Haltestelle
Keine 300 Meter bis zur Haltestelle – allerorten
Meckenbeuren / Lesedauer: 4 min

„Wir fahren ab dem 12. September nach Ihren Wünschen“, das verspricht der Verein „BürgerMobil Meckenbeuren“. Was sich ab Montag rund um „emma“ (Elektromobilität mit Anschluss) tatsächlich ändert, dazu hat sich die SZ mit Engelbert Sachs als Vorsitzendem des Trägervereins und mit Tugba Altinok vom Verkehrsverbund Bodo unterhalten. Neun Facetten sind bemerkenswert:
Der neue Farbton: Das BürgerMobil „emma“ ist nicht mehr in Weiß, sondern in Schwarz gewandet. Der Grund: Nachdem das Förderprogramm für Elektromobilität und der Mietvertrag für das vorherige Fahrzeug ausgelaufen sind, hat die Gemeinde Meckenbeuren ein baugleiches Elektroauto der Marke „Nissan“ angemietet. Es ist jedoch schwarz lackiert ist und trägt die Aufschrift des Vermieters „e-Wald“. „emma“ bleibt aber „emma“ und wird nicht zu „ewald“, bekräftigt Engelbert Sachs.
Neu ab Montag: Ein freier Flächenverkehr kommt zum Tragen, der ohne Fahrplan auskommt, wohl aber mit einem zeitlichen Korridor. Fährt „emma“ doch unverändert zu den bekannten Zeiten (siehe Info-Punkt), aber nicht mehr auf festgelegten Linien, sondern nach Bedarf. Konkret: Der Kunde ruft an (wie bislang mindetens eine Stunde vorher) und gibt an, zu welcher Uhrzeit er an welcher Haltestelle abgeholt werden will – alles wie bisher.
Die Vorteile: Der Kunde muss sich nicht mehr am Fahrplan orientieren, er ist zeitlich flexibler. Und: Durch die Einrichtung von 20 weiteren Haltestellen in der Gemeinde stehen „emma“-Kunden nun insgesamt 75 Haltepunkte in der Gemeinde zur Verfügung. „Der Großteil der Bürger muss höchstens noch 300 Meter zur nächsten Haltestelle zurücklegen“, sieht Engelbert Sachs damit eine enorme Kundenfreundlichkeit gegeben, samt der Prognose: „Viel dichter geht es nicht mehr.“ Im Extremfall lässt sich von Senglingen bis zum Flughafen oder von Knellesberg bis Weiler fahren – und dies ohne die bisherige obligatorische Pause am Bahnhof, wo alle drei vormaligen Linien begannen. „Ohne Bodo und die Gemeinde wäre das nicht machbar gewesen“, lobt Sachs.
Die Technik: „Ein Pilotprojekt“ startet Bodo laut Tugba Altinok am Montag zusammen mit dem Verein „BürgerMobil“ – kommt für Meckenbeuren doch eine neue Buchungs-Software zum Einsatz. Wovon der Kunde nichts spüren soll: Seine Anmeldung erfolgt wie bisher, treffen Anfragen in zeitlicher Nähe zusammen, macht das intelligente System Vorschläge, wie die Fahrten koordinierbar wären. Unverändert im Einsatz bleibt die Telefonzentrale.
Für Bodo ist mit dem neuen System natürlich auch eine Art Feldversuch verbunden – quasi eine Prüfung, ob sich das Meckenbeurer Modell auf andere Verkehre abbilden lässt. Weiß man laut Tugba Altinok seitens des Verkehrsverbundes doch: „Flexible Bedienformen sind stark im Kommen.“
Ein größeres Fahrzeug? Bleibt auf der Wunschliste. Offenbar gibt es in dem 36 Monate dauernden Mietvertrag, den die Gemeinde mit der Firma „e-Wald“ abgeschlossen hat, die Option des Umstiegs auf ein größeres elektromobiles Fahrzeug. Wie Bürgermeister Andreas Schmid erläutert, hänge ein solcher (von Sachs erhofft: „auf den kleinsten Kleinbus“) mit eventuellen Fördermöglichkeiten zusammen. Der Status dabei: „Wir sind hier in der Prüfschleife.“ Verknüpft sieht Schmid ein größeres Fahrzeug mit dem Thema „Inklusion“, das noch stärker ins Auge zu fassen sei.
Eine Ausdehnung nach Tettnang? Auch sie findet sich auf der Wunschliste vieler Bürger. Vorerst aber scheint daraus nichts zu werden: „Eigene Planungen“ in der Montfortstadt stehen dem laut Engelbert Sachs entgegen, ohne dass er näher darauf eingehen will.
Die Fahrer: „Wir tun uns schwer mit neuen Fahrern“, sagt Sachs geradeheraus. Zwar gebe es den einen oder anderen, der hinzu kam – um aber die beiden restlichen Nachmittage (Montag und Mittwoch) besetzen zu können, müssten es wohl wesentlich mehr werden.
Die Stimmung: Ist teils geradezu familiär zwischen Fahrern und Fahrgästen. „Unsere Fahrer haben alle guten Kontakt zu ihren Fahrgästen“, kann Engelbert Sachs berichten. Ein sozialer Anspruch, wie er bei Busfahrten beispielsweise nicht möglich sei.
Die Zahlen: 1673 Fahrgäste sind es zwischen 1. September 2014 und 30. Mai 2016 gewesen, rechnet Tugba Altinok vor. Die steigende Zahl ging wesentlich mit dem Nachmittagsbetrieb einher. Der 1000. Fahrgast war im Januar begrüßt worden.
Herauskristallisiert hat sich, dass der Schwerpunkt der Fahrten in den oberen Bezirk zielt – sei es das Spieleland, die Stiftung Liebenau oder Hegenberg.
Werktags fährt „emma“ an allen Vormittagen zwischen 8.30 und 12.30 Uhr sowie nachmittags am Dienstag, Donnerstag und Freitag von 14 bis 18 Uhr.