Stolperstein
Stolperstein für Widerstandskämpfer auf Schloss Spetzgart verlegt
Salem / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Vor fast genau 76 Jahren, am 20. Juli 1944, ist der Putschversuch der Widerstandsgruppe um Claus Schenk Graf Stauffenberg gegen die NS-Führung gescheitert. Beteiligt war auch Hans-Ulrich von Oertzen, der 1933 das Abitur auf Schloss Spetzgart absolvierte. Als Würdigung hat der Kölner Künstler Gunter Demning einen Stolperstein mit seinem Namen auf dem Schlossgelände verlegt. Das teilt die Schlossverwaltung mit.
Bundesweit erinnern Stolpersteine an die Opfer des NS-Regimes. Hans-Ulrich von Oertzen sei im Jahr 1929 nach dem Tod seines Vaters als Stipendiat an die Schule Schloss Salem gekommen. 1933 legte er auf Schloss Spetzgart sein Abitur ab. Nach seiner Schulzeit habe er die Offiziersausbildung in der Wehrmacht durchlaufen und habe anfangs noch auf der Seite der Nationalsozialisten gestanden. Nach den Erfahrungen und Erlebnissen im Vernichtungskrieg in Russland schloss er sich laut Mitteilung dann aber der Widerstandsgruppe um Graf Stauffenberg an. Nachdem der Putschversuch am 20. Juli 1944 scheiterte, habe er sich am 21. Juli 1944 das Leben genommen. Bernd Westermeyer, Gesamtleiter der Schule Schloss Salem, sprach in seiner Rede bei der Stolpersteinverlegung auch von diesen Licht- und Schattenseiten im Leben des Widerstandskämpfers und betonte laut Mitteilung, dass von Oertzen diese Würdigung verdiene. Zahlreiche Schüler sowie viele Kollegen nahmen an der Zeremonie teil.
Bereits am 21. Mai 2014 wurden laut Mitteilung an derselben Stelle zwei Stolpersteine für Paul Hinrichsen und Erik Blumenfeld verlegt. Beide seien im NS-Jargon sogenannte „Halb-Juden“ gewesen. Hinrichsen wurde in Auschwitz ermordet, Blumenfeld überlebte Auschwitz und wurde später für die CDU Mitglied im Bundestag.
Die Stiftung 20. Juli 1944 und die Schule Schloss Salem kooperieren laut Mitteilung miteinander. Die Kooperation bestehe seit Dezember 2019 und beide Partner verpflichten sich im Partnerschaftsvertrag zur gegenseitigen Unterstützung und zur Umsetzung gemeinsamer Projekte, heißt es weiter.
Die Verbindung zur Stiftung sei eng, da neben von Oertzen nach dem Zweiten Weltkrieg auch der Sohn von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, die Schule Schloss Salem in den Jahren 1947 bis 1965 besucht habe. Zum Start der Kooperation seien eine Salemer Schülerin und ein Salemer Schüler im März 2020 gemeinsam mit dem Geschichtslehrer Paul Ross zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung nach Berlin gefahren.
Initiator der Stolpersteine ist der Künstler Gunter Demnig, der im Jahre 2000 die ersten amtlich genehmigten Steine in Köln verlegte. Mit den Stolpersteinen erinnert er europaweit an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in Gehwege einlässt. Auf jedem Stolperstein dokumentiert er die Lebensdaten einer von den Nationalsozialisten verfolgten Person. Mit den Stolpersteinen möchte Demnig diesen Menschen ihren Namen zurückgeben und bringt mit den Namen auch die Geschichten an den Ort zurück.
Gunter Demnig hat laut Mitteilung bereits mehr als 77000 Steine verlegt und erzählte, dass er fast alle persönlich verlegt habe. Die Verlegung der Stolpersteine sei dabei auf keinen Fall zur Routine geworden. Er sei nun, mit einem Abstecher über Gersthofen und Augsburg, auf dem Weg nach Salzburg. Dort werde er vor dem Festspielhaus 32 Steine für Musiker, Schauspieler und Intendanten verlegen.