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Kinder- und Jugendhilfe

Kindertagespflege begehrt: Neue Pflegeeltern dringend gesucht

Lindau / Lesedauer: 5 min

Kindertagespflege ist weit mehr als nur ein Auffangnetz für fehlende Kita-Plätze. Davon ist der neue Betreiber in Lindau überzeugt. Wie es mit dem Angebot nun weitergeht.
Veröffentlicht:22.11.2023, 05:00

Von:
  • Evi Eck-Gedler
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Immer wieder stöhnen Eltern, dass sie für ihren Nachwuchs keinen Kita-Platz finden. Oftmals werden Tagesmütter als Lösung empfohlen. Fachleute wollen Kindertagespflege aber nicht als Auffangnetz verstanden wissen, sondern als eigenes Betreuungsangebot. Der neue Betreiber für den Raum Lindau, die Linzgau Kinder- und Jugendhilfe, schildert, wie es damit weitergeht.

Als im Sommer der Lindauer Kinderschutzbund bekannt gegeben hat, dass er die Kindertagespflegevermittlung abgibt, sind manche irritiert gewesen. Wer würde sich dann des Themas annehmen? Denn weil immer wieder Krippen- und Kita-Plätze fehlen, sind Tagespflegeeltern in Lindau und Umgebung seit vielen Jahren sehr gefragt.

Hinter den Kulissen ist der Übergang zum neuen Träger jedoch geräuschlos vollzogen worden: Das Lindauer Jugendamt hat diese Aufgabe der Linzgau Kinder- und Jugendhilfe übergeben. Sie ist in Lindau nicht ganz unbekannt: Seit etlichen Jahren kümmert sie sich in Lindauer Grundschulen um Integrationshilfen, betreut zudem in Aeschach eine Wohngruppe für Jugendliche.

„Für uns erst einmal Neuland“

Anfang des Jahres habe das Jugendamt angefragt, ob sich die Linzgau Kinder- und Jugendhilfe vorstellen könne, auch den Bereich Kindertagespflege am bayerischen Bodensee zu übernehmen. „Das ist für uns erst einmal Neuland“, gesteht Ludwig Stützle. Er leitet den organisatorischen Bereich des Jugendhilfeträgers aus Überlingen.

Christa Rob-Laubenthal leitet jetzt die Kindertagespflege-Vermittlung im Lindauer Raum, Ludwig Stützle ist von Seiten des neuen Trägers, der Linzgau Kinder- und Jugendhilfe, für alles Organisatorische zuständig. (Foto: Linzgau Kinder- und Jugendhilfe)

Grundsätzlich komme die Einrichtung aus dem Bereich Heimerziehung. Wobei man dabei nicht an Häuser mit Dutzenden von Kindern oder Jugendlichen denken soll: „Wir setzen schon lange auf kleine pädagogische Wohngruppen.“

Was die Bedürfnisse von Kindern angehe, „haben wir aber viel Erfahrung“, betont Stützle im Gespräch mit der LZ. Etwa aus dem Bereich der Bereitschaftspflege, wenn also Minderjährige sehr kurzfristig außerhalb der Familie untergebracht werden müssen.

Kinderschutzbund übergibt mit „viel Herzblut“

Vor diesem Hintergrund habe die Linzgau Kinder- und Jugendhilfe dann die neue Aufgabe in Lindau übernommen. Viel Lob äußert der organisatorische Bereichsleiter über die Übergabe: Er habe gespürt, wie wichtig es dem Kinderschutzbund-Team gewesen sei, dass die Kindertagespflege möglichst nahtlos weiterlaufe: „Da war viel Herzblut drin“, schildert Stützle.

Christa Rob-Laubenthal will diese Aufgabe mit genauso viel Empathie weiterführen. Aktuell gebe es im Lindauer Raum rund 50 Tagespflegeplätze, schildert die Sozialpädagogin. Die befinden sich unter anderem in den drei Großtagespflegen in Bodolz, Zech und auf der Insel: Mehrere Tagesmütter, die grundsätzlich diese Aufgabe als Freiberufliche übernehmen, kümmern sich dort jeweils um bis zu zehn Kinder.

Betreut wird orientiert an den Bedürfnissen der Familien.

Ludwig Stützle

Kindertagespflege sei gesetzlich der Betreuung in Kitas gleichgestellt, sagt Stützle. Aber es gebe da keine Mindestbuchungszeiten: „Betreut wird orientiert an den Bedürfnissen der Familien.“ Das könnten zwei oder drei Tage in der Woche sein oder auch Zeiten am Morgen oder späteren Nachmittag.

Familiäres Umfeld macht’s leichter

„Familien lieben das familiäre Umfeld in der Tagespflege“, schildert Rob-Laubenthal. Die kleine Gruppengröße mache es zudem den Jüngsten leichter, sich außerhalb der eigenen Familie zurechtzufinden und wohl zu fühlen. „Es ist ein sanfter Einsteig in die Fremdbetreuung“, ist die Pädagogin überzeugt.

Keinesfalls jedoch will sie Kindertagespflege als Auffangnetz für fehlende Kita-Plätze in den Kommunen sehen. Sondern eben als sehr eigenständige Betreuungsform.

Woran die Linzgau Kinder- und Jugendhilfe aktuell zu knabbern hat: Im Lindauer Raum gibt es derzeit nur 13 Menschen, die Kindertagespflege anbieten. Und die sind weitgehend ausgebucht.

Dringend gesucht: Neue Pflegeeltern

Im Januar soll deshalb ein neue Qualifzierungskurs starten. Der dauert rund ein halbes Jahr, findet an Wochenenden und abends in Opfenbach statt. Und zwar in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund Lindenberg, der sich um die Kindertagespflege im Westallgäu kümmert. Dass dieser der Linzgau Kinder- und Jugendhilfe als neuem Träger beratend zur Seite stehe, betrachtet Stützle als großen Vorteil.

Natürlich gebe es eine Vielzahl von Kompetenzen, die Frauen und Männer für diese Aufgabe mitbringen müssten. Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder verlange aber eine hohe Qualifikation der Tagespflegekräfte. Beide, Christa Rob-Laubenthal und Ludwig Stützle, hoffen, dass bald neue Kräfte den Kreis der Tagespflegeeltern verstärken werden.

Und es damit dann auch mehr Chancen gibt für Familien, einen Tagespflegeplatz für ihren Nachwuchs zu finden.


Wenn Familien Kindertagespflege suchen, können sie Kontakt aufnehmen zur Linzgau Kinder- und Jugendhilfe, die in Lindau ein Büro hat in der Kindertagespflege-Fachberatung in der Ludwig-Kick-Straße 9. Telefonisch erreichbar ist Christa Rob-Laubenthal dienstags und donnerstags von 8 bis 10 Uhr unter der Nummer 01522 / 2537406

Termine für ein persönliches Gespräch sowie weitere Anfragen sollten am besten per Mail gestellt werden an [email protected]

Wer sich für die Qualifizierung als Tagespflegeperson interessiert, kann sich dort ebenfalls per Mail melden oder in Internet informieren auf www.linzgau-kjh.de