Helfen bringt Freude
„Der Krieg verschlingt die menschlichen und materiellen Ressourcen“
Lindau / Lesedauer: 4 min

Ronja Straub
Seit nun fast zwei Jahren setzt sich der Verein „Lindau hilft!“ in der Ukrainehilfe ein. Immer wieder organisieren die Mitglieder Transporte in das Land. So konnten Klassenräume in Grundschulen neu eingerichtet werden und Krankenhäuser bekamen Medikamente oder medizinische Geräte. Der Vorsitzende, Lutz Donath, und Kassenwart, Roland Manz, berichten von der ehrenamtlichen Arbeit des Vereins.
Woher nehmt Ihr die Motivation, immer weiterzumachen?
Es ist die Bewunderung von tapferen Menschen, die in der Ukraine geblieben sind und dort für ihre Heimat, ihre Werte und ihre Familie kämpfen. Sie hoffen auf unsere Unterstützung. Es ist aber auch der Satz von Vira Hlushko, der Vorsitzenden unseres ukrainischen Partnervereins „Irschavski Promeni“ in Irschawa: „Eine Abmachung: Ihr glaubt an uns und wir an euch!“ Und es sind die täglichen Nachrichten aus der Ukraine, die Tragödien hinter der Statistik.
Es ist die direkte Begegnung mit den Menschen die die Hilfe in der Not benötigen, die ihr Land nicht verlassen wollen oder können und die große Dankbarkeit die sie zeigen bei der Übergabe der Spenden.
Welche Erlebnisse in der Ukraine werdet Ihr nie vergessen?
Starke Erfahrung: Die Dunkelheit und Kälte, tagelange Stromausfälle. Ich erinnere mich an den Abend des 29. Dezember 2022, gleich nach dem Überqueren des Grenzübergangs. Alle Dörfer und Städte waren in Dunkelheit getaucht.
Noch vor Fahrtantritt, etwa 1300 Kilometer zurück in Deutschland, war überall festliche Weihnachtsbeleuchtung. Und in der Ukraine liefen die Menschen mit Taschenlampen auf den Straßen herum. Gelegentlich war in manchen Fenstern Licht, von Generatoren erzeugt, zu sehen.
Mehrmals am Tag haben Sirenen geheult. Es gab einen Luftalarm. Auch nie vergessen werden wir die Begegnung mit den Menschen dort, mit Soldaten, Mütter, Frauen und Kinder von Soldaten.
Wer ist Mitglied bei „Lindau hilft!“?
Wir sind insgesamt zehn Mitglieder, die aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen kommen. Ob von der GWG Lindau, dem ZAK in Kempten, Freiberufliche, Menschen aus dem Marketingbereich oder von der Bundespolizei. Dazu gehören noch viele Helfer, auch aus Schweiz, die sich freiwillig für die Sache engagieren.
Was genau gehört zum Aufgabenbereich Eures Vereins?
Als Hauptaufgabe sehen wir die Unterstützung der Bevölkerung in der Ukraine. Der Krieg verschlingt gnadenlos die menschlichen und materiellen Ressourcen des Landes. In einem Land, dessen Gebiet doppelt so groß ist wie Deutschland, sind energetische, wirtschaftliche Strukturen sowie das Gesundheits-und Bildungswesen komplett zerstört.
Die Menschen dort haben ihr Obdach, Familien, Angehörige, Freunde, Arbeit und Zukunftspläne verloren. Aber sie leben dort und kämpfen weiter um das Überleben. Der nächste Winter klopft bereits an die Tür. Diesen tapferen Menschen dort wollen wir helfen.
Welche Hilfsgüter/Krankenwagen habt ihr bisher in die Ukraine gebracht und wie oft seid ihr bereits dorthin gefahren?
Mit unseren Spenden wie Schulmobiliar wurden Klassenräume in Grundschulen neu eingerichtet und Krankenhäuser bekamen Medikamente, medizinische Geräte, Rollstühle, Krücken, Bettwäsche und Handtücher. Im letzten Winter, der für die Bevölkerung wortwörtlich sehr dunkel war, brachten wir Generatoren, Lampen, Paraffin für die Herstellung von Kerzen hin.
Ein großes Ereignis war die Überführung eines von der Stadt Lindau gespendeten Feuerwehrfahrzeuges. Wir haben es nach Irschawa gebracht, eine Stadt im Oblast Transkarpatien im Westen der Ukraine.
Wir bekommen regelmäßig Berichte über den Einsatz von diesem Feuerlöschfahrzeug in der Ukraine. Das ist sehr bewegend. Und natürlich sind weiterhin Verbrauchsmaterialien wie Lebensmittel, Konserven, Hunde-und Katzenfutter sehr gefragt.
Unabhängig von den bisher organisierten Lastwagen-Transporten waren es allein sieben Fahrten mit Transportern an die oder über die Grenze in die Ukraine.
Wo und wie lagert ihr Hilfsgüter?
Die GWG Lindau hat uns eine alte Wäscherei als Lagerhalle neben dem „Unternehmen Chance“ zur Verfügung gestellt. Die Hilfsgüter werden sortiert, in Kisten und auf Paletten verpackt und entsprechend ihrem Verwendungszweck beschriftet. Danach werden sie mit Folie umwickelt und anschließend entweder per Lastwagen oder Transporter in die Ukraine gebracht ‐ meistens zu unserem Partnerverein.
Wie sieht aktuell die Spendenbereitschaft der Lindauerinnen und Lindauer aus?
Am Anfang war die Spendenbereitschaft insgesamt groß. Mittlerweile hat diese jedoch ‐ bis auf gelegentlichen sporadischen Aktionen ‐ stark nachgelassen. Es fehlt an allem, vor allem an finanzieller Unterstützung. Das muss leider immer wieder betont werden.
Über welche Art von Spenden freut ihr euch besonders?
Besondere Nachfrage haben die Verbrauchsartikel, Hunde-und Katzenfutter, Windeln für Erwachsene, Taschenlampen und natürlich Geldspenden. Leider ist in letzter Zeit wenig Bewegung auf unserem Vereinskonto ersichtlich.
Mit den Geldspenden ermöglicht unser ukrainischer Partnerverein „Irschavski Promeni“ in Irschawa den binnengeflüchteten Müttern mit Kindern und Rentnern in der Westukraine kleine Feste, wie ein Fahrradfest oder Malfest. Unser Kassenwart Roland Manz kann Spendenquittungen ausstellen. Geldspenden sind willkommen.