Mermaiding, Aerial Hoop, LARP
Drei außergewöhnliche Hobbys, die man ausprobieren sollte
Tettnang / Lesedauer: 7 min

Maike Daub
Einen Fußballverein hat fast jede Gemeinde, aber in vielen Orten im Südwesten Deutschlands kann man auch ungewöhnlicheren Hobbies nachgehen. Mit oder ohne Kostüm, sportlich oder künstlerisch: Wer „mal was anderes“ sucht, wird bei diesen Aktivitäten sicher fündig.
Schwimmen wie eine Meerjungfrau
Hobby Nr. 1: Mermaiding, oder auch Meerjungfrauen- oder Nixen-Schwimmen
Beim Mermaiding bewegen sich die Sportler in einem Kostüm, das eine Meerjungfrau oder einen Meermann darstellt, durch Gewässer und verbinden das häufig mit einem Foto- oder Videoshooting. Durch die häufig mit Schuppen dekorierte Monoflosse, in der die Sportler mit beiden Beinen stecken, schwimmen sie ähnlich wie Delfine durchs Wasser. Diese Flosse kann aus Plastik oder Silikon bestehen und mehrere Kilos schwer sein.
Die Kostümierung sollte allerdings nicht davon ablenken, dass es sich beim Mermaiding um eine anspruchsvolle Sportart handelt, die Elemente des Freitauchens mit Schwimmen und Unterwasserakrobatik verbindet.

Was braucht man dafür: Der wichtigste Teil der Ausrüstung ist die Monoflosse. Diese kann man selbst kaufen oder bei Schnupperkursen und Vereinen häufig leihen.
Wer macht so was: Laura Schindler ist 18 Jahre alt und schwimmt seit etwa sechs Jahren als Meerjungfrau durch die Welt. Aus einem kleinen Hobby ist für sie ein immer größeres geworden. Mittlerweile gibt sie an der Happy Divers Tauchschule in Dillingen selbst Mermaiding-Kurse. Mit dabei seien bei diesen Kursen nicht nur junge Mädchen, betont sie, sondern häufig auch die Eltern der Kinder – auch die Väter – und nonbinäre Personen.
„Das können alle bei uns machen, da gibt es keine Alterseinschränkungen“, erklärt sie. „Man muss nur sicher im Wasser sein und gut schwimmen können.“ Den Rest lerne man dann recht schnell. „Es ist ganz egal, wie man aussieht, ob die Bewegungen von Anfang an flüssig sind oder nicht. Einfach dranbleiben.
Laura SchindlerEs gibt so viele tolle Menschen, die das Hobby mit einem teilen, da kann man richtig gute Freundschaften knüpfen. Deswegen: Einfach mal ran an die Sache.

Was macht es für Laura Schindler so besonders: „Es ist eine ganz eigene Welt und ein wahnsinnig befreiendes Gefühl. Man taucht ab, hört von der Außenwelt gar nichts mehr – das ist super, um Stress abzubauen. In der Tauchschule ist es auch wie eine kleine Familie. Deswegen lässt einen das Meerjungfrauenschwimmen nicht mehr los.“
Leben wie im Mittelalter
Hobby Nr. 2: Live-Action-Roleplay, kurz: LARP
LARP kann als Mischung zwischen Rollenspiel und Improvisationstheater ohne Zuschauer beschrieben werden. Die Spieler stellen über einen definierten Zeitraum eine bestimmte Rolle dar, treffen dabei Entscheidungen und erleben Abenteuer. Diese kommen häufig aus dem Genre Fantasy oder sind vom Mittelalter inspiriert.
In ganz Deutschland gibt es über das Jahr verteilt viele Veranstaltungen, an denen LARP-Gruppen teilnehmen können. Zwischen den Events wird das nächste Abenteuer vorbereitet: Es wird an der Hintergrundgeschichte der Figuren gearbeitet, Kostüme müssen erstellt, Zelte genäht werden und zwischendrin ist Zeit für das Beisammensein bei einem Stammtisch. Solche Gruppen sind teilweise in Vereinen organisiert, wie dem Weltenwanderer e.V. in Weingarten. Am besten findet man sie über eine Onlinesuche.

