben in das alte Gemäuer einen Neubau eingebaut“, fasst Mayer die Arbeiten zusammen. Vor allem Brand- und Denkmalschutz hätten sehr viel Zeit und Abstimmung gekostet.
Fast acht Millionen Euro für 19 Wohnungen
Und viel Geld. Alexander Mayer hatte das Gebäude in früheren LZ-Berichten als „Millionengrab“ bezeichnet: Stolze 7,3 Millionen für gerade mal 17 Wohnungen hatte die GWG ursprünglich kalkuliert. Doch das kam am Ende nicht hin.
„Wir werden das Projekt mit circa 500.000 Euro Mehrkosten abschließen“, sagt Mayer. Die GWG habe allerdings dafür zwei Wohnungen mehr saniert, als ursprünglich geplant.

Als die Mieter vor fünf Jahren ihr Hab und Gut zusammengepackt haben, waren sie davon überzeugt, dass sie nie mehr in ihre alten Wohnungen zurückkehren werden.
Sie befürchteten, dass die Wohnungen nach der Sanierung zu teuer würden. „Da werden bestimmt wunderschöne Bonzenwohnungen draus“, sagte damals ein Mieter gegenüber der LZ.
Keine „Bonzenwohnungen“
Dass die Wohnungen wunderschön geworden sind, dem stimmt Alexander Mayer zu. Für ihn ist dort ein „Schmuckstück“ entstanden. „Bonzenwohnungen“ seien die Ein- bis Vier-Zimmerwohnungen aber nicht. Von den 19 Wohnungen werden neun öffentlich gefördert.

Dies bedeute laut Mayer beispielsweise für Mieter in der Einkommensstufe eins eine Miete von 6,50 Euro pro Quadratmeter. Die nicht geförderten Wohnungen sind mit 13 Euro pro Quadratmeter vermietet – und liegen somit knapp unter dem aktuellen Mietspiegel von Lindau.

Die meisten Wohnungen sind bereits vermietet, die Mieter ziehen gerade ein. Ob unter ihnen auch ehemalige Bewohner sind, beantwortet Mayer nicht. Er schreibt lediglich, dass die GWG Wohnungen grundsätzlich öffentlich ausschreibe. „Hierauf kann sich jeder bewerben.“
Folgen jetzt die Gewölbekeller?
Und was passiert jetzt mit den Gewölbekellern, die unter den Gebäuden der alten Brauerei liegen? Die GWG hatte 2019 beschlossen, einen Teil der historischen Gewölbe freizulegen und zu sanieren.
Eine Gin-Bar, Gastronomie und Handel waren im Gespräch. Doch nun ist es ruhig geworden um dieses Projekt – und es wird sich hier auch in nächster Zeit nichts tun, wie Mayer bestätigt: „Hier ist aktuell nichts geplant.“