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Helfen bringt Freude

Hierhin gehen Tettnanger Spenden von Helfen bringt Freude

Tettnang / Lesedauer: 4 min

In Lateinamerika, Westafrika und Asien geht es um Hilfe zur Selbsthilfe. Bildung ist stets wichtiger Bestandteil. Überall ist das Thema Inflation derzeit ein Hindernis.
Veröffentlicht:19.11.2023, 15:00

Von:
  • Mark Hildebrandt
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Bei der diesjährigen Aktion „Helfen bringt Freude“ stehen in den Regionen wieder zahlreiche lokale Projekte im Fokus. In Peru, Guinea und auf den Philippinen sind drei Projekte aus Tettnang, Meckenbeuren und Kressbronn ansässig. Das sind ihre Schwerpunkte.

Ganz allgemein geht es um Bildung, um Hilfe zur Selbsthilfe und um die Stärkung der Gemeinschaften vor Ort. Die Ausgangslage in den Ländern ist dabei sehr unterschiedlich.

Frauen unterstützen sich gegenseitig

Die Tettnanger Sternsinger unterstützen unter anderem die Refectorios in der Region um Porcón. Dies ist eine Organisation, in der Frauen sich gegenseitig unterstützen und in der sie gemeinsam lernen. Aktuell nehmen hier 110 Mütter sowie einige schwangere Frauen aktiv und regelmäßig mit ihren rund 135 Kindern im Alter von null bis sechs Jahren teil.

Das Ziel ist es laut Padre Alex, der das Projekt vor Ort betreut, dass die Familien ein gesundes Leben führen können. Grundlage ist die Unterstützung mit Blick auf die Selbstständigkeit und die finanzielle Unabhängigkeit. Die Refectorios sollen in diesem Sinne nur eine Art Anschub sein, aber eben keine lebenslange, dauerhafte Hilfe darstellen.

Eine Herausforderung ist, dass die Kosten vor Ort täglich steigen ‐ viele Menschen konzentrieren sich so auf den Kauf von Grundnahrungsmitteln. Dadurch ist allerdings auch der Markt für kunsthandwerkliche Produkte zurückgegangen, die für Frauen aus den Refectorios ein wichtiges Standbein sind.

Thema Bildung im Fokus

Beim Verein Djarama aus Meckenbeuren dreht sich alles um das Dorf Kassery in Guinea. „Wir freuen uns riesig, dass wir wieder mit dabei sein dürfen“, sagen Solomon und Anke Bah. Das kleine Dorf liegt in einem schwer zugänglichen Gebiet in Westafrika und ist auf die Hilfe aus Deutschland dringend angewiesen.

Ging es vor Jahren in dem Heimatdorf von Solomon Bah vor allem um die Versorgung mit Trinkwasser und somit um den Bau von Schöpfbrunnen, steht inzwischen deren Erhalt sowie das Thema Bildung im Fokus des Geschehens.

Beim Projekt Djarama in Guinea ist Bildung einer der Schwerpunkte. Der Verein finanziert zum Beispiel einen zusätzlichen Lehrer. (Foto: Djarama/Bah)

So konnte inzwischen mit Hilfe der Spenden aus Deutschland ein zweites Schulgebäude wie ein Lehrerwohnhaus erstellt werden. Aufgrund der politisch labilen Situation ist die Personalsituation landesweit unzureichend. Djarama versucht, mit der Anstellung und Bezahlung einer weiterer Lehrkraft den Kindern den Zugang zur Bildung auch künftig zu sichern.

Zahlreiche Kinder des Dorfes haben die Grundschule inzwischen erfolgreich durchlaufen und für einige hat sich dabei die Möglichkeit zum Besuch weiterführender Schulen in der allerdings etwa 250 Kilometer entfernten Hauptstadt Conakry eröffnet. 16 dieser Schülerinnen und Schüler wird derzeit mit einem Stipendium der Schulbesuch dort ermöglicht.

Warum das Handy eine essenzielle Rolle spielt

Ein Dauerläufer ist das Kressbronn Toril Education Program (KTEP) von Aurora und Reinhold Kugel. Hier hat auch die Weihnachtsaktion der Schwäbischen Zeitung immer eine wichtige Rolle gespielt, wie Kugels am Beispiel des Solardorfs verdeutlichen. Die Menschen vor Ort können an Ladestationen beispielsweise ihre Autobatterien laden, die ihnen als Stromquelle daheim dienen.

Seit mehr als 25 Jahren läuft das Projekt auf den Philippinen. Derzeit laufen Arbeiten an einem Solardorf, aber ebenso an einem Frauenhaus (hier im Bild). (Foto: KTEP/Kugel)

Wichtig sind auch die Handy-Lademöglichkeiten. Das Mobiltelefon spielt eine überragende Rolle. Auf den billigen, oft aus China stammenden Geräten können Schüler an Onlinelektionen teilnehmen oder für Arbeiten recherchieren. Und für die Eltern ist es ein wichtiges Werkzeug für die Jobsuche, wie Reinhold Kugel erklärt. Tagelöhner etwa finden auf speziellen Portalen ihre Tätigkeit für die folgenden Tage.

Eine wichtige Rolle spielt das relativ neue Frauenhaus im Projekt: Während Corona hatte die häusliche Gewalt zugenommen, so wie es in vielen Ländern der Fall gewesen ist. In der Einrichtung finden Frauen mit ihren Kindern Zuflucht.

Angesichts von Inflation und Arbeitslosigkeit hilft KTEP auch mit unmittelbarer Nothilfe in Form von Nahrungsmitteln. Doch das langfristige Ziel ist weiterhin Hilfe zur Selbsthilfe. Da spielt Bildung eine wichtige Rolle: Über tausend Menschen konnten dank des Projekts bereits ihren Schulabschluss machen.