Pläne für das Schnitzelhaus
Traditionslokal mit neuen Pächtern: Das passiert gerade im Ailinger Hof
Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

Anke Kumbier
Im Ailinger Hof in Friedrichshafen tut sich etwas. Nachdem die ehemaligen Betreiber Peter Deliga und Diana Frei im Januar dieses Jahres aufgehört haben, kehrt Leben in den Gasthof zurück.
Harald Treiterer und Markus Hanser sind die neuen Pächter des Ailinger Hofs. Sie wollen in Zukunft auf eine Kombination aus kurzfristigem Wohnen, Gastronomie und Events wie Livemusik-Abende setzen.
Noch sieht es im Inneren allerdings stark nach Baustelle aus. Die beiden sanieren, renovieren und modernisieren das komplette Gebäude. Sie bauen die Zimmer in den oberen Stockwerken um, erneuern die Sanitäranlagen, die Heizung, die Fenster.

Auch die Gaststube wollen sie auf Vordermann bringen ‐ aber so, dass der Charme nicht verloren geht, wie Treiterer versichert. Aktuell steht die Stube voller Schränke, die auf die Zimmer kommen sollen.
Wirtschaftlich interessant, aber auch emotionale Verbindung
Hanser und Treiterer betreiben die Boarding House am Bodensee GmbH (BHB). Sie bieten an verschiedenen Standorten im Bodenseekreis Personalunterkünfte für Dienstleister an, also Zimmer für Handwerker, Geschäftsreisende oder Zeitarbeiter, bei denen absehbar ist, dass sie nicht auf Dauer bleiben. Der Ailinger Hof taucht schon auf der BHB-Homepage auf. Einige wenige Gäste wohnen dort, um sie wird aktuell „herum renoviert“.

„Es gehört zu unseren wirtschaftlichen Interessen, so ein Objekt in unserem Portfolio zu haben“, sagt Treiterer und hebt die zentrumsnahe Lage hervor. Doch auch eine emotionale Bindung an das Gebäude, dessen Ursprünge in den 1920er-Jahren liegen, scheint eine Rolle zu spielen.
„Ich kenne den Ailinger Hof aus früheren Zeiten sehr gut“, berichtet Treiterer. Er erinnere sich noch daran, wie seine Mama früher gesagt habe ’Komm, wir gehen heute im Ailinger Hof essen’.
Bisher gepachtet, mit Option zum Kauf
Hanser und Treiter haben das Gebäude in der Keplerstraße 48 für zehn Jahre gepachtet, mit der Option den Ailinger Hof, inklusive Nachbargebäude, zu kaufen. Denn beide Gebäude gehören dem gleichen Eigentümer. Sollte ihr Konzept aufgehen, könnten sich Treiterer und Hanser den Kauf des Gebäudekomplexes gut vorstellen.

Im Nachbarhaus in der Ailingerstraße 49 sind „Strohmedia“, ein Fachhandel für Bürobedarf, der rumänische Supermarkt „Traditional Romanesc“ und der„Club FN 49“, ein Bordell, untergebracht. Würde das bei einem Kauf so bleiben? „Aktuell sehen wir keine Veranlassung, an dieser Konstellation etwas zu ändern“, sagt Treiterer.

So weit ist es aber noch nicht, vorerst geht es um den Ailinger Hof. Der 64-Jährige schwärmt davon, wie es früher dort war. „Es war toll hier, mit Musik und guten Partys.“ Doch bevor er und sein Geschäftspartner ein bisschen von dieser Vergangenheit wieder aufleben lassen wollen, liegt das Hauptaugenmerk auf dem Umbau der Zimmer.
Wie der Zeitplan aussieht
Aus hauptsächlich Vierbett- und Zweibettzimmern sollen 17 Einzelzimmer und ein Doppelzimmer werden. „Seit Corona ist die Nachfrage nach Einzelzimmern gewaltig“, berichtet Hanser.
Treiterer rollt den groben Zeitplan aus: Die ersten zwei bis vier Zimmer sollen bis Ende Januar 2024, der Rest bis zum Sommer fertig werden. Die Gastronomie startet dann idealerweise im Herbst 2024.
Selbst in der Küche stehen werden sie nicht, das ist nicht ihr Gebiet. Treiterer hat lange in der IT-Branche gearbeitet, Hanser ist Schreinermeister und betreibt in Kehlen Landwirtschaft.
„Wir haben schon einen Wunschkandidaten für die Gastronomie“, sagt Treiterer. Wer das ist, verrät er noch nicht. Das Konzept, das sie sich vorstellen, schon: „Deutsche Küche, eine Karte mit einfachen Gerichten und einem Mittagstisch.“