Stadtkapelle
Stadtkapelle Meersburg trotz dem Regen
Meersburg / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Einmal mehr hat die Stadtkapelle Meersburg zu ihrem im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Open-Air-Konzert eingeladen. Angesagt war ein sommerliches, beschwingtes, südländisches Programm. Und der langanhaltende Applaus des Publikums nach allen Stücken zeigte: die Programmauswahl war bestens getroffen.
Mit dem Konzertmarsch „Vivat Athesis (Es lebe die Etsch)“ vom Südtiroler Komponisten Hans Finatzer eröffnete die Stadtkapelle Meersburg unter Leitung ihrer Dirigentin Marianne Halder den musikalischen Abend. Sei es die Suite Marchigiana von Luciano Feliciano mit ihrem traumhaft schönen, langsamen Mittelsatz „Sono la Mezzanotte (Es schlägt Mitternacht)“ oder aber die legere Gangart der kleinen Engländerin im Marsch-Intermezzo „L’Inglesina“ von Davide Delle Cese, sei es die mit musikalischem Witz gespickte Sarabande und Polka aus Malcolm Arnolds Ballett „Solitaire“: die Musiker bewiesen in allen Registern, dass konzertantes und qualitativ hochwertiges Blasorchestermusizieren für sie seit langer Zeit an der Tagesordnung liegt. Dies ist vor allem deshalb erwähnenswert, da die Stadtkapelle im vergangenen halben Jahr eine grundlegende Umstrukturierung im gesamten Holzbereich hinter sich gebracht hat.
Der Höhepunkt des ersten Teils war die Musik zu Elton John/Tim Rice’s Musical „Aida“ in einem Blasorchester-Arrangement von Ton van Grevenbroek. Ausdrucksstark wurden die gewählten Nummern „Dance of the Robe“, „Written in the Stars“, „Easy as Life“ musiziert. Big-Band Sound war bei den Werken „ Mac Arthur-Park“ sowie „The Chicken“ angesagt. Unüberhörbar die Begeisterung des Orchesters auch für diese Art von moderner Musik: hervorragend ausbalanciert, dennoch temperamentvoll und sonor gaben sowohl Orchester als auch Solisten – Christian Herter, Christof Wehrle, Florian Möhrle (Posaunen), Jörg Klose (Tenorsaxophon), Felix Birnbaum (Marimbaphon) – diesen beiden Stücken den nötigen Schuss „Improvisation“.
Das letzte Werk des Abends war ein Gruß gen Südamerika an unsere National-Elf. Alfred Reeds „Second Suite for Band“ trägt den Untertitel „Latino-Mexicana“, und alle vier Sätze sind geprägt vom südamerikanischen Flair, welches Jogis Jungs gleich nebenan in Brasilien dieser Tage fühlen, riechen und spüren. Leider hatten die Musiker zu diesem Zeitpunkt des Abends keinerlei Zeit mehr, ihre musikalischen Grüße gen Südamerika zu schicken. Schon auf die ursprünglich angedachte Pause nach „Aida“ wurde im Hinblick auf das sich verschlechternde Wetter verzichtet, und nach „Mac Arthur-Park“ musste die Stadtkapelle das Konzert wegen einsetzendem Regen kurz unterbrechen.
Wäscheklammern, Händeund Füße sind gefragt
Bei genannter Second Suite waren nebst engagiertem Musizieren alle nur denkbaren Kräfte in Form von Wäscheklammern, freien Händen für Noten und Füßen für Notenständer gefragt, um das Konzert zu einem guten Ende bringen zu können. Gepaart mit der enormen musikalischen Anforderung des Werks an jedes einzelne Register war dies schlichtweg eine Meisterleistung der Stadtkapelle. Publikum und Musiker waren sich einig: ohne Gewitter im Genick musiziert es sich leichter. Dirigentin Marianne Halder garantierte, dass die Second Suite an einem der Burgwegkonzerte nochmals aufgelegt wird – bei schönem Wetter, um sie dann auch genießen zu können.