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Seine Porträtbilder wirken wie Aufschreie

Immenstaad / Lesedauer: 2 min

Orangerie Draenert in Immenstaad stellt Werke des 75-jährigen Dresdener Künstlers Max Uhlig aus
Veröffentlicht:02.07.2012, 17:00

Von:
  • Schwäbische.de
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Ölgemälde, Aquarelle und farbige Zeichnungen des Dresdener Künstlers Max Uhlig aus drei Jahrzehnten zeigt die Orangerie Draenert in Immenstaad in ihrer diesjährigen Ausstellung. Am Sonntagmorgen ist sie in Anwesenheit des 75-jährigen Künstlers und der Galeristen Hedwig und Johann Döbele eröffnet worden.

Es sind großformatige Bilder voller Wucht und Dynamik, die sich beim ersten Sehen sofort tief einprägen. Mit wildem Gestus hat der Künstler seinen Pinsel gesetzt, Linien kreuzen und überlagern sich, verdichten sich zu einem abstrakten Liniengefüge. Aus den breiten Strichen in unterschiedlichen Farben entstehen ungemein kraftvolle Porträts und Landschaften. Bilder, die den Betrachter fordern – er muss sich ihnen stellen, sie aushalten.

Einige Gesichter sind wie unter einem Dornengeflecht verborgen, das lässt an Folter denken, an Unterdrückung auf vielfältige Weise. Aufschrei einer geschundenen Kreatur, also nicht unbedingt Bilder, die man ständig im eigenen Wohnraum vor Augen haben möchte, weil der Stachel tief drin sitzt. Der 1937 in Dresden geborene Künstler hat an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert und war Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste Berlin. In der früheren DDR hatte er mit seiner Malweise natürlich Schwierigkeiten mit dem Regime, ging aber unbeirrt seinen Weg. Wo offiziell eine Kunst gefragt war, die das Regime verherrlichte, setzte er Elemente des Informel entgegen, malte expressiv abstrakt und schuf sich schon damals einen guten Ruf im Westen. Die ehemals in Ravensburg und Stuttgart, heute in Dresden ansässige Galerie Döbele, die die Ausstellung ausrichtet, hat ihm schon 1989 eine Einzelausstellung gewidmet. Inzwischen zählt Max Uhlig zu den Künstlern internationalen Ranges, ist ein Klassiker geworden.

Beim Gang durch die Immenstaader Ausstellung ist Max Uhlig zufrieden: „Auf den ersten Blick ist es sehr gut“, meinte er anerkennend und auch die Galeristen bestätigten diesen Eindruck. Beeindruckend sind die großformatigen, düsteren farbigen Arbeiten. Bei richtiger Ausleuchtung zeigt sich eine große Bandbreite an Farben, auch an hellen Tönen. Man könnte darin den Hinweis sehen, dass sich auch beim Menschen nicht alles Licht für immer unterdrücken lässt, allenfalls temporär. Wichtig sind auch die Aquarelle in dunklen Farben, sie sind ebenfalls sehr konzentriert, für viele Betrachter sicher noch eine Steigerung, ebenso die rein schwarz-weißen Porträts. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Orangerie Draenert hier eine Begegnung mit wichtigen DDR-Künstlern fortsetzt, die vor Jahren vom Kulturamt des Bodenseekreises mit Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer und Willi Sitte begonnen wurde.