Berufsschule
Betriebe stützen Berufsschul-Standort Überlingen
Überlingen / Lesedauer: 2 min

Schwäbische.de
Wer eine Ausbildung macht, muss dafür auch eine Schule besuchen. Aber was, wenn es an der Berufsschule vor Ort keine Klasse für den Ausbildungsberuf gibt?
Dass diese Vorstellung wahr werden könnte, müssen derzeit in Überlingen sowohl Ausbildungsbetriebe als auch die berufliche Schule befürchten. So gibt es Überlegungen des Regierungspräsidiums Tübingen, die Klassen für angehende Industriekaufleute an einen gemeinsamen Standort im Bodenseekreis zusammenzuführen. Der Favorit dabei: Friedrichshafen. Für die Berufsschule Überlingen würde das eine Aufgabe der Ausbildungsklassen bedeuten.
„Wir haben das zufällig von unseren Azubis erfahren“, so Michael Allweier, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma für Präzisionsteile. Damit der Berufsschulstandort Überlingen auch in Zukunft gestärkt wird, hat das Unternehmen mehr als 20 Ausbildungsbetriebe, die Constantin-Vanotti-Schule ( CVS ) Überlingen und die IHK Weingarten um ein Gespräch gebeten.
Dabei bestand während der Diskussionsrunde am Dienstag nicht nur die Sorge, dass betriebseigene Azubis in Zukunft weite Wege zurücklegen und viel Zeit investieren müssten, um zur Schule zu gehen, sondern auch die Angst, dass es in der Bodenseestadt in Zukunft weniger Lehrlinge im Bereich Industriekaufleute geben könnte. „ Friedrichshafen ist für Berufsschüler interessant wegen der großen Unternehmen“, so Sabine Niestrath, Leiterin der Personalabteilung bei Allweier. „Die grasen uns ab.“ Es werde immer schwieriger, Interessierte anzulocken, die mit Herz dabei seien. Zudem sei in die neu gebaute Berufsschule „mächtig investiert“ worden, so Schulleiter der CVS, Joachim Maurer: „Da können wir nicht mithalten.“
Ein weiterer Pluspunkt für die Berufsschule in Friedrichshafen: Sie bietet Zusatzqualifikationen wie beispielsweise eine zweite Fremdsprache und internationale BWL/VWL an – die Constantin-Vanotti-Schule Überlingen tut das bislang nicht.
Schnell werden sich die Gesprächspartner einig: Genau daran hakt es - unter anderem. „Wenn es uns gelänge, die Leute, die wegen der Zusatzangebote abwandern, hierzubehalten, wäre der Klassenteiler erreicht und die Diskussion hier keine Diskussion“, so Maurer . Derzeit erreichen die angehenden Industriekaufleute an beiden Standorten den Klassenteiler von 30 Schülern nicht. Dennoch: Selbst, wenn die Berufsschule in Zukunft ebenfalls Zusatzqualifikationen anböte, müssten noch einige Regeln und Voraussetzungen umschifft werden. Denn zum Beispiel darf ein Azubi das Zusatzangebot nur dann nutzen, wenn er Abitur oder Fachhochschulreife hat. Sprich, Realschüler, für die die Ausbildung zum Industriekaufmann eigentlich gedacht waren, wären vom Angebot ausgeschlossen.
Clemens Besenfelder von der IHK Weingarten versprach schließlich, auf Dieter Renner, Leiter des Referats für berufliche Schulen im Regierungspräsidium Tübingen, zuzugehen, ihm von dem Treffen in Überlingen zu berichten und ein Gespräch anzubieten. Auch in der am Dienstag zusammengekommenen Runde wird es weitere Diskussionsrunden geben.