Tonnenweise Schwierigkeiten
Plastik im Biomüll wird im Bodenseekreis zum Problem
Bodenseekreis / Lesedauer: 4 min

Florian Peking
Egal ob Gras, Salatblätter oder Obstschalen: Biomüll ist nicht einfach nur Abfall — sondern eine nützliche Ressource. Denn aus ihm kann zum Beispiel Dünger hergestellt oder Energie gewonnen werden.
Das allerdings geht nur, wenn der Biomüll frei von Plastik und anderen Fremdstoffen ist. Aber genau dieses Problem taucht immer wieder auf — auch im Bodenseekreis.
2022 sind im Landkreis knapp 16.300 Tonnen Bioabfall angefallen, wie Lars Gäbler, Sprecher des Landratsamts, auf Anfrage mitteilt. 2020 und 2021 waren es jeweils sogar um die 17.500 Tonnen. „In 2020 und 2021 hatten wir Corona–bedingt hohe Mengen, das hat sich in 2022 wieder normalisiert“, berichtet Gäbler.
So viel Tonnen Fremdstoffe landen im Biomüll
Aktuell stelle die Behörde allerdings fest, dass „vor allem Plastiktüten und Biofolien“ vermehrt im Bioabfall landen. „Der Anteil im Bodenseekreis liegt hier bei rund zwei Prozent“, sagt der Sprecher. Sprich: Mehr als 320 Tonnen Fremdstoffe gelangen jährlich in den Biomüll.
Bei der weiteren Verwertung des Abfalls sorgt das für Schwierigkeiten. Aus dem Bioabfall des Bodenseekreises wird laut Lars Gäbler zunächst Biogas. „Das Biogas wird wiederum im Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt.
Aus dem Gärrest der Vergärungsanlage wird Biokompost und Flüssigdünger hergestellt“, erklärt er. Beides setzen Landwirte ein. „Umso wichtiger ist es, dass dort keine Teilchen aus Plastik oder anderen störenden Stoffen hineingelangen“, sagt Gäbler.
Der Biokompost sei zudem nach den Richtlinien der Bundesgütegemeinschaft RAL zertifiziert. Ein zu hoher Störstoffanteil mindere die Qualität des Komposts erheblich, wodurch der Verlust des Gütezeichens drohe. „Im Umkehrschluss heißt das, dass der Kompost nicht mehr genutzt werden kann und entsorgt werden muss“, berichtet der Sprecher.
Warum Folienbeutel nicht in die Tonne dürfen
Aber warum dürfen die oftmals als „verrottbar“ ausgewiesenen Folienbeutel ebenfalls nicht in der Biotonne landen? „In einer Vergärungsanlage wird Bioabfall in der Regel drei Wochen behandelt“, sagt Gäbler.
Lars GäblerHier bekommen wir schnell ein gutes Gefühl dafür, an welchen Stellen es mit der Trennung noch hakt.
Dieser kurze Zeitraum reiche nicht aus, damit sich die Folienbeutel vollständig biologisch abbauen können. „Übrig bleibt hier Mikroplastik, das nicht mehr ausgesiebt werden kann und später auf die landwirtschaftlichen Flächen gelangt, ins Grundwasser gespült und damit auch wieder in unserer Nahrungskette aufgenommen wird“, so der Sprecher.
Regelmäßig kontrollieren Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsamts deshalb Biotonnen. „Hier bekommen wir schnell ein gutes Gefühl dafür, an welchen Stellen es mit der Trennung noch hakt“, sagt Lars Gäbler.
Zusätzlich gebe es noch einen sogenannten Qualitätsmanager. Dieser fahre die Bereiche noch vor der Müllabfuhr ab und kontrolliere. „Wird dabei festgestellt, dass die Biotonne einen zu hohen Fremdstoffanteil enthält, wird dort eine rote Karte angebracht und nicht mehr geleert. Sie wird erst dann wieder geleert, wenn sie sortiert ist“, berichtet der Sprecher.
Alternativ könne die Biotonne gegen eine Gebühr als Restmüll extra geleert oder, ebenfalls kostenpflichtig, zum Entsorgungszentrum gebracht werden.
Was mit dem Bioabfall aus dem Bodenseekreis passiert
Anderswo in Baden–Württemberg haben Müllabfuhren sogenannte Detektorfahrzeuge im Einsatz. Diese können Metalle in den Biotonnen feststellen, bevor sie geleert werden. „Damit arbeiten wir aktuell nicht“, so Gäbler.
Für die Verwertung des Biomülls aus dem Bodenseekreis ist die Firma AWB GmbH mit Sitz in Amtzell im Landkreis Ravensburg zuständig. 2022 sind laut Landratsamt aus den knapp 16.300 Tonnen Bioabfall 5,1 Millionen Kilowattstunden Strom und drei Millionen Kilowattstunden Wärme entstanden.
„Diese Energie reicht aus, um beispielsweise mehr als 2000 Haushalte pro Jahr mit Strom zu versorgen“, sagt Lars Gäbler. Aus dem vergorenen Rest wird Biokompost und Flüssigdünger für die Landwirtschaft. „2022 sind so 2545 Tonnen Biokompost sowie 12.760 Tonnen Flüssigdünger entstanden“, so der Sprecher.
Weitere Tipps und Informationen zum Thema Biomüll gibt das Landratsamt auf seiner Internetseite www.bodenseekreis.de unter dem Reiter "Abfallentsorgung".