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Ökobetrieb

Dieser Landwirt produziert komplett tierfrei

Meckenbeuren / Lesedauer: 3 min

Gütesiegel „biozyklisch-veganer Anbau“: Clemens Hund betreibt einen von zwei zertifizierten Ökobetrieben
Veröffentlicht:07.02.2018, 19:44

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Einer von zwei deutschen Ökobetrieben, die sich offiziell „biozyklisch-vegan“ nennen dürfen, kommt aus Meckenbeuren. Mit dem Biolandhof Hund kann ein Obstbaubetrieb aus Senglingen seine Erzeugnisse mit dem Gütesiegel „biozyklisch-veganer Anbau“ kennzeichnen. Zudem zertifiziert ist die „ PfalzBio GbR “ in Kandel (Rheinland-Pfalz), die vorwiegend Gemüse im Freiland anbaut.

Vollständig nach veganen Prinzipien zu wirtschaften - den ersten Impuls in diese Richtung hat Clemens Hund vor rund vier Jahren verspürt, nachdem er zuvor schon mit „Bio“-Produkten unterwegs war. Ein Landwirtskollege aus der Schweiz sprach damals bei einem Lehrgang über Biodünger und dabei über Missstände, die es damals noch in Indien und Bangladesh beim Trocknen von Hornspänen gegeben habe, die später als Dung verwendet wurden. Dass solches gar auf brennenden Autoreifen erfolgt sei - „das kann man sich gar nicht vorstellen“, blickt Hund zurück.

Was aber stattdessen an organischem Dünger verwenden - bei der Suche danach stieß Clemens Hund auf zwei Komponenten, die er in Pellets bezieht. Das sind zum einen Brauereiabfälle, zum anderen Braunalgen - „das funktioniert super“, ist Hund begeistert, wie gehaltvoll die Böden sind. Nicht zu vergessen: Kleegras, das auf natürlichem Weg Stickstoff mithineinbringe.

Dünger, Kompost, Pflanzenschutz - auf diese drei Komponenten fällt der Blick, wenn es heißt: „frei von sämtlichen Inhaltsstoffen tierischen Ursprungs“. Ausgeschlossen wird zudem jeglicher Einsatz von Nutztieren zu kommerziellen Zwecken, ebenso von Dung oder sonstigen Betriebsmitteln von Tieren wie Hornspäne oder Blut- und Knochenmehle.

In puncto „Kompost“ hat sich Clemens Hund entschlossen, diesen wieder selbst herzustellen. Was er lange Zeit bis Ende der 90er-Jahre bereits tat und was zu den Ansprüchen des Gütesiegels zählt. Beim Pflanzenschutz sind es Details, auf die das Augenmerk fällt (neben der Generallinie, Pflanzenschutzmaßnahmen auf ein Mindestmaß zu verringern): So sei in manchem Mittel Milch enthalten, um das Gemenge zu harmonisieren. „Das ist im biozyklisch-veganen Anbau nicht zulässig“, nennt Hund die strengen Vorgaben, die er auf seinen 16 Hektar auf Äpfel, Tafeltrauben, Zwetschgen und Nüsse anwendet.

Mit dem Fokus auf die 14 Äpfelsorten. Von denen Clemens Hund derzeit keine anbieten kann, trotz einer Vielzahl an Kundenanfragen in der kurzen Zeit, seitdem die Zertifizierung bekannt ist. Der Grund: der Frostschaden im Vorjahr, aufgrunddessen Hund nicht wie sonst 250 bis 300, sondern neun bis zehn Tonnen Äpfel erntete. Was rein finanziell trotz der staatlichen Hilfen, die demnächst eintreffen sollen, eher beunruhigend ist.

Vermarktung auch online

Dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat, dessen ist sich Clemens Hund sicher – 2018 soll sich dies mit der ersten biozyklisch-veganen Ernte zeigen. Da sein Vater bereits 1954 die letzten Milchkühe verkaufte, sei es für ihn auch kein großer Schritt hin zur veganen Produktion gewesen, weiß er. Vermarkten will Hund seine Erzeugnisse wie bislang über die WOG (Württembergische Obstbaugenossenschaft) sowie künftig auch online.

Was den Preis angeht, „sind wir mit biozyklisch-vegan in etwa im Premiumsegment von ,Bio’“, nennt der Landwirtschaftsmeister als Anhaltspunkt. Noch konkreter geht es nur mit Hinweis aufs Ausland, da es bisher ja noch keinen Markt für zertifizierte bio-vegane Produkte gibt.: Die derart angebauten Tafeltrauben aus Zypern würden etwa um ein Drittel mehr kosten als hiesige Bio-Ware, sagt Hund.

Ach so, fast die Kernfrage vergessen: Nein, Clemens Hund selbst ist nicht Veganer.

Weitere Infos unter

www.biozyklisch-vegan.de

www.biohof-hund.de

Ein Video findet sich unter

www.schwaebische.de