StartseiteRegionalRegion LindauLindauKunstaktion Engel der Kulturen kommt nach Lindau

Kunstaktion

Kunstaktion Engel der Kulturen kommt nach Lindau

Lindau / Lesedauer: 4 min

Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten bringen ihre Friedensaktion auf die Insel
Veröffentlicht:19.10.2018, 19:29

Von:
Artikel teilen:

Als eine von etwa 200 Städten in Europa beteiligt sich Lindau an der Kunstaktion „Engel der Kulturen“. Die Aktionskünstler Carmen Dietrich und Gregor Merten wollen damit ein Zeichen für den Frieden setzen. Lindau nimmt als eine der letzten Städte teil, bevor am Ende eine Säule in Jerusalem für den Frieden wirbt. Schulklassen und andere Gruppen können sich noch beteiligen.

Rebekka Scheiner hat den Engel der Kulturen nach Lindau geholt. Gregor Merten hat früher in der Fischerin ausgestellt, als ihr Vater dort noch Wirt war. Privat habe der Künstler vor etwa einem Jahr ihre Eltern besucht und dabei von der Aktion des Engel der Kulturen erzählt. Schnell entstand die Idee, dass auch Lindau dabei sein sollte.

Der Engel der Kulturen ist aus Zufall entstanden

Scheiner, die im Kulturamt eigentlich für das Theaterprogramm verantwortlich ist, stellte das Projekt im Amt vor, wo sie auch auf begeisternde Zustimmung traf. Dies umso mehr als in Lindau im kommenden August die Tagung von Religions for Peace stattfindet, das sich für Frieden unter allen Religionen einsetzt.

Die Künstler suchten über einige Jahr ein Symbol, das für ein friedliches Miteinander der Menschen steht, die sich in Herkunft, Kultur und Religon unterscheiden. Beim Experimentieren entstand ein Kreis, in dem die Symbole der der drei abrahamitischen Religionen, also Christentum, Judentum und Islam, enthalten sind. Sie stehen im größtmöglichen Abstand voneinander und sind doch nicht zu trennen. Die Künstler haben es zuerst gar nicht bemerkt: Aber wenn man das ausschneidet, entsteht die Form eines Engels.

Ein Engel bleibt in Lindau, einer geht in eine andere Stadt

Damit war der Name der Kunstaktion klar, die seit 2010 durch Europa zieht. In jede Stadt bringen die Künstler eine etwa 1,50 Meter große rollende Skulptur mit, die dann möglichst viele Teilnehmer durch die Stadt zu verschiedenen Glaubensorten oder öffentlichen Einrichtungen rollen. Dort erzeugen die Künstler mit Sand das Bild eines Engels. Während der bewusst vergänglich ist, weil Wind und Wetter ihn irgendwann verschwinden lassen, bleibt ein anderer Engel der Kulturen der Stadt erhalten. Denn die Künstler bringen einen Stahlring mit, aus dem ein neuer Engel der Kulturen herausgeschnitten wird.

Dabei entstehen zwei Teile: Der Engel, das Innenteil, wird Teil einer aufgeschichteten Säule aus all den Engeln der verschiedenen beteiligten Städte von Hamburg über Brüssel, Lindau, Sarajewo und Tel Aviv. Diese Säule wird spätestens 2020 in Jerusalem aufgestellt, wo die drei Religionen oft gar nicht friedlich aufeinander prallen. Die Säule soll dort den Friedenswillen ungezählter Menschen zeigen, die sich an der Aktion beteiligt haben.

Der Ring wird mit blau eingefärbtem Spezialbeton und einem Rahmen aus Aluminium in den Boden eingelassen und soll auf Dauer Lindaus Engel der Kultur bleiben. Wo der Engel hinkommen soll, ist laut Scheiner noch unklar. Auch weiß sie noch nicht, welchen Engel Lindau erhalten wird und wo der Lindauer Engel bleiben wird. Denn jede Stadt bekommt den Engel, der in der vorherigen ausgeschnitten wurde. So sind alle beteiligten Städte miteinander verbunden.

Möglichst viele Lindauer sollen am 6. Juni mitmachen

Scheiner ist ganz begeistert von der Aktion, die in Lindau am 6. Juni des kommenden Jahres stattfinden soll. Dabei hofft sie und auf ganz viele Mitstreiter. Denn die Lindauer sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Schulklassen, Seniorenrunden, aber auch Einzelpersonen können mitmachen. „Ich habe schon 100 000 Ideen, aber eigentlich sollen die Schulen und Gruppen ihre eigenen Ideen entwickeln“, sagt Scheiner im Gespräch mit der LZ: „Da kann jegliche Kunst entstehen.“

In anderen Städten gab es Kindermalaktionen, Theaterstücke, Konzerte und anderes zum Thema Frieden, Toleranz und Miteinander der Menschen und Religionen. Drei Schulen haben bereits zugesagt, auch die Friedensräume werden sich beteiligen. Scheiner findet, dass sich das Thema vor allem für Ethikklassen eignet, also für solche Kinder, die keinen konfessionellen Religionsunterricht haben. Da es in Lindau zwar evangelische und katholische Kirchen und auch eine Moschee gibt, aber keine Synagoge, will Scheiner Kontakt zur jüdischen Gemeinde in Hohenems aufnehmen.

Die Künstler werden alles dokumentieren, was an dem Tag stattfindet, an dem der Engel der Kulturen auf der Lindauer Insel gastiert. In der kommenden Woche werden Dietrich und Merten nach Lindau kommen, um sich Orte auf der Insel anzuschauen und vieles andere zu besprechen. Scheiner hofft, dass sich bis dahin weitere am Frieden interessierte Lindauer bei ihr melden.