Schneiderlein
Bei diesen Schweinen machen Plagegeister die Fliege
Oberteuringen / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Ob dieser Nachricht hätte wahrscheinlich das „Tapfere Schneiderlein“ einen Freudensprung gemacht: Es braucht nicht unbedingt ein Brot, bestrichen mit feinem Mus, um lästige Fliegen anzulocken und zu erledigen, mit dem Effekt, dass nach erfolgreichem Fliegenschlag das leckere Brot ungenießbar ist – so genannte effektive Mikroorganismen tun es auch. Nachgewiesen haben das Birgit Locher aus Oberteuringen und Ulrike Dreher aus Ravensburg-Berg. „Wenn Fliegen nicht mehr Fliegen fliegen“ lautet der Titel der „Jugend forscht“-Arbeit der beiden Schülerinnen der Edith-Stein-Schule in Ravensburg, mit der sie Landessieger in der Sparte Biologie geworden sind. Und damit nicht genug: Vom 17. bis 20. Mai nehmen Birgit Locher und Ulrike Dreher am Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ in Erfurt teil. Ob sie sich dort auch einen Preis erhoffen? „Mal sehen“, sagen die beiden sympathischen jungen Frauen bescheiden.
Doch der Reihe nach. Dass Mamas und Papas Ferkel und auch die rund 90 Muttersauen von Fliegen regelrecht gepiesackt werden, war Birgit Locher ein Dorn im Auge. Also schlugen sie und ihre Freundin Ulrike Dreher den beiden „ Jugend forscht “-Betreuungslehrerinnen Brigitte Schürmann und Dr. Beate Luther-Kirner vor, für den Wettbewerb in der Praxis die Wirksamkeit von effektiven Mikroorganismen (EM) zu testen.
Dabei handelt es sich um eine Mischung von Mikroorganismen, vor allem aus Milchsäurebakterien, Hefen und Nichtschwefelpurpurbakterien. „Manche wittern etwas Esoterisches dahinter, weil EM schon als Wundermittel angepriesen wird“, sagt Birgit Locher. So soll es die Nahrung ergänzen und beispielsweise im Gartenteich Schlamm reduzieren. Außerdem werden EM-Produkte bei Farben, Kleidung und zum Beispiel Schmuck angeboten.
Im Stall sollen nach Herstellerangaben Fliegen mit EM erfolgreich bekämpft werden. Letzteres Versprechen wollten die Forscherinnen gemeinsam mit ihrer Klassenkameradin Andrea Heilig aus Tettnang, die allerdings aus Altersgründen nicht mit zum Wettbewerb durfte, überprüfen, zumal es zu diesem Thema keine wissenschaftlichen Arbeiten gab.
Griesbrei und Fliegenleim
Nicht mit süßem Mus, sondern mit Grießbrei, versetzt mit Milchpulver, Hefe und EM, fütterten die Schülerinnen im Labor Fruchtfliegen – eine Kontrollgruppe wurde ebenfalls mit dem Brei gefüttert, allerdings enthielt dieser kein EM. Enthielt der Grießbrei EM, verzögerte sich die Entwicklung vom Ei bis zur adulten Fliege um etwa drei Tage. Weitere Laborversuche mit Stubenfliegen belegten die Verzögerung unter Einfluss von EM.
Die im Labor gewonnenen Erkenntnisse testeten die Schülerinnen gleich in der Praxis, sprich, im Schweinestall. Eine Ferkelbucht sprühten sie mit EM ein, eine zweite nicht. Mit Hilfe von Fliegenleim – rund 90 der klebrigen Streifen haben die jungen Frauen für ihre Arbeit eingesetzt – haben sie dann die Fliegenpopulation im Stall strichprobenartig gemessen. Auch hier erbrachten sie den Beweis, dass die Entwicklung der Fliegen im Stall verzögert wurde, was sich nach mehreren Metamorphose-Zyklen auf die gesamte Fliegenpopulation im Stall auswirkte: Sie hatte sich in etwa um die Hälfte verringert. „EM sind einfach in der Anwendung, aber effektiv und eine Erfolg versprechende Alternative zu chemischen Insektiziden, beispielsweise für Öko-Betriebe“, lautete das Urteil der Jungforscherinnen. Das Urteil der Jury beim Regionalwettbewerb: „Eine hervorragende Arbeit.“
Ähnlich sah es die Jury beim Landeswettbewerb: Sie sprach den Forscherinnen den ersten Platz in der Sparte Biologie zu.