Mehr weibliche Stimmen
Politik im Gemeinderat soll weiblicher werden
Tettnang / Lesedauer: 3 min

Linda Egger
Frauen sollen sich trauen, die Zukunft ihrer Heimat mitzugestalten und sich zu engagieren ‐ dafür setzen sich das Frauennetzwerk Tettnang und das Netzwerk BoRa ein. Sie möchten Frauen motivieren, bei der Kommunalwahl im kommenden Frühjahr zu kandidieren und die Lokalpolitik in der Region weiblicher zu machen. Denn noch sind Frauen vielerorts unterrepräsentiert.
In den kommunalpolitischen Gremien, also den Ortschaftsräten, dem Gemeinderat sowie den Ausschüssen, werden die wegweisenden Entscheidungen getroffen, die die Zukunft von Tettnang und den Ortschaften maßgeblich mitformen. Doch obwohl sie alle Bürgerinnen und Bürger betreffen, werden diese Entscheidungen überwiegend von Männern getroffen. Frauen sind in Tettnang in der Unterzahl, im Gemeinderat sitzt aktuell gar nur eine einzige Frau.
Netzwerke wollen Unterstützung bieten
Auch wenn am Ende die Wählerstimmen entscheiden ‐ erfreulich wäre es, wenn sich mehr Frauen zur Wahl stellen würden, findet Veronika Wäscher-Göggerle. Sie ist seit 17 Jahren die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte im Bodenseekreis und engagiert sich bei BoRa, einem vor fünf Jahren gegründeten Netzwerk für Frauenpolitik im Landkreis Ravensburg und dem Bodenseekreis.
„Frauen spüren erhebliche Hindernisse in sich, dabei sind sie in vielen Bereichen Expertinnen“, sagt Veronika Wäscher-Göggerle. Genau diese Expertise könnte die Politik enorm bereichern, ist sie überzeugt.
Und weil für viele Frauen schon eine Hürde fallen würde, wenn sie den Weg zur Kandidatur nicht alleine gehen müssen, will Andrea Appenmaier hierbei Unterstützung bieten. Sie hat das Frauennetzwerk in Tettnang mit gegründet, das sich mit derzeit vier ehrenamtlichen Frauen in vielen unterschiedlichen Bereichen engagiert.
Mentorin begleitet potenzielle Kandidatinnen
Dass Frauen oft vor einer Kandidatur zurückschrecken, sei häufig mit dem Faktor Zeit begründet, weiß Andrea Appenmaier. Doch auch Unwissenheit und Vorurteile spielen eine Rolle. Um Aufklärungsarbeit zu leisten und Frauen Mut zu machen, fand bereits im Sommer eine Veranstaltung statt, bei der BoRa-Vertreterinnen für Fragen bereitstanden. Rund zehn Frauen hätten daraufhin ihr Interesse bekundet und in Erwägung gezogen, sich im Frühjahr 2024 zur Wahl zu stellen.
Zudem bietet BoRa Mentorinnen an, die potenzielle Kandidatinnen an die Hand nehmen und ihnen mit ihrer eigenen kommunalpolitischen Erfahrung zur Seite stehen. Weitere Veranstaltungen sollen ebenfalls noch folgen. Gut angenommen werde auch die vom Tettnanger Frauennetzwerk initiierte Frauensprechstunde, die regelmäßig mit Veronika Wäscher-Göggerle stattfindet und bei der Frauen mit sämtlichen Fragen und Problemstellungen auf ein offenes Ohr treffen.
Warum mehr Frauen in der Politik wichtig sind
Mit Blick auf die Kommunalwahl 2024, die gleichzeitig mit Kreistags- und Europawahlen stattfindet, hat BoRa kürzlich die Kampagne mit dem Slogan „Frau dich“ gestartet, die mit Plakaten und einem Videoclip für mehr Frauen in der Politik wirbt. Andrea Appenmaier und Veronika Wäscher-Göggerle hoffen, dass so bei möglichst vielen Frauen in den kommenden Monaten Interesse für ein Engagement in der Kommunalpolitik geweckt werden kann.
Andrea AppenmaierIch bin überzeugt, dass ein Gremium dadurch viel effizienter und schlauer sein kann.
Im Idealfall sollten die Wahllisten künftig paritätisch sein und ebenso viele weibliche wie männliche Kandidatinnen und Kandidaten enthalten, meint Veronika Wäscher-Göggerle. „Politische Gremien sollten ein Spiegel der Gesellschaft sein ‐ deshalb würde ich sie mir bunt, divers und gerne mit mehr jungen Menschen wünschen“, sagt sie.
„Dann hätte man direkt alle Meinungen an einem Tisch“, findet auch Andrea Appenmaier. „Ich bin überzeugt, dass ein Gremium dadurch viel effizienter und schlauer sein kann.“
Auch persönlich könne Frau von einem politischen Amt enorm profitieren, so Wäscher-Göggerle: „Es ist ein großes Geschenk, mitgestalten zu dürfen und man sammelt dabei auch unheimlich viel Wissen an und befasst sich mit Themen, mit denen man sonst nicht so einfach in Berührung kommen würde“, sagt sie.
Informationen zu den Netzwerken
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Frauennetzwerks unter www.frauennetzwerk-tettnang.de sowie per Mail an frauenn[email protected]. Informationen zu BoRa gibt es unter www.bora-frauenpolitik.de. Für Fragen steht zudem Veronika Wäscher-Göggerle zur Verfügung, per Mail an veronika.waescher-[email protected] oder telefonisch unter 07541/2045475.