Friedrichshafen
Vierte „See Stern“-Talentbühne startet im Kulturhaus Caserne
Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Olaf E. Jahnke
Am Freitag ist es auf der Talente-Bühne im Kulturhaus Caserne Casino in die vierte Runde gegangen. Sieben „Nachwuchskandidaten“, Künstler und Künstlerinnen von 11 bis 53 Jahren haben auf der Bühne ihr Können gezeigt ‐ und sich dem Urteil der rund 70-köpfigen Publikumsjury gestellt. Diese vergab am Schluss per Applaus den „See Stern“.
Der Abend startete mit einem jungen Jazz-Trio aus Ravensburg. Es entpuppte sich als verkleinerte Version der Jazzify-Jugend-Combo und liefertn mit Finn Spaude am Flügel, Hendrik „Henny“ Späth am Schlagzeug und Dennis Dörflinger an Trompete und Flügelhorn eine überzeugende Vorstellung ab: Von Bossa Sounds bis zum Klassiker ausimprovisiert bis zu „Just The Two Of Us“. Sie mussten aber gleich weiter nach Wangen zum Konzert des Joo Krauss Quartetts. Das wollten sie nicht verpassen, andernfalls hätten sie womöglich den „See Stern“ ergattert. Eine Stimme aus dem Publikum nach dem Auftritt: „Nehmt ihn gleich mit, den Preis“.
Als Kontrast gab es danach Punk. Die erst elfjährige Paulina Snitsarenko aus der Ukraine sang selbstbewusst zu eingespieltem Punkrock, selbst komponiert, mit lauter Stimme: „Alle haben Spaß ‐ Warum bist du allein?“
Danach auf der Bühne, Robin Dietz mit romantisch-folkloristischen Liedern am Flügel. Der Autodidakt aus dem Kulturhaus-Team spielte zwei entspannte Eigenkompositionen. Weiter ging’s mit Simon Wagner, dem Poetry-Slammer aus Göppingen, der über Verzweiflungsaktionen bei schwedischen Zusammenbaumöbeln bilanzierte: „Mann kann’s kaum glauben ‐ du kannst auch mit dem Hammer schrauben.“ Oder zur „Spax-Lösung“ greifen. Den Alkohol-Exzess bei einer Kneipentour gab es dann gereimt dazu.
Der 35-jährige Aditya, aus Indien stammend, sang, noch nicht zu lange mit der Gitarre vertraut, in verschiedenen Sprachen, von Schwäbisch über Englisch bis Hindi, Beatles-Songs und anderes, bis der Gitarrenriemen riss. Schließlich kamen Wyona und Nora auf die Bühne. Wyona (19) begann zunächst mit Solo Piano und spielte „Experience“ von Ludovico Einaudi. Es folgte mit Gesang von Nora (16) dann „What I was made for“ von Billie Eilish und schließlich, anrührend zart und hoch gesungen „Skinny Love“ von Birdie. So hat das Teen-Duo, mit gekonntem Piano-Spiel von Wyona Wagner und der besonderen Stimme von Nora Pavlicek das Publikum begeistern können.
Ein weiterer Kontrast: Frank Sauders „Elektronenleben“ bedeutete eine Solo-Show mit Elektrosounds vom DJ-Pult, die bei manchen Erinnerungen an Techno und Elektro-Clubs weckten. Seine Aufforderung „Ihr dürft tanzen“, zeigte trotz cooler Sounds und mitreißender Rhythmen allerdings kaum Wirkung bei den Casino-Besuchern.
Vor der Preisverleihung um den selbst bemalten großen Kiesel mit goldenem Stern gab es schließlich ein Stechen zwischen dem jungen Jazzify-Trio und dem Duo Wyona & Nora um die Publikumsgunst. Neue Stars mit „See Stern“ sind schließlich, vielleicht auch wegen der Abwesenheit der Jazzer, Wyona und Nora geworden. Die Nachwuchs-Stars durften zwar nicht nochmal auf die Bühne, zeigten sich nach der Preisverleihung dennoch glücklich. „So wirklich haben wir nicht damit gerechnet, obwohl wir gut vorbereitet waren“, freute sich die Langenargenerin Wyona Wagner. Ihre Musikschulfreundin Nora Pavlicek aus Tettnang bemerkte begeistert: „Das ist unser erster Preis!“
Bernd Eibinger hatte in der Ankündigung des Talentwettbewerbs nicht zu viel versprochen, denn es war ein höchst abwechslungsreicher Abend -mit dem ein oder anderen „Wow-Effekt“ und auf jeden Fall einem überaus kontrastreichen und unterhaltsamen Programm.