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Ein Netzwerk für die Kreativen

Langenargen / Lesedauer: 3 min

Ein junger Kommunikations-Designer macht sich Gedanken über die Zukunft seiner Zunft
Veröffentlicht:24.01.2013, 10:30

Von:
  • Schwäbische.de
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Kann die Kreativwirtschaft mit ihren Mediengestaltern, Fotographen oder Web-Designern ein Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung im Bodenseekreis sein? Eher nein, befand die Universität St. Gallen, die im Auftrag der Wirtschaftsförderung Bodenseekreis eine Potenzialanalyse erstellte. Es gibt zwar in der Region rund 720 Unternehmen, die Branche spiele aber kaum eine Rolle, was Umsatz, Steueraufkommen oder Zahl der Arbeitsplätze angehe. Das größte Problem, das die Schweizer Analysten bei der hiesigen Kreativwirtschaft ausgemacht haben: deren Kleinstrukturiertheit.

Moritz Kempf, Kommunikations-Designer aus Langenargen , kennt dieses Problem. „Es gibt bei uns in der Gegend unheimlich viele Kellergenies, die in ihrem Home-Office vor sich hinwirtschaften“, sagt der 27-Jährige. Für ihn steht eines fest: Sowohl Wertschöpfung als auch Wertschätzung der Kreativwirtschaft könnten gesteigert werden – wenn sie neu organisiert wird. Wie diese Organisation aussehen könnte, hat Moritz Kempf in seinem Konzept „Eine kleine Revolution“ niedergeschrieben. Dessen Kernaussage: Ein Netzwerk der Kreativschaffenden muss her. Darin sollen die Kompetenzen von vielen Spezialisten zusammengeführt werden. Ein Manager vertritt das Netzwerk nach außen, verteilt intern die Aufgaben sichert den Austausch zwischen den einzelnen Kreativos.

Der Vorteil dieser Konstruktion: Während der Kunde bei herkömmlichen Agenturen, die verschiedene Profis beschäftigen, auch für Kompetenzen zahlen müsse, die er gar nicht nütze, könne er sich bei einem Netzwerk ganz differenziert seine Leistungen heraussuchen. Moritz Kempf könnte sich vorstellen, dass die einzelnen Spezialisten für die Dauer eines Projekts in einem so genannten Co-Working-Space zusammensitzen, also in einem Büro, wo Arbeitsplätze und Infrastruktur für eine bestimmte Zeit zur Verfügung gestellt werden. Er hat auch schon eine Idee, wo dies eingerichtet werden könnte: Zum Beispiel in den ehemaligen ACNS-Räumen in Langenargen-Bierkeller. Moritz Kempf reklamiert übrigens nicht für sich, mit dem Kreativen-Netzwerk das Rad neu erfunden zu haben. Vielmehr betont er, dass es ähnliche Modelle schon gebe.

Für sein Konzept, so berichtet der junge Langenargener, habe er bislang viel Zuspruch bekommen – dessen Umsetzung finanziell unterstützen möchte bislang allerdings noch niemand. Die Wirtschaftsförderung Bodenseekreis verweist auf ihre knappen Mittel und Kapazitäten und macht keinen Hehl daraus, dass sie ihren Schwerpunkt lieber auf die Luft- und Raumfahrtbranche setzt – gemäß dem Motto „Stärken stärken“, wie WFB-Geschäftsführer Benedikt Otte betont. „Es ist nicht so, dass wir nichts für die Kreativwirtschaft tun“, stellt Otte klar und nennt als Beispiel die Beratungen für Existenzgründer durch eine zusätzliche Expertin. Otte zeigt sich übrigens durchaus angetan von Kempfs Konzept: „Ich kann ihn in seinen Grundideen nur bestärken“ – allein die erforderlichen Leistungen zur Umsetzung des Konzepts könne die WFB nicht bringen.

Vielleicht wird’s ja was beim neuen Bürgermeister von Langenargen. Das Konzept liege Achim Krafft schon vor, verrät Moritz Kempf: „Ich bin gespannt, was kommt.“