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Wasserqualität

Fischereigenossenschaft schlägt Alarm

Lindau / Lesedauer: 2 min

Fangmengen sind im vergangenen Jahr so gering ausgefallen wie nie zuvor
Veröffentlicht:04.04.2013, 22:35

Von:
  • Schwäbische.de
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Die sinkende Wasserqualität im Bodensee macht den Fischern zu schaffen. „Das Fischereijahr 2012 wird uns allen vermutlich noch lange in Erinnerung bleiben, und kann getrost als katastrophal bezeichnet werden“, sagt Roland Stohr , Vorsitzender der Fischereigenossenschaft der bayerischen Bodenseeberufsfischer. Die Erwartungen seien zwar bereits gering gewesen, aber was sich ab Juli vergangenen Jahres etwa mit dem Felchen abgespielt habe, spotte jeder Prognose. Derartige Einbrüche hätten die Fischer zu einer Jahreszeit, in der die Tiere aufgrund der Wassertemperaturen im Sommer normalerweise an Gewicht und Größe gewinnen, noch nie festgestellt.

Mit nur noch 28572 Kilogramm Felchen im bayerischen Teil des Sees sei schließlich ein Ergebnis erzielt worden, das 60 Prozent unter dem Schnitt von rund 67000 Kilogramm in den vergangenen elf Jahren liege. „Das entspricht einem realen Verlust von rund 300000 Euro“, erklärt Stohr.

Der Vertreter der Fischereigenossenschaft macht vor allem die Wasserqualität, die zunehmend durch die moderne Gesellschaft beeinträchtigt sei, für die Verluste verantwortlich. „Dazu gehören die mehr oder weniger bekannten Stoffe in Medikamenten, Waschmitteln und die Partikel aus der Luft, die mit dem Regen den See zur Genüge belasten“, beschreibt Stohr. Er hält es für paradox, dass ein natürlicher Bestandteil wie das Phosphat als der Parameter dargestellt werde, der für die Sauberkeit des Sees die entscheidende Rolle spielen solle.

Schlussendlich sei jetzt jedenfalls wohl ein Punkt erreicht, an dem speziell die Felchen als Planktonfresser ihre Produktion aufgrund des reduzierten Nahrungsangebots so weit zurückfahren, dass selbst die Laichqualität verstärkt darunter leide.

„Wir Berufsfischer wissen um die Schwankungen, die unser Beruf mit sich bringt, und die Abhängigkeiten der Natur können wir natürlich nicht beeinflussen“, sagt Stohr. Allerdings weigere er sich zu glauben, dass die aktuellen Entwicklungen zu den normalen Schwankungen gehöre. „Wenn sich zur besten Jahreszeit über fast zehn Wochen keinerlei Plankton mehr im See bildet, sollte spätestens jetzt jeder Behörde klar geworden sein, dass sich in unserem See Veränderungen eingestellt haben, die dringend untersucht werden müssen - besser gestern als morgen“, sagt der Genossenschaftsvorsitzende.

Allerdings seien auch die Fischer selbst gefordert: Sie müssten auf politischer Ebene Basisarbeit betreiben, um die notwendigen Beschlüsse zu erwirken und ein Phosphatmanagement voranzutreiben.

Denn wenn die Fangerträge weiterhin so ausfielen wie 2012 würden die Berufsfischer auf lange Sicht völlig von der Bildfläche verschwinden. „Nur wenn wir Unterstützung bekommen besteht für unseren Berufsstand, der einer der ältesten der Welt ist, auch zukünftig am Bodensee eine Zukunftsperspektive“, sagt Stohr.