Was braucht man dafür: Wer Interesse hat LARP auszuprobieren, kann sich einfach an eine Gruppe in seiner Nähe wenden und dort nach Einsteigertipps fragen. Die meisten sind offen für Neuzugänge und freuen sich über das Interesse. Je nachdem muss dann für das erste Spiel ein eigenes Kostüm angeschafft werden, das kann man je nach Rolle aber auch leihen.
Wer macht so was :
erzählt Christof Ronge„Wir kämpfen ja auch mit Polsterwaffen und da denkt man sich oft: Was sind das für Verrückte?“,
Er ist Mitglied der Gruppe „Neu Cavalor“ des Weltenwanderer Vereins. „Neu Cavalor“ ist der Name des fiktiven Landes, das sich die Mitspieler ausgedacht haben, aus dem ihre Charaktere kommen und das sie gemeinsam weiterentwickeln. Die Gruppe hat mittlerweile 18 Mitglieder aus der gesamten Region zwischen Oberschwaben und Bodensee. Altersbeschränkungen nach oben gibt es keine – unter den Spielern sind Leute von 18 bis über 60 und auch im Alter könne man noch mit LARP anfangen.
Was macht es für Christof Ronge so besonders: „Was mich immer beeindruckt ist: Die Menschen in der Community sind sehr offen. Es ist egal, wo du herkommst, wer du bist, was du für einen sozialen Status hast. Du bist einfach der, der da ist und jetzt diese Rolle spielt. Für viele ist es auch immer sehr erleichternd mal eine Woche ohne Handy, Computer und Social Media zu sein. Stattdessen muss man mal wieder mit anderen Menschen reden, in Kontakt treten. Es ist eine andere Form der Kommunikation und bringt Menschen einander mal wieder näher.“
Sportlich wie Zirkusakrobaten
Hobby Nr. 3: Aerial-Hoop, Luftakrobatik im Reifen
Aerial Hoop kommt aus der Luftartistik und ist da verwandt mit Aerial Silk, Akrobatik an einem Seidentuch, wie man sie aus dem Zirkus kennt, oder Pole-Dance, dem Tanzen an einer Stange. Die Artisten bewegen sich akrobatisch, häufig zu Musik, in einem von der Decke hängenden Reifen („Hoop“). Bekannt ist es vor allem aus dem Zirkus und Shows wie dem Cirque de Soleil.

Was braucht man dafür: Wer schon Erfahrungen etwa im Pole-Dance hat, kann leichter einsteigen, denn die Kraft und viele Bewegungsabläufe sind dann schon da. Wer als Anfänger mit Aerial Hoop beginnt, sollte gleichzeitig funktionales Training machen, um die nötige Muskulatur aufzubauen. Für die Reifen braucht man außerdem eine gewisse Deckenhöhe. Die Reifen selbst werden von den Studios und Vereinen, die Aerial Hoop anbieten, in der Regel während der Trainings gestellt.
Wer macht so was: Patricia Heim aus Tettnang macht seit fünf Jahren Aerial Hoop. Sie hatte ursprünglich mit Pole-Dance angefangen und wollte Aerial Hoop dann erst nur als Ausgleich machen, um beide Körperhälften zu belasten. „Und es hat mir von Anfang an Spaß gemacht“, erinnert sie sich. Jetzt gibt sie in Langenargen Aerial Hoop-Kurse für andere. Weil Aerial Hoop viele Elemente verbindet, kann es Leute mit Interesse an Tanz, Krafttraining oder Akrobatik ansprechen. Wer allerdings Probleme mit den Gelenken hat, sollte vorsichtig sein.

Was macht es für Patricia Heim so besonders: „Was mir so viel Spaß daran macht, ist die Vielfältigkeit. Es hat was Tänzerisches, hat aber auch viel mit Kraft zu tun. Es gibt so viele unterschiedliche Variationen, da hat man einfach Bock, es auszuprobieren. Aber Aerial Hoop ist eine Sportart, die weh tut, das muss man nicht verheimlichen. Man hat Druckpunkte und Muskelkater. Deswegen ist es toll, das in der Gruppe zu machen, wo man sich gegenseitig unterstützt und motiviert. Man freut sich miteinander, wenn man Erfolg hat, und es entsteht eine eigene Community. Die ist auch auf Instagram sehr aktiv."
Patricia Heim"Es ist auch einfach etwas Besonderes: Nicht jeder macht Luftartistik.“