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Tiefschlaf

Dubravko Lapaine lässt die hölzerne Röhre gurren

Oberteuringen / Lesedauer: 2 min

Kunst des Didgeridoo verzaubert das Publikum in der Mühle Oberteuringen
Veröffentlicht:20.01.2013, 18:00

Von:
  • Schwäbische.de
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Minuntenlanger Mono-Ton, der an das tiefe Brummen eines Bärs erinnert. Meditatives Grollen aus einem hölzernen Rüssel, das einen schier in Tiefschlaf schwingt. Fehlanzeige. Der kroatische Didgeridoo-Virtuose Dubravko Lapaine entlockt seinem ausgehölten Stamm in der Mühle in Oberteuringen vor rund 100 Zuhörern am vergangenen Samstag andere Töne. Völlig andere. Einzigartige. „Das klingt, also ob drei, vier Musiker auf einmal spielen. Das ist fast wie das Konzert einer Band. Mehrstimmig“, zeigt sich eine Zuhörerin in der Pause so verzückt wie verwundert. „Wie schafft der das nur?“

Nach einer Stunde unermüdlichen Blasens, Pustens und Schwitzens gönnt sich der Kroate eine kurze Pause. Schnell ist er umlagert, ein gefragter Mann. „Original ist das, was aus dir herauskommt, was du erzeugst“, gibt er als Antwort auf die Frage, warum er nicht wie andere auf dem Didgeridoo spielt, eher ursprünglich. Nein. Für Dubravko Lapaine gebe es kein wirkliches Original, wie er selbst sagt.

Die enorme Konzentration ist dem Virtuosen anzumerken. In drei Didgeridoos bläst er abwechselnd hinein, stets mit einem Kopfhörer auf. „Damit höre ich ganz nebenher Musik und Nachrichten“, scherzt Lapaine. „Nein, nein. Während des Spielens habe ich so viele Stimmen im Kopf, dass ich meine eigene Musik ganz laut über die Kopfhörer ins Ohr bekommen. So kann mich nichts mehr ablenken. “ Seit mehr als zehn Jahren feilt Lapaine an seiner Methoden, um das uralte Instrument zu neu zu bespielen.

So verzerrt er die Töne, dehnt diese, sucht weiter nach den schier unendlichen Möglichkeiten des noch recht unerforschten Didgeridoos. Das Ergebnis ist zu hören, zu spüren, gar zu fühlen: Murren, gurren, grunzen, gurgeln, röhren – Lapaine holt aus der hölzernen Röhre raus, was andere höchstens auf dem elektronischen Weg schaffen. Wenn überhaupt. Und das alles nur mit der Kraft seiner Puste. Puste? Nein. Der Begriff Druckluft bringt es besser auf den Punkt. „Mein Atem hat eine enorme Kraft, die Luft kommt mit viel Druck heraus“, ist sich Lapaine bewusst.

Kaum etwas erinnert in den zwei Stunden Konzert an die Kunst, wie die australischen Ureinwohner minutenlang ihre Röhre zum Murren brachten. Lapaine hat die Kunst des Didgeridoos weiter entwickelt. „Der ist fünf Stufen weiter“, ist eine der Organisatorinnen des Konzertes überzeugt. Nicht ohne Grund hat der Kroate internationale Musikpreise gewonnen, unter anderem den World of Music Award 2009.