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Lucas geht’s gut, die Ärzte sind zufrieden

Salem / Lesedauer: 4 min

Lucas geht’s gut, die Ärzte sind zufrieden
Veröffentlicht:27.09.2011, 18:05

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Der 23. September 2011 wird Ulrike und Christof Tylla als ganz besonderer Tag in Erinnerung bleiben. Es war der dritte Geburtstag ihres Sohnes Lucas. Dass sie diesen gemeinsam mit ihm daheim in Mimmenhausen feiern konnten, ist fast ein kleines Wunder.

Anfang des Jahres, als die besiegt geglaubten Krebszellen zurückgekehrt waren in den kleinen Körper ihres Jungen, hätte keiner der ihn betreuenden Ärzte dafür garantieren können, dass Lucas diesen 23. September erleben wird. Die Leukämie hatte so stark Besitz von ihm ergriffen, dass nur noch die Stammzellspende eines genetischen Zwillings ihn retten konnte.

Die Suche nach einem solchen Zwilling in den weltweiten Datenbanken blieb allerdings erfolglos. Auch unter den rund 8000 Spendenwilligen, die sich bei der größten Typisierungsaktion in der Geschichte der Deutschen Knochenmarkspenderdatei im Februar in Salem haben registrieren lassen, war keiner dabei. So blieb nichts anderes übrig, als ein relativ neues Verfahren anzuwenden: Am 26. Mai transplantierten die Ärzte Lucas Stammzellen seines Vaters, obwohl nur drei von zehn sogenannten HLA-Merkmalen mit denen von Lucas übereinstimmten. Bei einem idealen Spender stimmen alle zehn überein. Es war der letzte Ausweg, behaftet mit einem kaum kalkulierbaren Risiko, da dieses Verfahren zuvor erst bei zwei Patienten angewandt worden ist und die Mediziner entsprechend wenig Erfahrung damit haben. Deshalb zunächst die groß angelegte Typisierungsaktion in Salem. Die Transplantation von Stammzellen eines hundertprozentigen genetischen Zwillings ist schlicht und einfach die erfolgversprechendere.

Seit Lucas‘ Transplantation sind mittlerweile 125 Tage vergangen – und die Hoffnung wächst, dass der Junge den Krebs tatsächlich besiegen kann. „Es geht ihm gut“, sagt Ulrike Tylla. Von Infekten oder anderen Rückschlägen ist der Knirps bislang verschont geblieben, die Blutwerte sind in Ordnung und den Katheder ist er seit vergangenem Montag los. „Die Ärzte sind super zufrieden“, so Tylla. Doch der Weg ist noch lang. Ob Lucas geheilt ist, können die Mediziner erst in fünf Jahren mit Gewissheit sagen. Bis dahin muss er weiterhin regelmäßig für Kontrolluntersuchungen nach Ulm. Zunächst noch alle drei Wochen, nach und nach werden die Abstände dann immer größer. Vorausgesetzt, es verläuft alles nach Plan.

Da sein Immunsystem noch längst nicht wieder voll funktionstüchtig ist – das wird ungefähr ein Jahr dauern – und selbst eine simple Erkältung den Heilungsprozess massiv beeinflussen könnte, ist Lucas‘ Alltag nach wie vor eingeschränkt. Dreimal täglich muss er Medikamente einnehmen, und bis er in den Kindergarten gehen darf, wird es noch eine ganze Weile dauern. Der Kontakt zu anderen Kindern beschränkt sich vorerst auf einige wenige, die Ulrike Tylla gut kennt und von denen sie weiß, dass sie akut nicht krank und außerdem geimpft sind. Die Ansteckungsgefahr wäre sonst zu groß. „Er kann sich gut alleine beschäftigen, aber sobald er mit anderen Kindern zusammenkommt, dann gibt er Vollgas, weil er nicht weiß, wann er das nächste Mal die Gelegenheit dazu hat. Da muss man ihn manchmal bremsen“, erzählt Ulrike Tylla mit einem Lächeln im Gesicht.

Dieses Lächeln dürfte ihr vor ein paar Monaten noch sehr viel schwerer gefallen sein. Acht Wochen musste ihr kleiner Lucas in der Klinik in Ulm in einem sterilen Glashäuschen verbringen. Die Zeit sei nicht einfach gewesen, doch Lucas habe sie super gemeistert. „Erst nach sechs Wochen hat er eine erste Schreiattacke bekommen“, erzählt seine Mutter. Irgendwann seien eben alle Filme angeschaut und alle Spielsachen durchgespielt gewesen. „Aber er hat gewusst, dass er das jetzt durchziehen muss“, so Tylla. Tapferer kleiner Mann.

Seinen dritten Geburtstag hat Lucas am vergangenen Freitag gemeinsam mit seinen Eltern, Tanten, Onkeln, Oma, Opa und seinen Lieblingsnachbarn gefeiert. Von morgens bis abends. „Es war der erste Geburtstag überhaupt, den wir mit ihm richtig feiern konnten. Beim ersten hat er ja noch nichts mitbekommen, beim zweiten war er schon krank“, sagt Ulrike Tylla. Zum vierten Geburtstag in einem Jahr würde sie Lucas einen Wünsch sicher ganz besonders gern erfüllen: eine richtige Party mit ganz vielen anderen Kindern.