Gutsgasthof
Gutsgasthof Koeberle bekommt neue Pächter - Team aus der Villa Alwind macht weiter
Bodolz / Lesedauer: 4 min

Nach gut drei Jahren verabschiedet sich Enrico Klann vom Gutsgasthof Koeberle. Doch das bedeutet keinesfalls das Aus für das schmucke Traditionsgasthaus, das der Gemeinde Bodolz gehört. Denn: Die Gerstmayrs kommen – und bringen außer ihrem engagierten Team aus der Villa Alwind noch viele neue Ideen mit.
Die Nachricht kommt überraschend. Denn schließlich ist es gerade mal drei Jahre her, dass Enrico Klann und seine Frau Bianca den Traditionsgasthof Koeberle gepachtet und zusammen mit der Gemeinde viel Geld in die Innensanierung des Restaurants samt Modernisierung der Gästezimmer gesteckt hatten.
Was der Personalmangel mit dem Wechsel zu tun hat
Warum der plötzliche Abschied? „Ich habe demnächst kein Personal mehr für alle drei Restaurants“, sagt der Gastronom, der neben dem Koeberle in Bodolz auch noch den „Hegestrand“ in Wasserburg und das „Schreier“ am Lindauer Hafen betreibt und die Entwicklung der nächsten Jahre im Blick hat. Denn „demnächst“ heißt nicht „jetzt sofort“. Auch wenn es bereits in dieser Saison schon eng wurde mit dem Personal.
„Jetzt müssen wir auch mal an uns denken“
„Die Gastronomie leidet unter einem extremen Personalmangel. Ich kriege einfach keine Leute her“, sagt Enrico Klann und erklärt, dass er zwar über einen „super Grundstock“ an Leuten verfüge, die ihm dank Kurzarbeit über die Corona-Schließungen hinweg die Treue gehalten haben. Aber über dieses Stammpersonal hinaus stelle er jedes Jahr von neuem Saisonarbeitskräfte ein. „Und die fallen weg.“ Momentan sei das noch machbar, doch für die nächsten Jahre sieht er schwarz.

„Im Gastrobereich findet ein großer Umschwung statt“, meint er. Diese Entwicklung mache sich bereits heute schon in Tourismusregionen wie Lindau bemerkbar: Wegen Personalmangels würden Restaurants auch in der Saison nur noch tageweise öffnen oder die Anzahl ihrer Tische reduzieren. Das liege laut Klann keineswegs am Gehalt. Gerade im Servicebereich werde sehr gut verdient. Er selbst stelle seinen Arbeitskräften sogar Wohnungen und Fortbewegungsmittel zur Verfügung, sagt Klann.
Und trotzdem berichtet er von mangelnder Arbeitsmoral, wochenlangen Krankschreibungen oder unentschuldigtem Fehlen. „Wenn einer ausfällt, dann renn’ ich“, sagt er. Diesen Sommer konnte er keinen einzigen Tag freinehmen. „Das geht schon seit Jahren so, aber jetzt müssen wir auch mal an uns denken“, sagt seine Frau Bianca.
Eine Lösung fürs Koeberle und für Bodolz
Deswegen kam der LZ-Artikel über die Not der Gerstmayrs und ihre Suche nach einem neuen Restaurant gerade zur rechten Zeit. Denn den Klanns war schnell klar, dass diese Gastronomenfamilie die Lösung sowohl für das Koeberle als auch für Bodolz ist. „Ich kenne den Michael Gerstmayr und ich weiß, dass er’s gut macht. Schließlich will ich der Gemeinde ja was Gutes hinterlassen“, sagt Enrico Klann.
Er ist überzeugt, dass eine Gastronomenfamilie für die künftigen Herausforderungen besser gewappnet ist als Gastwirte wie er, die sich ihr Personal von außen holen müssen. Beste Voraussetzungen für einen Erfolg haben die Gerstmayr zumindest. Denn, so betont Enrico Klann: „Wir geben das Koeberle am Höhepunkt ab. Es läuft Bombe. Das Hotel ist ausgebucht und in der Gaststätte geht nichts mehr ohne Reservierung.“
„Mit diesem Haus werden wir glücklich“
Das wissen auch die Gerstmayrs. „Uns haben aufgrund des Artikels ganz viele Leute angerufen und uns Objekte angeboten. Aber das Koeberle war von Anfang an unser Favorit“ erzählt Alexandra Gerstmayr, die sich sicher ist: „Mit diesem Haus werden wir glücklich.“ Trotzdem hat die Familie eine ordentliche Zitterpartie hinter sich.
Denn die Klanns haben das Koeberle eigentlich für zehn Jahre gepachtet. Doch letztendlich stimmte der Gemeinderat der vorzeitigen Auflösung zu – und die Klanns werden sich mit einem Silvestermenü von ihren Gästen verabschieden. Die Gerstmayrs wiederum eröffnen den Gutsgasthof dann am 1. März.
Michael GerstmayrWenn wir zwei, drei Leute mehr wären, könnten wir auch viel mehr machen.
„Wir übernehmen eine langjährige Mitarbeiterin der Klanns, über die wir sehr froh sind, weil sie sich auskennt“, sagt Alexandra Gerstmayr und verhehlt dabei nicht, dass das Hotel Neuland für sie ist. „Der Restaurantbetrieb aber nicht, da sind wir erfahren“, betont sie schmunzelnd und erzählt, dass sie ihr eingespieltes Team nach Bodolz mitbringen.
Zu sechst wollen sie, mit Michael Gerstmayrs Worten gesprochen, das Koeberle „rocken“. Der Schwerpunkt des Restaurants soll auf der regionalen Küche liegen. Im Koeberle sollen dann auch wieder Hochzeiten, Konfirmationen, Geburtstage oder sonstige Familienfeste gefeiert werden.
Auch denken sie daran, den Saalanbau für Konferenzen oder Vorträge zu nutzen. „Aber da sind wir erst mal vorsichtig“, sagt Michael Gerstmayr und kommt damit auf das Thema der Klanns zu sprechen. „Wegen des Personals. Wenn wir zwei, drei Leute mehr wären, könnten wir auch viel mehr machen.“