Jugendliche unterstützen Senioren
Von Jugendlichen gegründet: Rentnerhilfe Bodensee gewinnt 5000 Euro
Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Anke Kumbier
Die „Rentnerhilfe Bodensee“ vermittelt Senioren jugendliche Minijobber, die Gartenarbeiten übernehmen, bei Computerproblemen helfen oder Einkäufe erledigen.
Das Konzept des Start-ups aus Friedrichshafen scheint zu überzeugen: Kürzlich hat es in Dortmund den „SENovation Award“ gewonnen, einen Preis, bei dem Seniorinnen und Senioren ein entscheidendes Mitspracherecht haben.
Moritz König, Hannes Burget und Dennis Wartenberg, der 2021 ausgestiegen ist, haben vor knapp drei Jahren den Grundstein für die Rentnerhilfe gelegt ‐ zu einer Zeit, als sie selbst noch zur Schule gegangen sind. Jetzt sind Burget und König 20 Jahre alt und haben ein eigenes, kleines Unternehmen.
Zwischen Meersburg, Kressbronn und Wangen im Einsatz
Inzwischen besteht das Gründungsteam aus fünf jungen Leuten, hinzu kommen vier Jugendliche, die auf Minijobbasis angestellt und nur für Kundenaufträge zuständig sind, erklärt Burget.
Bislang sei die Rentnerhilfe vor allem zwischen Meersburg und Kressbronn tätig. Ein Pilotprojekt läuft gerade in Wangen und Umgebung an, weil einer ihrer neuen Mitarbeiter von dort kommt. Ihr Plan: Mit weiteren Mitarbeitern ein noch größeres Gebiet erschließen.
Burget hat eine IT-Ausbildung gemacht, König will ab Herbst Soziologie in Konstanz studieren. Die Rentnerhilfe ist nicht ihr Hauptberuf ‐ noch nicht. Denn beide könnten sich vorstellen, sie irgendwann dazu zu machen.
Burget ist vor allem für die IT zuständig. Sein Gründungspartner kümmert sich hauptsächlich um die Mitarbeitergewinnung. Beide fahren aber auch selbst zu Kunden ‐ im Schnitt zwei bis dreimal pro Woche, schildern sie.
Austausch der Generationen ist dem Start-up wichtig
Die Rentnerhilfe will Senioren nicht nur praktisch unterstützen, sondern auch den Austausch der Generationen fördern, berichtet König. Daher liege der Fokus auf der Akquirierung von Schülern, Auszubildenden und Studierenden. Laut den beiden Gründern haben sie aktuell 150 Kunden. „Etwa 15 Prozent sind Daueraufträge“, sagt Burget. Auf der Homepage des Unternehmens sind die Arbeiten aufgelistet.

Da fällt „Rasenmähen, Möbel umräumen und Unkraut entfernen“ beispielsweise in die Preisklasse 2 und kostete 26 Euro pro Stunde, inklusive Anfahrtskosten. Um Vertrauen zu schaffen, sind die Mitarbeiter mit Firmenausweisen und einem T-Shirt ausgestattet, auf dem „Rentnerhilfe Bodensee“ steht.
Bedarf an Expertise der Jugendlichen
Dass aus ihrer Idee ein Start-up werden würde, war nicht von vornherein geplant. „Es hat damit angefangen, dass ich meinem Opa oft am Computer geholfen habe und Moritz seinen Großeltern bei der Gartenarbeit“, sagt Burget. Dabei sei ihnen klar geworden, dass sie etwas bieten können, an dem Bedarf besteht. Sie druckten Flyer und warben für ihre Idee.

Ein wichtiger Meilenstein war die Teilnahme 2022 an der „StartUpTeams-Challenge“, einem Wettbewerb für Unternehmensideen junger Gründer. Die Rentnerhilfe belegte den dritten Platz und war plötzlich in der Start-up-Welt angekommen, mit Kontakten und Tipps von Mentoren. Regelmäßige finanzielle Unterstützung, beispielsweise durch ein Förderprogramm, erhalten sie nach eigener Aussage nicht. Sie dürfen aber seit letztem Semester Räume in der Zeppelin-Universität für ihre Arbeit nutzen.
Senovation Award mit 5000 Euro dotiert
Ihr jüngster Erfolg: der Senovation Award, den die Deutsche Seniorenliga gemeinsam mit der Signal Iduna Gruppe verleiht. Die Rentnerhilfe bewarb sich und kam ins Halbfinale.
„In einer Onlinekonferenz haben wir uns 60 Seniorinnen und Senioren präsentiert“, berichtet König. Fünf der neun teilnehmenden Teams erreichten das Finale. Die Rentnerhilfe überzeugte die Jury und gewann den mit 5000 Euro dotierten Preis.
Geld, das sie für ihre neuen Ideen gut gebrauchen kann. Sie wollen ein Buchungssystem aufbauen und planen ein Gutscheinsystem, für das Burget schon den passenden Werbespruch parat hat. „Anstatt bei Oma den Rasen zu mähen, lieber mit ihr Kuchen essen.“ Das Rasenmähen übernimmt dann die Rentnerhilfe.