Liederabend
Liederabend voller Zärtlichkeit, Sehnsucht und wilder Dramatik
Meersburg / Lesedauer: 2 min

Schwäbische.de
Bariton Thomas Gropper und seine Klavierpartnerin Maharani Chakrabarti sind im Wohnstift Augustinum in Meersburg gern gehörte Gäste. Nach Schuberts Liedzyklen „Die Winterreise“ und „Die schöne Müllerin“ und einem Abend mit Mozartliedern und -arien haben sie zum romantischen Liederabend in den Konzertsaal eingeladen.
Der Professor für Gesang, Stimmkunde und Gesangsdidaktik an der Hochschule für Musik und Theater München ist seit 2014 auch Chorleiter der Birnauer Kantorei. Eine Freude ist es, seinem warm fließenden Bariton zuzuhören, der mit zärtlichem Piano besticht, aber ebenso zu höchster Dramatik anschwillt. Zu beidem war an diesem Abend Gelegenheit genug, denn das Programm brachte ganz unterschiedliche Seiten des Liedgesangs. Sänger und Pianistin sind schon seit Jahren ein sehr gut aufeinander eingeschworenes Team, aufmerksam folgt Maharani Chakrabarti dem Sänger, malt am Klavier die Stimmungen, ob sanft und zärtlich oder mit dramatischer Leidenschaft.
Ein fließender Zyklus
Berührend interpretierte das Duo Beethovens Liederkreis „An die ferne Geliebte“ als fließenden, eng verklammerten Zyklus. Sehnsuchtsvoll blickte der kultivierte Bariton zurück auf Glück und Qual der Liebe, suggestiv beschwor er die innere Pein wie die hellen Visionen, das Liebesflehen, die Hoffnung auf Erfüllung. Schön und verständlich formte er die Worte.
Fünf Balladen von Carl Loewe folgten, meisterlich vorgetragen. Erschüttert verfolgte man Goethes Gedicht vom „Erlkönig“, die deutliche Differenzierung der Stimmen des verängstigten Knaben, des lockenden und zuletzt drohenden Erlkönigs, des beruhigenden Vaters. In die Geisterwelt führte auch die Ballade „Herr Oluf“, schaurig die Dramatik bis zur Grabesstimme, die von Olufs Tod kündete. Mit bezaubernd märchenhafter Zartheit war in „Tom der Reimer“ dessen Begegnung mit der Elfenkönigin zu erleben. Berührend war nach dem farbigen Lagerleben um „Prinz Eugen“ die Sage vom scheuen „Nöck“. Der zweite Teil des Konzerts beleuchtete den Mythos vom Titanensohn „Prometheus“ in immer neuen Varianten, angefangen beim rezitierten Goethe-Gedicht über Vertonungen von Johann Friedrich Reichardt, Franz Schubert und Hugo Wolf. Starke Kontraste prägten die Vertonungen, dramatisch der Aufschrei, die wilde Anklage gegen die Götter, Prometheus‘ Zorn und wilde Entschlossenheit. Gegenübergestellt waren Texte von Gottfried August Bürger und Paul Klee, erheiternd Klabunds Erzählung vom „Prometheus auf Skiern“. Hell und freudig setzte Schuberts Vertonung von Goethes Hymne „Ganymed“, die Vereinigung des lyrischen Ichs mit dem „allliebenden Vater“, ein Gegenbild zu Prometheus.