Überblick
Meckenbeurer Gastronomie kämpft weiter mit Personalnot
Meckenbeuren / Lesedauer: 5 min

Roland Weiß
Die großen Neueröffnungen oder Geschäftsauf-/übergaben sind bislang im Jahr 2023 in Meckenbeurens Gastronomie ausgeblieben. Unter fünf Aspekten fasst die SZ Berichtenswertes zusammen, beginnend beim unverändert bemerkbaren Personalmangel.
Genji: Dem musste auch das Genji Tribut zollen. Sushi und mehr ist dort seit über zwei Jahren geboten — an der Stätte, wo zuvor Alfio la Mela im „da Alfio“ hochklassig italienisch unterwegs war.
Auch die Nachfolger machen aus den begrenzten Räumlichkeiten in der Hauptstraße das Beste. Die Karte hat sich freilich gewandelt — „hochwertiges asiatisches Essen“ sowie „Good friends, good food, good mood“ versprechen Inhaberin Linh Nguyen und ihr Team.
Tischreservierung ist jetzt wieder möglich
Nur: Aufgrund von Personalknappheit musste im April mehrere Wochen lang auf „to go“-Betrieb umgestellt werden. Seit Anfang Mai ist am Wochenende wieder für die Gäste vor Ort geöffnet: „Wir nehmen ab sofort wieder Tischreservierungen für Freitag Abend bis Sonntag an“, heißt es
Was Linh Nguyen mit Freude erfüllt, hat sie es als Gastronomin doch auch schon die Kehrseite erlebt: „Ein ausgebuchtes Haus, und dann kommt die kurzfristige Absage der Helferin im Service“.
Konzept richtet sich am Personal aus
Jägerhaus: Wie sich mit Personalmangel umgehen lässt, das beschäftigt viele Gastronomen, bestätigt Johannes Kettnaker auf Anfrage. Als Geschäftsführer im Hotel und Restaurant Jägerhaus weiß er ebenso darum wie als Leiter der Ortsstelle Meckenbeuren des Hotel– und Gaststättenverbandes — in dieser Funktion zusammen mit Melanie Lehle–Celik vom „Löwen“ in Buch tätig.
Für das Haus in Madenreute ist Kettnaker froh, dass sich die Lage im Jahr 2023 gegenüber 2022 verbessert hat. Dazu beigetragen habe ein Konzept mit dem Kernsatz: „Wir richten uns nach dem, was wir an Personal haben.“ Auch bei vielen Kollegen sei es so: „Jeder ist froh, wenn er das umsetzen kann, was er sich überlegt hat.“
Abendessen: Gäste kommen und gehen früher
Durchaus spannend, was Johannes Kettnaker beobachtet hat: „Vor Corona waren die Leute länger und später unterwegs.“ Heißt: „Das Essensgeschäft ist heute zeitig vorbei“, nach 20 Uhr gebe es deutlich weniger Gäste als früher.
Ranch/Santa Maria: Dauerhaft geschlossen hat das Santa Maria: Als „Ristorante und Pizzeria“ war es am Bahnhofplatz ansässig, hier haben sich die Türen aber seit einige Zeit nicht mehr geöffnet.
Das folgt auf die „Ranch“
„Dauerhaft geschlossen“, das gilt auch für die „Ranch“ in Weiler. Seit 1999 war sie ein beliebter Anlaufpunkt im Hinterland. Vor anderthalb Jahren hat erstmals eine Bauvoranfrage den Technischen Ausschuss beschäftigt, die Veränderung signalisierte. Wie Andreas Wagner bestätigt, werde hier ein Doppelhaus entstehen.

Vereinsheim: Auf einen Pächterwechsel steuert die Vereinsgaststätte des TSV Meckenbeuren zu — eine Anzeige auf ebay hatte dies nahegelegt. „Für unsere sehr gut eingeführte Sportgaststätte suchen wir ab Januar 2024 eine Nachfolge als Pächter/Restaurantleiter (m/w/d)“, hieß es da unter Hinweis auf die insgesamt 70 Sitzplätze, aber auch auf den großzügigen Biergarten.
Ihn hebt auch Matthias Gesell seitens der Vorstandschaft des TSV Meckenbeuren im Gespräch mit der SZ als „Riesenpluspunkt“ hervor, aber auch, dass Küche und Thekenbereich erst 2022 umfangreich erneuert wurden.
Marcel Paul hat „wunderschöne Zeit hier gehabt“
Gesundheitliche Gründe zwingen Betreiber Marcel Paul dazu, sich neu zu orientieren, von ihm geht denn auch die Kündigung aus. Kurz vor Corona hatte er die Vereinsgaststätte im Februar 2020 übernommen, die „schwierige Anfangszeit“ ist ihm noch im Gedächtnis.
Schon da und in der folgenden „to go“-Zeit habe er eine wohlwollende Resonanz bei den Mitgliedern gespürt — und zuletzt „eine wunderschöne Zeit hier gehabt“. Ohne die gesundheitlichen Gründe „hätte ich gerne weitergemacht“.
Auswahlverfahren läuft für neuen Pächter
Eine positive Bewertung, die sich im gleichen Maß bei Matthias Gesell findet: „Wir gehen im Guten auseinander“, sagt er. Auf den Punkt gebracht ist auch die Stellenbeschreibung: „Wir suchen einen kreativen Gastronom mit Sinn für Vereinsleben“, lautet sie und hat dazu geführt, dass sich viele Interessierte gemeldet haben. „Wir sind guter Dinge“, ist Gesell positiv gestimmt für den TSV, der sich mittendrin im Auswahlverfahren befinde.
Waldschenke/Waldhorn gibt’s nicht mehr
In Brochenzell hatte es im Vorjahr drei Veränderungen gegeben: Seit April erfreut „da Rinno“ auf dem Areal der Gartenfreunde mit Pizza, Pasta und Mittelmeerküche.
Im VfL–Vereinsheim gab es aufs Jahresende hin einen Wechsel: Von der Pilsbar „Movie“ kommend trat Horst Patriarka im „Wirtshaus im Schussental“ an die Stelle von Roland Kunzelmann und Yvonne Wiegandt, die seit Ende März in der Gerbe Bar in Ailingen zu finden ist. Traurig die Kunde, dass die Traditions–Gaststätte „Waldschenke“ (früher Waldhorn) seit Spätherbst dauerhaft geschlossen hat.
Sind es im Dehoga-Verband Bodenseekreis 405 Mitglieder, lässt sich für die Ortsstelle Meckenbeuren leider keine Zahl erheben – so die Auskunft der Geschäftsstelle in Ravensburg.