Oratorium
Musikfreunde Markdorf begeistern mit Händels Oratorium „Der Messias“
Markdorf / Lesedauer: 2 min

Schwäbische.de
„Es mangelt an Worten, um das erlesene Vergnügen auszudrücken, welches es dem begeisterten Publikum im überfüllten Saal bereitete. Das Erhabene, Gewaltige und das Zarte verschworen sich mit den erbaulichsten, majestätischsten und bewegendsten Worten, um das hingerissene Herz und Ohr zu entzücken und zu verzaubern.“ Nein, ganz so blumig und überschwänglich möchte man heute nicht mehr schreiben wie der Kritiker in „The Dublin Journal“ im April 1742 über die Uraufführung des „Messias“ von Georg Friedrich Händel. Doch auch in der fast voll besetzten Nikolauskirche spendeten die Zuhörer am Sonntagabend der Messias-Aufführung der Musikfreunde Markdorf so begeisterten Applaus, dass Uli Vollmer mit Chor, Orchester und Solisten gerne das jubelnde „Halleluja“ wiederholte, das den zweiten Teil des großen Chor-Oratoriums beschließt.
War schon die erste Aufführung im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen ein Erfolg gewesen, so hat die Aufführung in Markdorf noch deutlich gewonnen. Vielleicht kam der Kirchenraum den Sängern mehr entgegen, jedenfalls klangen die vereinigten Chöre der Musikfreunde und der Dornier BSG Chor- und Instrumentalmusik hier weit dynamischer und durchsichtiger. Sorgfältige Chorarbeit äußerte sich in bewusster Gestaltung inniger Piano- und gewaltiger Forte-Passagen, aber auch in guter Verständlichkeit. Pulsierender Rhythmus durchzog den ersten Chor „Denn die Herrlichkeit Gottes des Herrn“, staunende Schlichtheit im Wechsel von Frauen- und Männerstimmen das innige „Denn es ist uns ein Kind geboren“. Schwebende Leichtigkeit bestätigte die Aussage „Sein Joch ist sanft, die Bürde ist leicht“, zum großen Lobpreis schwollen das Halleluja und das triumphale Ende des dritten Teils.
Durchsichtig begleitete die Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben das Werk, von der feierlichen Sinfonia am Anfang über die sanft wiegende Pifa zur Christgeburt bis zum letzten großen Miteinander von Chor, Orchester und Solisten.
Harmonisch präsentierte sich in Markdorf auch das Solistenquartett. Hier bestach vor allem Tenor Johannes Gaubitz durch bewusst gestalteten, kultivierten Gesang. Sehr schön erhob sich sein „Tröstet mein Volk“ aus der Stille, berührend besang er die vergebliche Suche des Schmerzensmanns nach Trost und Erbarmen, mit vitaler Kraft das Überwältigen der Feinde. Mit vitaler Kraft sang auch Bassist Eric Fergusson die Arie „Warum denn rasen die Heiden“ und - in Zwiesprache mit Hermann Ulmschneider an der Trompete - die Beschwörung der Auferstehung der Toten mit der Verheißung „Wir werden verwandelt“. Innig verkündete die Mezzosopranistin Ulrike Köberle die Ankunft des Emmanuel, mit untergründigem Beben besang sie die Verschmähung und Verachtung des Messias.
Der Sopranistin Doksuk Jeon-Raber blieben die freudigen Botschaften: frohlockende Koloraturen und ein verinnerlichtes „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet.“