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Gefahr für Fische im Bodensee: Taucher bergen Geisternetz

Meersburg / Lesedauer: 5 min

Aktion im Bodensee dauert 90 Minuten – Verloren gegangene Netze sind Gefahr für Tiere und Menschen
Veröffentlicht:19.02.2018, 18:31

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Das Tauchteam Bodensee und die Trimix Diver aus Reutlingen haben bei Meersburg ein herrenloses Fischernetz aus dem Bodensee gezogen. Es hatte sich auf Höhe des Hotels Wilder Mann am Hang unter Wasser verfangen. Dort steigen vor allem im Winter Taucher ins Wasser. Das Netz hing teilweise am steil abfallenden Ufer und am Grund. „Es hat sich über eine Tiefe von 30 bis 40 Metern gezogen“, berichtet Maren Moldon aus Herbertingen. Sie gehört zum Tauchteam Bodensee, einer freien Gruppe von Tauchern, die gemeinsam ihrem Hobby nachgeht und auch Kurse gibt.

Unter Wasser haben die Taucher Lampen dabei. Sie entdeckten das Netz gleich nachdem sie beim Wilden Mann ins Wasser stiegen. „Wir sind darüber getaucht und haben es direkt gesehen“, sagt sie. Das Netz habe sich in der Strömung bewegt, außerdem seien zahlreiche tote Fische darin gehangen. Als die Taucher es zum ersten Mal entdeckten, hatten sie allerdings nicht das richtige Werkzeug dabei, um es zu bergen. Also verabredeten sie sich, um das Netz aus dem Wasser zu holen. Zu fünft machten sie sich dann ans Werk. Bevor das Team ins Wasser stieg, plante es den Einsatz gründlich, besprach alle Einzelheiten und verteilte die Aufgaben.

„Wir haben uns dafür entschieden, zwei Sicherheitstaucher mitzunehmen“, sagt Maren Moldon. Sie packten bei der Bergung nicht direkt mit an, sondern versuchten von oben und von der Seite den Überblick über die Situation zu behalten. „Sie schreiten nur ein, wenn Hilfe gebraucht wird“, sagt sie. „Das ist wichtig, weil sich ein Taucher auch im Netz verheddern könnte.“ Ein dritter Taucher leuchtet den Einsatzort mit einem Strahler aus, zwei entfernten das Netz und Maren Moldon dokumentierte die Aktion unter Wasser mit Fotos und Videos.

Im Netz hängen tote Fische

„Das Netz hing teilweise im Schlamm und musste erst herausgezogen werden werden“, sagt sie. Die Taucher steckten das, was von ihm übrig war, in einen sogenannten Hebesack, eine Art Boje, die sich unter Wasser aufblasen kann und dann an die Oberfläche schwebt. „Sonst wäre es zu schwer gewesen“, sagt die Taucherin. Alle Fische, die in dem etwa zehn Meter langen Netz hingen, waren bereits tot. „Zum Teil war die Verwesung schon sehr weit fortgeschritten“, sagt sie. Die Taucher schnitten Fische aus den Maschen und ließen sie im See zurück. Die gesamte Aktion dauerte 90 Minuten. Maren Moldon freut sich, dass das Netz jetzt entsorgt werden kann. „Es hat noch immer gefischt und war auch für Taucher eine Gefahr“, sagt sie. Bis das Netz aus Nylon verrottet wäre, hätte es einige Jahre gedauert.

Nachdem das Tauchteam Bodensee das Netz an die Oberfläche befördert hatte, informierte es die Polizei und die Fischereiaufsicht. Denn die Netze von Berufsfischern sind mit einer Plombe versehen und registriert. So kann der Besitzer ausfindig gemacht werden, sollte ein herrenloses Netz gefunden werden. Besonders häufig kommt das aber nicht vor. Normalerweise sind es Taucher, die verloren gegangene Netze finden. „Meistens befestigen sie eine Boje daran, damit man es wieder findet“, sagt Dirk Abel, Pressesprecher des Regierungspräsidiums Tübingen, das auch für die Fischereiaufsicht zuständig ist. „Unsere Erfahrung ist, dass solche Netze eher in den tieferen Gewässerzonen gefunden werden.“

Für Fischer ein ärgerlicher Verlust

Für Fischer ist der Verlust eines Netzes sehr ärgerlich, berichtet Elke Dilger . Die Meersburgerin ist Vorsitzende des Verbands Badischer Berufsfischer und war selbst als aktive Fischerin 26 Jahre auf dem Bodensee unterwegs. Sie hat in all den Berufsjahren noch nie ein Netz verloren, weiß aber, dass es für Fischer ein finanzieller Schaden ist. „Ein Netz kostet zwischen 600 und 800 Euro“, sagt sie. Deswegen sei es ein finanzieller Verlust. Ein weiteres Problem sei, dass die Netze weiter fischen, wenn sie im See umhertreiben. Hinzu komme die Arbeitszeit

Deshalb suchen Fischer selbst nach verloren gegangenen Netzen. „Wir Fischer kennen den See wie unsere Hosentasche. Wir haben unsere Plätze, wo wir Netze auslegen und wissen, wie die Strömungen sind“, sagt Elke Dilger. Verschwinde ein Netz, fahre der Fischer mit heruntergelassenem Anker durchs Wasser, in der Hoffnung es so zu angeln. Findet der Fischer es nicht innerhalb von etwa zwei Wochen, muss es entsorgt werden. Deshalb versteht Elke Dilger nicht, dass manche Menschen die Bojen abschneiden, mit denen die Fischer die Kanten ihrer Netze markieren. „Im Sommer kommt das immer wieder vor“, sagt sie.

Fische, Wracks und Steilwände

Das Tauchteam Bodensee geht wöchentlich Tauchen, wenn es möglich ist im gesamten Jahr. Die Gruppe besteht aus Tauchern aus dem Bodenseekreis und dem Landkreis Sigmaringen. Für sie ist Tauchen in erster Linie ein Hobby, aber sie bieten auch Schnuppertauchen und Kurse an.

Wie Maren Moldon berichtet, ist der Bodensee dunkel und lange nicht so farbenfroh wie das Meer in der Karibik. Trotzdem entdecke man auch im Bodensee allerlei interessante Dinge unter Wasser. „Es gibt Wracks und natürlich Fische zu sehen“, sagt sie. Eine Faszination seien die Steilwände bei Meersburg, insbesondere aber bei Überlingen. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man dort entlang schwebt“, sagt sie.

Für das Tauchteam Bodensee war die beschriebene Aktion die erste Bergung eines verloren gegangenen Fischernetzes. Die Trimix Diver aus Reutlingen hatten laut Maren Moldon zuvor schon einmal ein Netz bei Überlingen aus dem Wasser geholt. Ansonsten finden die Taucher vor allem das, was Passanten vom Ufer aus in den Bodensee werfen. Dazu gehören beispielsweise Gartenmöbel von Gaststätten an der Meersburger Promenade oder Fahrräder.