Bodenseeregion
Bodensee Business Forum: Innovation, Infrastruktur und eine Vision gefordert
Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Die Bodenseeregion punktet mit reizvoller Landschaft und ertragreicher Landwirtschaft, spielt dank Weltkonzernen wie ZF oder Rolls-Royce Power Systems und darüber hinaus einer Vielzahl an „Hidden Champions“ aber auch als Wirtschaftsmotor eine gewichtige Rolle.
Wohlstand und Lebensqualität bewegen sich rund um den Bodensee auf vergleichsweise hohem Niveau. Alles bestens also? Wieso überschreibt Schwäbisch Media eine Podiumsdiskussion beim Bodensee Business Forum mit der Frage: „Wie bekommen wir die Bodenseeregion nach vorn?“
Weil Ausruhen auf vergangenen Erfolgen noch nie ein probates Mittel war, um den Status Quo zu erhalten oder zu verbessern. Und weil wir Zeiten der Krisen und großen Herausforderungen erleben.

Moderator Andreas Müller , Chefredakteur der „Schwäbischen Zeitung“, räumte durchaus ein, dass die Frage möglicherweise manch einem seltsam vorkomme, denn wer wie er selbst von hier sei, der habe schon früh gelernt: „Wo wir sind, ist oben.“ Es dauerte allerdings nicht lang, bis seine Gesprächspartner die Defizite dieser Region entlarvten und vor einem Abwärtstrend warnten, wie ihn andere einst prosperierende Regionen erleben mussten und sich nicht davon erholt haben, weil sie ihn zu spät erkannt haben. „Wachstumssättigung ist eine Gefahr“, konstatierte Markus Bänziger, Direktor der IHK St. Gallen-Appenzell.
Eine Lanze für den Bodensee-Airport
Während Klaus Mühlhahn, Präsident der Zeppelin Universität, der Region viel Potenzial attestierte, aus dem zu wenig gemacht werde, und für die er sowohl eine Zukunftsvision als auch einen Treiber für eine solche Vision vermisst, steckte Andreas Schell, CEO von Rolls-Royce Power Systems, einmal mehr den Finger in die Verkehrsinfrastrukturwunde.
„Dass ich mit der Bahn in dreieinhalb Stunden von München nach Berlin fahren kann, ist schön. Bis ich in München bin, brauche ich aber fast genauso lange“, so Schell, der zudem den Ausbau der B 31 anmahnte. „Wir haben die B 31 jetzt zwar schön um Friedrichshafen herumgelegt, das Problem damit aber nur nach Hagnau verschoben. Die Hagnauer tun mir leid.“
Für den Flughafen Friedrichshafen brach der künftige EnBW-Chef eine Lanze, denn für die Unternehmen in der Region sei er ein absolut notwendiger Teil der Infrastruktur.
Klaus MühlhahnDie allein wird uns nicht nach vorne bringen.
Und was braucht es nun, abgesehen von verbesserter Infrastruktur und einer klaren Vision, um die Bodenseeregion vorne zu halten oder noch weiter nach vorne zu bringen? „Auf die schöne Landschaft verlassen, das sollten wir nicht. Die allein wird uns nicht nach vorne bringen“, stellte Klaus Mühlhahn fest – und erhielt keine Widerworte. Ein Schlagwort, dem alle auf dem Podium eine gewichtige Bedeutung beimessen, ist Innovation – und in dem Zusammenhang Aus- und Weiterbildung sowie Forschung.
Andreas Schell nutzte die Gelegenheit, um Rolls-Royce Power Systems in Sachen Innovation als gutes Beispiel anzuführen. Wenn er davon spricht, wie der Häfler Motorenbauer seit 2017 sein Portfolio von im Wesentlichen zwei Produkten, nämlich Diesel- und Gasmotoren, auf mittlerweile acht ausgebaut hat, dann klingt da gewisser Stolz durch, erneut aber auch ein Stück weit Infrastrukturfrust: Wer Wasserstoffmotoren bauen will, der braucht für die Region auch eine richtige Wasserstoffanbindung.
Vision einer unabhängigen Energieversorgung
Zur aktuellen Krise stellte Markus Bänziger fest, dass ein bedeutender Treiber des heutigen Wohlstands eine über Jahrzehnte reibungslose und lückenlose Energieversorgung gewesen sei. Und deshalb sieht er darin auch für die Zukunft einen entscheidenden Faktor, um den sich die Region am besten selbst kümmern sollte. Eine Vision für die Region könne sein, den Bodensee als „gigantisches Wasserreservoir“ zu nutzen, um sich selbst mit Energie zu versorgen.