Friedrichshafen
Wildes Hin und Her beim ersten Testspiel
Friedrichshafen / Lesedauer: 5 min

Nico Brunetti
Der VfB Friedrichshafen spielt wieder Volleyball. Die lange Pause ohne Spiel endete am Samstagabend — ihren letzten Auftritt hatten die Häfler am 6. Mai beim 1:3 im Meisterschaftsfinale bei den Berlin Recycling Volleys. In Radolfzell war der VfB der Anziehungspunkt des Wochenendes. Zum 50. Jubiläum veranstaltete der heimische TV Radolfzell ein großes Volleyballturnier mit 44 Teams von der Regionalliga bis zur Kreisliga. In diesem Rahmen standen sich am Samstag um 19 Uhr der VfB, amtierender Vizemeister der Volleyball–Bundesliga, und der Zweitligameister und Erstliga–Aufsteiger Baden Volleys SSC Karlsruhe gegenüber. Ein unterhaltsames Duell, das am Ende mit 3:2 (25:20, 15:25, 25:21, 25:27, 15:12) an den Außenseiter ging.
„Es war nicht unbedingt gut, Karlsruhe ist ein Stück weiter in der Vorbereitung“, sagte der VfB–Trainer Mark Lebedew und stellte bei seiner Mannschaft „Abstimmungsschwächen“ fest. Nichtsdestotrotz sprach der 56–jährige Australier von einem gelungenen Auftakt in die Testspielserie. „Ich habe es auch der Mannschaft in der Kabine gesagt: Testspiele sind wichtig, um den aktuellen Stand zu klären“, meinte Lebedew. Der VfB, das ist offensichtlich geworden, hat viel Arbeit vor sich, um beim Bundesligastart Ende Oktober bereit zu sein.
Ein Ex–Spieler gibt sein Comeback
Für diesen Test füllte sich die Unterseehalle in Radolfzell komplett. Das Interesse an dem Baden–Württemberg–Derby hätte nicht größer sein können — auch einige Häfler Fans mit Trikots zeigten sich präsent. Die Menschen ließen sich nicht die Gelegenheit entgehen, einen ersten Eindruck von der neu formierten Friedrichshafener Mannschaft zu bekommen. Erstmals neben Lebedew auf der Trainerbank saß der neue Co–Trainer Constant Tchouassi. Auf dem Feld standen zunächst aber mehr altbekannte Gesichter. Neben Nikola Pekovic, dem einzigen Libero im VfB–Kader, kamen mit Diagonalspieler Michal Superlak und den Außenangreifern Simon Kohn und Tim Peter zwei weitere Akteure aus der Vorsaison von Beginn zum Einsatz. Ein Zugang startete allerdings auch: der Puerto Ricaner Sergio Carrillo. Dass er am Samstag viel spielen würde, war schon im Vorfeld klar — der nominell erste Zuspieler Aleksa Batak ist noch bei der serbischen Nationalmannschaft. Noch dünn besetzt sind die Häfler zurzeit auf der Mittelblockerposition, weshalb es das Comeback eines Ex–Spielers gab. Der 39–jährige Marc–Anthony Honoré, der von 2007 bis 2010 das VfB Trikot trug und zur Saison 2023/2024 als Co–Trainer der Volley Youngstars anheuerte, komplettierte das Team und bekam insgesamt auch viele Einsatzminuten.
Erst zum Ende des ersten Spielabschnittes brachte VfB–Coach Mark Lebedew seinen Routinier Marcus Böhme für Honoré. Da war der Satz aber mehr oder weniger schon entschieden. Bei Friedrichshafen lief noch vieles unrund, es gab wenig gelungene Spielzüge und die Angreifer um Superlak blieben viel zu häufig am Karlsruher Block hängen. Der Erstliga–Aufsteiger verdiente sich mit einem couragierten Auftritt die 1:0–Führung. Besiegelt wurde dies von Tim Peter, der einen Aufschlag zum 20:25 aus VfB–Sicht ins Netz schlug.
Fortan wechselten sich Böhme und Honoré weiter munter ab. Der VfB spielte einen starken zweiten Satz. Nun saßen die Zuspiele von Carrillo besser, zudem agierten die Häfler bei ihren Angriffsschlägen sehr viel entschlossener. Symbolisch stand der Punkt von Peter zum 10:7: Der deutsche Nationalspieler jagte den Ball mit voller Wucht auf die andere Seite. Karlsruhe verkürzte danach auf 13:14, doch eine Aufschlagserie von Kohn zog dem Gegner den Zahn. In dieser Phase glänzte Pekovic mit starker Antizipation. Und vorne rummste es noch das eine oder andere Mal — Peter hatte jetzt richtig Bock und knallte zwei weitere Bälle rüber (18:13, 21:14). Für den Satzpunkt zum 25:15 zeigte sich dann Böhme zuständig.
Kanadischer Neuzugang schindet Eindruck
Zum dritten Satz ließ Lebedew drei Neuzugänge von der Leine. „Das war vorher so geplant“, meinte der VfB–Trainer. Simon Tabermann Uhrenholt ersetzte Superlak, Jackson Young und Jan Fornal nahmen die Plätze von Peter und Kohn ein. Und Young führte sich blendend ein. Der 22–jährige Kanadier wuchtete den Ball voller Enthusiasmus zum 1:0. Uhrenholt brachte den VfB mit zwei Assen deutlich in Front (7:2). Im weiteren Satzverlauf hatte der VfB allerdings große Schwierigkeiten, ein geordnetes Spiel aufzuziehen. Darüber hinaus musste der deutsche Vizemeister einige Asse fressen. Karlsruhe überzeugte mit viel Energie und sicherte einen 25:21–Satzsieg sowie die erneute Führung in der Begegnung.
Von den Neuzugängen stach insbesondere der bewegliche Young ins Auge. Gerade Anfang des vierten Satzes hatte er seinen großen Auftritt und bewies mit drei Punkten in Serie seine Klasse im Angriff und Aufschlag. „Er ist athletisch hervorragend und hat gute Szenen gehabt“, lobte Lebedew, der jedoch sofort anfügte: „Er ist noch jung und hat noch viel zu lernen.“ Mit seiner Leistung weckte Young auf jeden Fall Erwartungen für die Saison. Für den entscheidenden Punkt im engen vierten Satz sorgte aber ein anderer Neuzugang: Fornal besorgte das 27:25. Damit gab es eine Entscheidung im Tiebreak — und hier siegte Karlsruhe mit 15:12. Fairplay wurde von beiden Mannschaften großgeschrieben. Bei gegnerischen Angriffsschlägen gaben die Spieler mehrfach zu, mit den Fingern noch dran gewesen zu sein.
Lausanne UC gastiert in der Spacetech–Arena
„Das Ergebnis hat keine Bedeutung für die Saison“, meinte Lebedew. „Im November erinnert sich keiner mehr an das Testspiel. Außer Karlsruhe, sie sollen den Sieg genießen.“ Friedrichshafen überprüft seine Leistungsstärke schon am nächsten Wochenende erneut. Der Lausanne UC, in der Saison 2022/2023 Vorletzter in der Schweizer Liga, ist zweimal in der Häfler Spacetech–Arena zu Gast: am Samstag um 18 Uhr sowie am Sonntag um 14 Uhr.