Lindenwiese
Evangelische Freikirche Lindenwiese existiert seit 40 Jahren
Überlingen / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Seit 40 Jahren gibt es die „Lindenwiese“ im Ortsteil Bambergen. Ein kleines Jubiläum. Der Name der evangelischen Freikirche und des ihr angeschlossenen Freizeitheims, geht auf eine Flurbezeichnung zurück. Die Anfänge der „Liwi“ lassen sich jedoch viel weiter verfolgen: bis in die Zeit der „Stubengemeinden“ um das Jahr 1813.
Damals kam Josef Weibel , Sohn des Billafinger Bürgermeisters, in der Schweiz mit „Neutäufern“ in Kontakt. Später marschierte er mit einem Verwandten jeden Sonntag zum Besuch des Gottesdienstes nach Stein am Rhein. Bereits 1856 wurden im Haus von Weibel die ersten Versammlungen abgehalten.
1960 gründeten 24 Gläubige aus der Region Überlingen und Tuttlingen den Verein „Gemeinschaft der Evangelisch Taufgesinnten“ mit Sitz in Schönbuch bei Bambergen.
Doch was sind Taufgesinnte? Thomas Dauwalter, seit 1994 Pastor auf der Lindenwiese, verweist auf die Reformation, in deren Folge die Täuferbewegung entstanden sei.
Der Hauptunterschied zur katholischen und lutherischen Kirche liege im Kirchenverständnis. „Nur der, der eine bewusste Glaubensentscheidung trifft und diese mit der Erwachsenentaufe als öffentliches Bekenntnis zum Ausdruck bringt, gehört bei den Täufern zur Kirchengemeinde“. In Europa wurden die Täufer als Mennoniten bekannt, in den USA als Quäker. Die evangelische Freikirche Lindenwiese, so Dauwalter, habe ihre Wurzeln in den Erneuerungsbewegungen des 19. Jahrhunderts, die vom Gedankengut der ursprünglichen Täuferbewegung inspiriert seien.
Deren Selbstverständnis umfasst laut Dauwalter drei Eckpunkte: Das Wesen des Christentums besteht in der Nachfolge Jesu und nicht nur in der Mitgliedschaft zu einer Kirche, die Gemeinde ist eine Gemeinschaft der Glaubenden, die sich einer Ethik der Liebe und Gewaltfreiheit verpflichtet fühlen. „Für mich persönlich sind es die schönsten Momente, wenn Menschen von Egozentrik befreit zu Gemeinschaftswesen werden“.
Auf ein fundiertes theologisches Fundament wird großen Wert gelegt. Dauwalter ist promovierter Theologe und mit Daniel Plessing hat die Lindenwiese einen fest angestellten Jugendpastor mit Masterabschluss. Daneben gibt es ausgebildete weibliche und männliche Laienprediger.
„Unser Ziel ist es, die Botschaft der Bibel in der Essenz zu erhalten, dabei jedoch die aktuellen Lebensfragen der Zuhörer aufzugreifen, um sie für die heutige Zeit verständlich zu machen“, erklärt Dauwalter, der für die geistliche Ausrichtung von Gemeinde und Freizeitheim zuständig ist.
Der Gottesdienst ist geprägt durch zeitgemäße Lieder, unterstützt durch eine Live-Band aus Gemeindemitgliedern. Die Kinder – in der Regel 50 bis 60 an der Zahl - werden am Sonntagvormittag in Spezialgruppen betreut.
In der Lindenwiese wird Wert auf ein „gelebtes Wir-Gefühl“ gelegt. Dazu gehört das „Du“ im sprachlichen Umgang genauso wie das zwanglose Treffen im Foyer nach dem Gottesdienst - ein Mal im Monat mit Imbiss.
Und: Wer finanzielle Probleme hat, kann laut Dauwalter unterstützt werden, muss davor allerdings an einer Schuldnerberatung teilnehmen. Über das Programm „Liwi-Live“ erhalten Jugendliche in Not auf der Lindenwiese Betreuung und ein Dach über dem Kopf bis sie wieder Boden unter den Füßen bekommen.
Die Freikirche finanziert sich ausschließlich aus den Beiträgen und Spenden ihrer Mitglieder sowie externen Zuwendungen. Dieses eigenverantwortliche Engagement gepaart mit Gottvertrauen gab der Bamberger Gemeinde damals den Mut, mit der „Lindenwiese“ ein Großprojekt anzupacken. Als vor 40 Jahren, im August 1972, der fertige Komplex mit einem Tag der offenen Tür eingeweiht wurde, ahnte noch niemand, dass weitere Anbauten folgen würden.
Inzwischen wird das Freizeitheim von vielen kirchlichen Gruppen, Schulen, gemeinnützigen Organisation sowie von Firmen über die Region hinaus genutzt. 18 Jahre wurde es von Urs und Ursula Klauser geleitet.
Seit diesem Sommer ist Timon Föll als operativer Leiter für das Haus zuständig – das bedeutet einen Generationenwechsel in der Mehrgenerationengemeinde.