Tibetflagge

Eine Flagge für Tibet

Meckenbeuren / Lesedauer: 4 min

Eine Flagge für Tibet
Veröffentlicht:28.02.2012, 14:40

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  • Schwäbische.de
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Wie in den Vorjahren weht demnächst wieder am Meckenbeurer Rathaus die Tibetflagge. Die Gemeinde schließt sich damit der Forderung an, dass China einer unabhängigen internationalen Untersuchungskommission und den Medien Zugang zu dem abgeschotteten Land gestattet. Mit dem Hissen der Tibetflagge am Samstag, 10. März, beim Rathaus in Buch wird aber auch grundsätzlich erneut die Solidarität mit dem tibetischen Volk bekräftigt

Zum Hintergrund: 1949/50 wurde das souveräne Tibet von der Volksrepublik China völkerrechtswidrig besetzt und 1951 annektiert. Der verzweifelte Widerstand des tibetischen Volkes gegen die Okkupanten fand am 10. März 1959 in einem Aufstand in Lhasa, der tibetischen Hauptstadt, seinen tragischen Höhepunkt. Nach offiziellen chinesischen Angaben kamen dabei 87000 Tibeter ums Leben.

Aus Solidarität mit dem gewaltlosen Widerstand der Tibeter gegen die chinesische Besatzungspolitik initiiert die Tibet Initiative Deutschland bereits zum 17. Mal gemeinsam mit deutschen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Landrätinnen und Landräten auf ihrem Amtssitz oder an öffentlichen Gebäuden die tibetische Fahne zu hissen. Im vergangenen Jahr beteiligten sich allein in Deutschland 1150 Städte und Landkreise an der weltweiten Aktion. Mehr als 2000 Städte in Mitteleuropa – in Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Tschechien, Polen, Ungarn, Italien, Österreich und der Schweiz – hissten die tibetische Flagge, heißt es im Pressetext der Gemeinde.

Und weiter: Das Jahr 2011 hat für die Tibeter eine einschneidende Veränderung gebracht: Der Dalai Lama erklärte Mitte März seinen Rücktritt von allen weltlichen Ämtern und Funktionen und beendete damit die seit 1642 bestehende Institution der „ganden-Phodrang“-Regierung, in der die Dalai Lamas sowohl weltliche wie geistliche Herrscher Tibets waren. Der Dalai Lama bleibt das spirituelle Oberhaupt der Tibeter, die politischen Funktionen übertrug er auf den am 20. März 2011 von den Exiltibetern demokratisch gewählten neuen Kalon Tripa (Premierminister) der tibetischen Exilregierung, Dr. Lobsang Sangay (44), einen promovierten Juristen für Internationales Recht an der Harvard-Universität.

Seit den Unruhen in Tibet im Jahr 2008, als die Olympischen Spiele den Blick auf China lenkten, ist das Land aus dem Fokus der internationalen Medien weitgehend verschwunden. Die Welt hat andere Sorgen. In Tibet aber ist die Situation immer bedrückender geworden. Statt den Ursachen für die Unzufriedenheit und den Groll der Tibeter auf den Grund zu gehen, versucht Peking mit immer stärkerem Zwang – mit Umerziehungskampagnen, Überwachung und Einschüchterung bis zu physischer Gewalt – der Lage Herr zu werden. Am 26. Oktober 2011 verurteilte das Europäische Parlament ein weiteres Mal „die anhaltende Unterdrückung der tibetischen Klöster durch die staatlichen Organe Chinas und fordert Letztere auf, den Restriktionen ein Ende zu setzen (...) und unabhängigen internationalen Medien und Menschenrechtsbeobachtern den Besuch der Region [zu] gestatten“.

Diese Politik der harten Hand – die drastische Einschränkung der Freiheiten und der grundlegenden Menschenrechte der Tibeter und der eklatante Mangel an Respekt der tibetischen Kultur gegenüber – hat dazu geführt, dass sich die Situation, vor allem in Teilen von Ost- und Nordosttibet, dramatisch zugespitzt hat. Seit März 2009 haben sich in Tibet 20 Menschen, 18 Männer und zwei Frauen, selbst in Brand gesteckt – sieben allein in diesem Jahr. Mindestens 13 von ihnen starben, über das Schicksal und den Aufenthaltsort derer, die zunächst überlebten, ist nichts bekannt. Sie alle forderten Freiheit für Tibet und die Rückkehr des Dalai Lama .

Demonstrationen am 23. und 24. Januar 2012 in Drango, Ngaba und Serthar wurden mit Waffengewalt niedergeschlagen. Nach unbestätigten Berichten sollen bis zu zwölf Personen durch Schüsse der Sicherheitskräfte getötet und mehr als 40 schwer verletzt worden sein. Peking hat inzwischen weitere Truppen und Tausende von Sicherheitskräften in die Regionen verlegt und diese hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt. Die Telefon-, Handy- und Internetverbindungen sind gekappt, auf den Überlandstraßen wurden Kontrollen eingerichtet. Auch in und um Lhasa sollen Sicherheitskräfte und Polizei aufgezogen sein. Ganz Tibet ist für Ausländer gesperrt.

In dieser verzweifelten Situation hat Kalon Tripa Dr. Sangay Ende Januar die Staatengemeinschaft aufgerufen, Solidarität mit dem tibetischen Volk zu zeigen und die Forderung zu unterstützen, dass China einer unabhängigen internationalen Untersuchungskommission und den Medien Zugang zu dem abgeschotteten Land gestattet.

Alle Interessierten weist die Gemeinde Meckenbeuren darauf hin, dass auf der Website der Flaggenaktion www.tibetflagge.net Banner und Tibetflagge zum kostenfreien Download finden. Hintergrundinformationen und Aktuelles zur Lage in Tibet würden in deutscher Sprache unter anderem die Internetseiten www.tibet-initiative.de und http://www.igfm-muenchen.de/tibet/tibetstart.html bieten.