Kontrastprogramm
Musikfreunde bieten Kontrastprogramm
Markdorf / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Zum Konzert unter dem Motto „Chor trifft Renaissance“ hat der Chor der Musikfreunde Markdorf und der Airbus Dornier BSG Chor- und Instrumentalmusik am späten Sonntagnachmittag in die bunt geschmückte Stadthalle eingeladen. In der Fasnet ein Nischenkonzert mit Madrigalen und Chansons? Uli Vollmer hatte seine Bedenken und durfte angesichts der vollen Stadthalle bald feststellen: „Ich bin total erstaunt, dass trotz Fasnet und unserem speziellen Programm so viele gekommen sind – das freut mich.“
Zwar hatte die Grippewelle seinen Chor dezimiert – zuletzt sagten noch drei schmerzlich vermisste Soprane ab –, doch die Chormitglieder, die dabei waren, zeigten sich umso sangesfreudiger.
Ein besonderes Kontrastprogramm hatte sich Vollmer ausgedacht: Die ausgewählten Madrigalen sprachen unterschiedlichste Welten von der Liebe über das Trinken bis zu „allerlei Tierischem“ an, dazu streute die Sopranistin Isabell Marquardt mit Uwe Münch am Klavier Chansons und Songs ein, die dreihundert Jahre von der Renaissance entfernt waren. Doch, wie Vollmer erläuterte, verbinde beide Epochen das Bemühen um Erneuerung, um Aufbruch und um Rückbesinnung, das Streben nach Einfachheit, Klarheit und Unmittelbarkeit.
Sänger meistern Herausforderung
Vier- bis sechsstimmige weltliche Chorstücke sind es, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und bis ins 17. Jahrhundert hinein gesungen wurden, in Italien, aber ebenso in Frankreich und England, so dass die Musikfreunde ganz schön gefordert waren, nicht nur mehrstimmig a cappella, sondern auch in vier Sprachen zu singen – eine Herausforderung, die sie freudig angenommen und prächtig gemeistert haben. So waren denn eingangs in erfreulicher Gesangskultur und Textdeutlichkeit so bekannte Madrigale zu hören wie „O Musica“, „Wir lieben sehr im Herzen“ und „Tanzen und springen“, ehe die Liebe und Leidenschaft auflodern durfte – in veränderter Aufstellung, die wiederum ein neues Klangerlebnis bescherte. Kampfgeist war da ebenso gefragt wie Koketterie und hörbare Schadenfreude über einen gehörnten Ehemann. Wenig später schoben sich Männer in schwarzen Umhängen und Kapuzen zu den Frauen auf die Bühne, Klosterbrüder, die fröhlich dem Genuss zusprachen: „Schütt hinein, das Bierlein...“ Sehr schön schöpfte der auf Bühne und Empore verteilte Chor in Orlando di Lassos Madrigal den Echo-Effekt aus. Zurück auf der Vorbühne amüsierte der Chor mit Liedern auf schnatternde Martinsgänse, gackernde Hennlein und dem „todernsten“ bestialischen Sängerwettstreit von Hund, Katz, Kuckuck und was auch immer, ehe sie zu Liebe und Glück zurückkehrten und zuletzt zu stillem Abschied fanden.
Ein umfangreiches Programm, das allein einen Abend gefüllt hätte, dennoch war es ein Genuss, zwischen den Madrigalen mit Isabell Marquardt und dem sensibel begleitenden Uwe Münch ins 20. Jahrhundert zu wandern, in Liedern von Erik Satie und Francis Poulenc ihre ausdrucksvolle Stimme zu hören, ob sie tief berührend von Seufzern oder eine beschwingte Walzermelodie sang, kokett charmierte oder mit Kurt Weill ihre Enttäuschung über den ungetreuen Surabaya Johnny herausschrie.