Kressbronns Taucher entdecken eine fast vergessene Welt
Kressbronn / Lesedauer: 3 min

Ein verlängertes Wochenende Anfang März nutzten acht Taucher vom Tauchsport-Club Kressbronn, um vom Bodensee zum Kreidesee zu fahren. „Normalerweise fahren wir um diese Zeit an den Plansee in Tirol zum Eistauchen. Da dieser aber nicht zugefroren war, entschieden wir uns nach Hemmoor ins winterfreie Niedersachsen zu fahren‟, schreibt dazu Marcus Voigt vom Tauchsportclub Kressbronn.
Doch wie so immer, kommt es anders als man denkt und genau an diesem Wochenende hielt der Winter Einzug. Der Kreidesee liegt zwischen Bremen und Hamburg in der Gemeinde Hemmoor. Beim Kreidesee handelt es sich um einen ehemaligen Tagebau, aus dem Kreide für die Zementproduktion gewonnen wurde.
Künstlich versenkt
Im Jahre 1862 wurde mit dem Abbau begonnen, im Jahre 1976 wurde dieser endgültig eingestellt. Nachdem danach auch die Zementproduktion eingestellt wurde, ist das Ufer gesichert und der See geflutet worden. Seit Mitte der 1980er–Jahre kann und wird der See von Sporttauchern erkundet.

In der Folgezeit entwickelte sich rund um den Kreidesee eine beeindruckende Infrastruktur für Taucher aller Facetten. Mit bis zu 60m Tiefe bietet der See für Anfänger und erfahrene Tauchen reichlich Abwechslung. Es lassen sich Relikte der Kreideförderung betauchen, u.a. der weithin bekannte „Rüttler“ oder das Meisterbüro.
Man kann entlang der ehemaligen Werksstraßen tauchen oder zur Unterhaltung und Begeisterung der Taucher versenkte Objekte entdecken. So locken unter anderem diverse Autowracks & Schiffswracks, ein Flugzeugwrack, ein Hai — allerdings aus Beton — oder der Unterwasserwald die Taucher ins kühle Nass.
Wer mag, kann durch eine Röhre tauchen oder in einer Kugel auftauchen. Und wer ganz viel Glück hat, begegnet dem U–Boot auf seinen Fahrten unter Wasser.
Rundum versorgt
Vor und nach dem Tauchen bietet Bänke Möglichkeit zum entspannten Umziehen. Wer mehrere Tage bleibt, findet direkt am See umfangreiche Möglichkeiten zum Wohnen. Campingplätze, Zimmer oder komplette für Taucher eingerichtete Häuser.
Marcus Voigt, Tauchsportclub KressbronnTrotz Wassertemperaturen von 5 °C hat nicht die Kälte, sondern der Luftvorrat die Tauchzeit bestimmt.
„Wir hatten das Glück, am Freitag relativ ungestört bei extrem guter Sicht tauchen zu können und somit die alten Relikte wie im Flug zu erkunden. Einer alten Straße folgend, vorbei an alten Laternen hin zum bekannten „Rüttler“ und den alten Meisterbüros ist schon sehr beeindruckend. Trotz Wassertemperaturen von 5 °C hat nicht die Kälte, sondern der Luftvorrat die Tauchzeit bestimmt“, so Voigt.

Am Samstag sei dann zwar etwas mehr Betrieb gewesen, aber die Tauchgänge in winterlicher Atmosphäre haben die Kressbronner Taucher trotzdem sehr unterhalten. Das bekannte Kreidesee U–Boot nahm seinen Betrieb auf und so ein Unterwassergefährt mal live zu erleben sei schon was Besonderes.