Löschwasser
Hunderte Meter bis zum Löschwasser
Tettnang / Lesedauer: 4 min

Vor rund einem Monat hat der Brand in Brünnensweiler die Tettnanger Feuerwehr vor große Herausforderungen gestellt: Große Löschwassermengen mussten über weite Distanzen herangeschafft werden. Ein ähnliches Szenario ereignete sich im vergangenen Jahr: Bei dem Brand einer Hopfendarre in Gesnauwiesen muss die Feuerwehr mehrere Hunderte Meter Leitungen verlegen. Beispiele, die zeigen, dass die Löschwasserversorgung stellenweise problematisch ist.
Feuerwehr und Verwaltung wissen um das Problem. Schon lange ist Feuerwehrkommandant Konrad Wolf auch mit der Stadtverwaltung im Gespräch. Denn „vorbeugender Brandschutz“ und damit auch das Bereitstellen von Löschwasser ist Aufgabe der Stadt Tettnang. „Losgelöst vom aktuellen Brandfall in Brünnensweiler wird in der Verwaltung ein Konzept bezüglich der Löschwasserversorgung erarbeitet“, teilt Judith Maier, Pressesprecherin der Stadt, mit. Nach dessen Vorstellung im Gemeinderat und der Priorisierung sollen dann „Zug um Zug und je nach Haushaltsmittel“ die Maßnahmen abgearbeitet werden. „Aufgrund des Umfangs wird dies entweder noch 2017 oder 2018 in die Gremien kommen“, so Maier weiter.
„Wir kommen, wenn es brennt“
Während „vorbeugender Brandschutz“ bei der Stadt verankert ist, ist die Feuerwehr der „abwehrende Brandschutz“, so Kommandant Wolf. „Wir kommen, wenn es brennt“ – wie am 25. Februar in Brünnensweiler: Gegen 21.45 Uhr ist die Tettnanger Wehr alarmiert worden, nach wenigen Minuten wird Großalarm ausgelöst. Das Löschen gestaltet sich schwierig: Als die Wehr eintrifft, hat sich der Brand weit ausgedehnt, es herrscht Einsturzgefahr, ein Stromkabel liegt auf dem Boden. „Es war kein Strom im Ort, Wasserpumpen sind nicht mehr gelaufen“, erinnert sich Wolf. „Normal hätten wir vom Hydrantennetz in Brünnensweiler ungefähr 800 Liter in der Minuten entnehmen können. So war das praktisch Null. Wenn alles normal gelaufen wäre, hätten wir viel machen können.“ Doch es läuft nicht normal. Zwei Löschfahrzeuge mit je 2000 Liter Wasser sind an der Unglücksstelle. Doch das mitgeführte Wasser wird nicht zur Abschirmung von Nebengebäuden genutzt, sondern zur Menschenrettung. Stundenlang geht die Wehr davon aus, dass noch drei Personen im Gebäude sind. Um 0.30 Uhr die Entwarnung. Das Löschwasser kommt von anderen Stellen. „Wir wissen natürlich wo die Löschweiher sind“, so Wolf. Es gibt einen Tümpel in Brünnensweiler, der zwar nicht als Löschweiher ausgewiesen ist, den die Wehr dennoch nutzt. Auch Löschweiher und -behälter in Siggenweiler werden genutzt, sind aber 1,3 Kilometer entfernt. Insgesamt verlegt die Feuerwehr sieben Kilometer Schläuche. Eine weitere Möglichkeit wäre ein Trinkwasserbrunnen in unmittelbarer Umgebung gewesen – doch er war verschlossen. „Theoretisch kann man rein und Wasser entnehmen. Dann muss aber der gesamte Behälter desinfiziert werden“, so Wolf. Für ein paar Tage wäre der Trinkwasserbrunnen ausgefallen. „Man muss sagen: Gut, dass wir da kein Wasser geholt haben“, zum einen, weil es Schwierigkeiten mit der Trinkwasserverordnung gegeben hätte und es eine technische Herausforderung gewesen wäre, das Wasser anzusaugen.
Viele Herausforderungen und massive Probleme
Auch der Brand in Gesnauwiesen im vergangenen Jahr stellte die Feuerwehr vor Herausforderungen: „Massive Probleme gab es bei der Wasserversorgung, diese konnten bei Beginn der Löscharbeiten durch das Löschwasser verschiedener Löschfahrzeuge überbrückt werden“, heißt es im Bericht der Feuerwehr. „Solche Situationen zeigen, dass da was passieren muss“, so Wolf.
„Wir haben sicher ein paar Ortschaften, wo es mit der Wasserversorgung knapp ist, aber der Gemeinderat will ja nachrüsten“, sagt Wolf weiter. Das bestätigt auch Stadtsprecherin Maier und erklärt, dass aufgrund der Siedlungsstruktur und Flächengröße Löschwasser nicht „einfach“ durch Wasserleitungen abgedeckt werden könne. Leitungen könnten – um für genügend Löschwasser zu sorgen – nicht entsprechend dimensioniert werden, da aufgrund des geringen Durchflusses Keime entstehen könnten. „Daher sind wir im Außenbereich auf externe Löschwasserbehälter angewiesen – Löschteiche, Zisternen, frühere Dunglegen.“ Diese könnten wiederum natürlich nicht überall gebaut werden. Andererseits könne in einer Baugenehmigung die Auflage erteilt werden, dass ein entsprechender Löschwasserbehälter gebaut werden muss.
Der Brand in Brünnensweiler bleibt weiterhin auch ein Thema der Verwaltung: Derzeit fänden Gespräche mit Fachleuten statt. Danach soll es Gespräche mit den Anwohnern geben, so Pressesprecherin Judith Maier. Ursachen und die Problematik am Brandtag sollen erörtert, über die Ergebnisse und Lösungen solle gesprochen werden.
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