Helferkreis
Helferkreis hofft auf weitere Freiwillige
Lindau / Lesedauer: 3 min

Britta Stauss und Gisela Jobst geben zu, dass die ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen in Zeiten von Abschiebungen frustrierend ist. Dennoch überwiege die Freude, wenn sie sehen, dass junge Menschen aus fremden Kulturen in Lindau Fuß fassen und sich integrieren. Deshalb werben sie um zusätzliche Helfer.
Gerade die Abschiebung des 19-jährigen Farid nach Afghanistan hat die Helfer der Asylkontaktgruppe „Offene Türen“ in Lindau in Unruhe versetzt. Das berichten auch Stauss und Jobst. Umso wichtiger ist es ihnen, die vielen schönen Seiten der ehrenamtlichen Arbeit mit Flüchtlingen zu betonen.
„Das macht so viel Freude“, sagt Stauss. Und Jobst ergänzt: „Noch nie habe ich so oft gehört: ,Vielen Dank’“. Allein das gebe so viel zurück. Menschlichkeit und Freundschaft erfahren sie, wenn sie Flüchtlingen im Alltag helfen oder ihnen Deutsch beibringen. Allerdings haben in den vergangenen Monaten einige Helfer aufgehört. Deshalb werben Stauss und Jobst jetzt um neue Ehrenamtliche. Denn 40 Helfer sind zu wenige, um 300 Menschen in der Stadt Lindau bei der Integration zu helfen. Gelungen ist das bei Kazem Shafaie. Der Afghane ist im Februar 2016 nach Lindau gekommen und konnte kein Wort Deutsch. Inzwischen kann er sich nach Deutschkurs und Berufsintegrationsklasse ausgezeichnet verständigen. Seit einem Jahr arbeitet er in einer sogenannten Erstqualifizierung bei der Lindauer Dornier. Der Lindauer Zeitung erzählt Shafaie, dass er bei der Ausbildungsbörse die Firmenvertreter angesprochen hat. Wenn er weiter Deutsch lerne, könne er tatsächlich eine Lehrstelle bekommen, hätten ihm die versprochen und ihm ein Praktikum angeboten.
Mit dieser Motivation im Rücken hat Shafaie nicht nur in der Schule gelernt, sondern zusätzlich nachmittags beim Deutschkurs des Helferkreises. Jetzt freut er sich auf die reguläre Ausbildung, die er am 1. September beginnen kann. Sorgen bereitet dem jungen Afghanen tatsächlich die Berufsschule, die er in Kempten besuchen muss. Denn gerade die Fachsprache ist noch schwierig. Deshalb seien Lernpaten so wichtig, die Fachsprache vermitteln können, weil sie diese selbst im Beruf anwenden oder angewandt haben, ergänzen Stauss und Jobst.
Shafaie hat bereits einen Lernpaten, der sich auf einen entsprechenden Artikel in der LZ hin gemeldet hat. Nun hoffen Stauss und Jobst auf weitere Freiwillige, die ein paar Stunden pro Woche im Dienst der Integration arbeiten wollen. Shafaie hofft dabei auf jemanden, der ihm Englisch beibringen kann. Denn das ist für die Berufsschule auch wichtig, das kann Shafaie bisher aber fast gar nicht.
Stauss und Jobst berichten begeistert, dass sich im vergangenen Sommer einige junge Menschen gemeldet hatten. Denn für die zumeist jungen Flüchtlinge sei ein Kontakt zu Gleichaltrigen natürlich besonders wichtig. Dabei könne jeder den Zeitaufwand selbst bestimmen. Einmal pro Woche für zwei Stunden – damit wäre schon viel geholfen.
Dabei sehen sie diese Arbeit nicht nur als gut für die Flüchtlinge und als persönlich bereichernd an. Denn es sei wichtig für die Gesellschaft, die Menschen aus anderen Kulturen zu integrieren. Und es sei wichtig für die Menschheit, wenn junge Menschen hierzulande auf positive Weise mit westlichen Werten wie Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie in Berührung kommen, ist Britta Stauss überzeugt: „Wer gut versorgt ist, trägt unsere Wertordnung weiter.“