Sinfonie

Sinfonie begeistert im GZH in Friedrichshafen: Musikdirektor Trost gelingt beispielhafte Aufführung

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Konzert des Sinfonieorchesters Friedrichshafen in großer Besetzung – Musikdirektor Joachim Trost gelingt beispielhafte Aufführung
Veröffentlicht:18.12.2022, 14:59
Aktualisiert:18.12.2022, 15:01

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Darauf hatten sich alle Freunde und Gönner gefreut: Endlich wieder ein Sinfonie-Konzert ihres Orchesters in großer Besetzung im Hugo-Eckener-Saal. Für den Neustart hatte Musikdirektor Joachim Trost mit Werken von Mendelssohn, Weber und Franck ein abwechslungsreiches, sehr ansprechendes Programm herausgesucht. Wobei sich die Sinfonie von César Franck nach der Pause, die schon zwei Mal coronabedingt verschoben werden musste, als absoluter Höhepunkt herauskristallisierte.

Hebriden-Ouvertüre

Aus einem kleinen Kernmotiv entwickelten die Streicher gekonnt eine absteigende Wellenbewegung zu Beginn der „Hebriden-Ouvertüre“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Nach einer sonor aufsteigenden Melodie von Cello und Horn erklang im vollen Tutti ein punktiertes, fanfarenartiges Signal. Damit waren die Zutaten für die Schilderung von Wasser, Meer und Wind auf den sagenumwobenen Inseln bereitgestellt. Mit stimmigen Übergängen, geheimnisvoller Atmosphäre, weitausladenden Steigerungen zur vollen Dramatik oder strahlendem Glanz schilderte Trost die rauen Naturphänomene. Traumhaft schön ausmusiziert die zu Herzen gehende Idylle, wenn sich die Klarinettensoli über den gehaltenen Streicherteppich legten.

Klarinetten-Solo von Thorsten Johanns

Der Solopart des Abends lag in den Händen des Klarinettisten Thorsten Johanns. Im Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 2 Es-Dur von Carl Maria von Weber bewunderte man die stilistische Vielseitigkeit des Professors an der Musikhochschule „Franz Liszt“ in Weimar. Auf die festliche Orchestereinleitung kam die Antwort mit einem Aufschwung des Solisten über drei Oktaven und wieder zurück. Mühelos gelang der Wechsel vom „kämpferischen“ Thema zur „opernhaften“ Melodik. Eingebunden darin flüssige Läufe und feinfühlig ausgespielte agogische Haltepunkte. Immer vom hellwach reagierenden Orchester gestützt. Eine Lehrstunde für lange anhaltendes, ausdrucksstarkes Spiel mit butterweichen Einsätzen war die „Romanze“ im zweiten Satz. Der rezitativische Mittelteil mit großen Melodiesprüngen war voller Empathie, die höchsten Töne am Schluss im dreifachen Piano verzauberten das Publikum. In reiner Spielfreude lebte das funkelnde Rondo mit pulsierenden Tanzrhythmen im Finalsatz „Alla Polacca“. Rhythmisch präzise traten Solist und Orchester in einen mitreißenden Dialog der sich zu einer der virtuosesten Passagen des Klarinettenrepertoires zu „brillante“ steigerte.

Jubelnder Schlusspunkt

Die Sinfonie d-Moll von César Franck gehört, wie der Komponist selbst, zu den originellsten Kompositionen des 19. Jahrhunderts. Die große Besetzung mit Harfe, vollem Blech- und Holzbläsersatz, die ungewöhnliche Instrumentierung mit zwei Cornets und Solo-Englischhorn führte bei der Uraufführung zur Ablehnung. Sehr sicher leitete Trost durch die ungewöhnlichen Tempowechsel zwischen Lento und Allegro mit vielen dynamischen Schattierungen und dunklen Moll-Färbungen im ersten Satz. In der lebhaften Durchführung traten alle „Register“ – Franck war vor allen Dingen Organist – selbstbewusst hervor. Mit viel Liebe zum Detail, Englischhorn-Solo und quirligen Streichern, die kunstvolle, originelle Verbindung von langsamem Satz mit dem Scherzo im zweiten Satz. Mit klarem, leuchtendem Ton begann der Finalsatz. Eine freudige Steigerung ging in ein choralartiges Thema im Blech und Streichern über. Versprengt Splitter mit Zitaten aus den vorherigen Sätzen leitete Trost in einen massiven Klangblock. Nochmal bekam das Hauptthema im Unisono-Klang starkes Gewicht bis zum jubelnden Schlusspunkt. Das Ziel „Durch Nacht zum Licht“ war erreicht. Glückwunsch für Musikerinnen und Musiker mit Dirigent Trost für diese beispielhafte Aufführung!