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Energieversorger

Regionalwerk Bodensee ist wieder in der Gewinnzone

Tettnang / Lesedauer: 3 min

Der Gewinneinbruch des Jahres 2021 ist überstanden. Große Herausforderungen gibt es bei Klimawandel und Energiewende: Das bedeutet aber auch neue Geschäftsfelder fürs Unternehmen.
Veröffentlicht:20.11.2023, 12:00

Von:
  • Mark Hildebrandt
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Nach dem Magerjahr 2021 mit nur 50.000 Euro Überschuss hat das Regionalwerk Bodensee im letzten Jahr wieder die Kehrtwende geschafft und kann rund 1,4 der 2,5 Millionen Euro Jahresüberschuss an die Eigentümergemeinden ausschütten. In den kommenden zehn Jahren stehen laut Geschäftsführer Michael Hofmann indes große Veränderungen an.

Zwei Themen rücken dabei besonders in den Fokus: Klimawandel und Energiewende. Das Unternehmen Regionalwerk sei mittlerweile etabliert, das sei das Ziel der ersten Phase gewesen. Die Wertschöpfung bleibe in der Region ‐ neben der Gewinnausschüttung sind das rund 1,5 Millionen Euro Konzessionabgaben und 370.000 Euro Gewerbesteuern.

Grundversorgung läuft nur noch mit Wasserkraft

Ein erster Schritt soll sein, die Kunden in der Grundversorgung mit Ökostrom aus Wasserkraft zu beliefern. „Hier sehen wir aktuell keinen Preisanpassungsbedarf“, sagt Hofmann mit Blick auf eine konkrete Veränderung für die in der Regel 200 bis 500 Kunden in diesem Tarif.

Die Zahl der Kunden in der Grundversorgung schwankt mitunter ‐ teils war der Anstieg während der Energiekrise bei Pleiten anderer Stromanbieter sehr hoch. Der sogenannte „Graustromtarif“ mit konventionellen Erzeugern bleibt neben dem Ökostromtarif im Portfolio für Vertragskunden.

15 Millionen Euro sollen zusätzlich ins Netz fließen

Der zweite Schritt wird ein langfristiger sein. Hier rechnet Hofmann für die nächsten zehn Jahre mit insgesamt 15 Millionen Euro zusätzlichem Investitionsvolumen. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 hat das Unternehmen rund 4,1 Millionen Euro für Ausbau, Instandhaltung und Wartung des Stromnetzes ausgegeben. Fürs Gasnetz fielen rund 900.000 Euro an.

„Der Bedarf an Energie steigt“, sagt Hofmann. Die großen Posten sind E-Mobilität und elektrisches Heizen. „Der Netzausbau ist daher ein extrem wichtiger Punkt, der angegangen werden muss und dies auch wird“, so der Regionalwerk-Chef weiter. Um das finanzieren zu können, könnten auch sogenannte Genussscheine ausgegeben werden, also verzinste Anleihen.

Herausforderung: Viele kleine und mittlere Erzeuger

Eine Herausforderung ist dabei die Stabilität der Netze. Zum einen kann es Spitzen in der Einspeisung geben, die im Netz abgefangen werden müssen. Zum anderen kann es auch Verbrauchsspitzen geben, wenn etwa viel elektrische Heizleistung abgerufen wird. Größere Anlagen müssten angemeldet werden, kleinere wie Balkonkraftwerke nicht.

Die Herausforderung, so Hofmann, sei eben, das Netz von einer Struktur großer Versorger und vieler Abnehmer umzubauen in ein Netz, in dem auch viele kleine und mittlere Erzeuger teilnehmen. Hier wirbt Hofmann einfach aus Gründen der Planungssicherheit dafür, auch bei kleinen Anlagen zumindest eine Information an die Netzbetreiber zu geben, damit nicht unerwartete Leistungsspitzen auftreten.

Nahwärme soll zusätzliches Standbein werden

Beim Thema Wärmeversorgung sieht er ein wichtiges Zukunftsstandbein des Regionalwerks. Mit der Tettnanger Nahwärme startet hier das erste Projekt. Das soll ab 2024 laufen, hier will das Regionalwerk Personal aufbauen.

Hinzu kommt eine Kooperation bei einem Seewärme-Projekt mit der Gemeinde Langenargen. Und die Bürgerenergie Neukirch möchte der Versorger gern mit Dienstleistungen unterstützen, wie er mitteilt. Doch bei Neubauten wird Heizen mit Strom eben eine Rolle spielen.

Regionalwerk will zunehmend zum Energieerzeuger werden

Hinzu kommt: Mit dem Regionalwerk will Hofmann jetzt auch konsequent in Richtung Energieerzeugung gehen: „Das wird bei uns in der Region am ehesten die Photovoltaik sein.“ Freiflächenanlagen mit rund zehn Megawatt sind da ein Stichwort. Dies können auch Agri-PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen sein.

Zum anderen stellt das Regionalwerk auch verstärkte Anmeldungen privater PV-Anlagen fest. In einem Maße, dass es zehn bis 15 zusätzliche Mitarbeiter ebenso braucht wie eine konsequente Digitalisierung des Prozesses.