Immenstaad
Holzhandwerker blicken zurück
Immenstaad / Lesedauer: 3 min

- Johannes Weber
Der zum achten Mal stattfindende Themenabend „Immenstaader Holzgeschichte(n)“ im Winzerkeller, organisiert vom Heimatverein Immenstaad, hat wieder vor ausverkauftem Hause stattgefunden. In diesem Jahr standen die Glaser, Schreiner und Zimmerleute im Vordergrund. Gespickt mit vielen Anekdoten berichteten die Handwerker über ihre Arbeit.
Empfangen wurden die Teilnehmer mit zünftiger Musik von den „Vier Stadelmusikanten“, alles Musiker aus dem Raum Bodensee. Bei der Begrüßung vom Chef des Heimatvereins, Thomas Schmidt, spürte man gleich, wo die Reise hingehen sollte. „Liebe Besucher, denkt daran, wir haben unser Budget eng berechnet, also auf den Durchschnittstrinker und -esser ausgerichtet. Wer gerne mehr möchte, kein Problem, kommt einfach auf mich zu.“ Er führte immer mit einem Witz auf den Lippen gekonnt durch das Programm.
Der Ehrenvorsitzende des Heimatvereins, Reinhard König, gab einen historischen Rückblick auf die Entwicklung der Glaser, Schreiner, Zimmerleute, Wagner und Küfer. Er hob hervor, dass Immenstaad mit dem Sägewerk Heger schon sehr früh ein Sägewerk hatte und es insgesamt im Zeitraum von 1785 bis 1950 keine Frauen im Holzhandwerk gab. Er stellte aus den einzelnen Handwerken bedeutsame Firmen und Personen vor. Etliche waren dem Publikum noch bekannt.
Nach einer leckeren Vorspeise bei gutem Wein oder Wasser gab es eine spannende und auch lustige Gesprächsrunde mit Vertretern der Schreinerzunft. So schilderte Robert Dauwalter, Inhaber der gleich lautenden Schreinerei, wie er zu seinem Beruf gekommen ist: „Ich wusste schon in der dritten Klasse, dass ich Schreiner werden will. Und so kam es dann auch. Ich lernte in Überlingen, war anschließend in mehreren Schreinereien unterwegs und haben die Meisterprüfung abgelegt. Jetzt haben wir einen Betrieb mit vierzig Angestellten. Und ich freue mich, dass unser Sohn Marcel ebenfalls dabei ist.“
Weiter ging es mit der deftigen Hauptspeise: Kartoffelsalat, Krautsalat und viel Fleisch dabei. Genau das Richtige für die Handwerker, um sich zu stärken. Und dann kamen Glaser und die Zimmerleute auf Podium, um über ihre Berufe zu reden. Einer von ihnen war Peter Graf, Inhaber vom Fensterbau Graf. Und er hatte erst etwas ganz anderes vor: „Ich stieg mit einer Ausbildung zum Werkzeugmacher ein, war von 1963 bis 1966 bei der Firma Maybach angestellt. Ich ging zur Bundeswehr und lernte meine Frau kennen. Und damit war dann auf einmal ein Kleinbetrieb da. Die Ausbildung absolvierte ich in der Abendschule und habe dann meinen Meister gemacht. So stieg ich dann in den Betrieb ein.“
Und dann wurde das Publikum mit einbezogen: Ein Musterdachstuhl, angefertigt von den Zimmerleuten, wurde versteigert. Es ging von 20, über 50 und 80 auf 100 Euro hoch. Auch hier musste dann, wie bei Zimmerleuten üblich, Richtfest gefeiert werden. Und das übernahm dann ganz professionell Mainrad Schneider. Nach dem fälligen Spruch konnte er seine Trinkfestigkeit unter Beweis stellen und das Glas zerdeppern.
Anschließend gab bei zünftiger Musik zum Abschluss noch einen Bratapfel als Nachtisch. Noch lange saßen die Besucher beieinander und genossen diesen gelungenen Abend. Der Gesprächsstoff schien nicht auszugehen.