Insolvenz
„Nur der VfB Friedrichshafen hat etwas zu verlieren“
Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
In der Volleyball-Bundesliga beginnen am Mittwoch die Play-offs und damit der heiße Kampf um die deutsche Meisterschaft. Der VfB Friedrichshafen geht mit großen Zielen in die wichtige Phase. Allerdings denkt Trainer Stelian Moculescu in kleinen Schritten. Zunächst steht allein der nächste Gegner im Blickpunkt, wie er den SZ-Redakteuren Giuseppe Torremante und Peter Schlefsky erklärt.
Herr Moculescu, ist das Training vor den Play-offs ein anderes als in der Hauptrunde?
Nein. Wir haben großen Wert auf die körperlich Fitness gelegt. Die Vorbereitung ist die Basis für die kommenden schweren Wochen. Wir dosieren dann das Training so, dass die Mannschaft auch mental fit bleibt.
Wo lagen Ihre Schwerpunkte in den vergangenen Wochen?
Wir haben gezielt Dinge gemacht, die nicht so gut liefen, und andere Sachen, die geklappt haben, haben wir versucht zu verbessern. Mir stand aber nicht der ganze Kader zur Verfügung. Die Diagonalangreifer Christian Dünnes und Ventzislav Simeonov sowie Außenangreifer Valentin Bratoev konnten verletzungsbedingt die Einheiten nicht mitmachen. Dünnes ist wieder fit, bei den anderen werden wir sehen, ob sie gegen Rottenburg auflaufen können.
Der Gegner im Viertelfinale heißt Rottenburg . Wir stark schätzen Sie das Team ein?
Wir haben zweimal in der Hauptrunde gegen das Team gewonnen, aber in den Play-offs fangen wir bei null an. Die Rottenburger spielen gut und haben nichts zu verlieren. Der Druck liegt ganz alleine bei uns. Nur der VfB Friedrichshafen hat etwas zu verlieren. Rottenburg kann nur gewinnen.
Die Fans erwarten den Einzug ins Finale. Wie gehen Sie und Ihr Team mit diesem Druck um?
Wir stehen immer unter Druck, weil wir das Maximum herausholen wollen – und das ist die Meisterschaft. Wir sind aber gut beraten, jeden Gegner ernstzunehmen. Zuerst kommt Rottenburg, dann geht es weiter. Alles andere ist reine Spekulation.
Wie sehen Sie die Entwicklung im deutschen Volleyball? Moers steigt aus finanziellen Gründen ab. Haching sucht einen Hauptsponsor, sonst gehen dort die Lichter aus. Was läuft nicht rund?
Geht es nach den Verantwortlichen der Deutschen Volleyball Liga, dann läuft alles gut. Doch es gibt auch eine andere Seite der Medaille. Wir haben, im Vergleich zu anderen Ballsportarten, keinen eigenen Liga-Sponsor. Zusätzlich dazu kämpfen einzelne Vereine ums Überleben. In der laufenden Saison musste mit Bottrop bereits eine Mannschaft Insolvenz anmelden, derzeit stehen zwei weitere Vereine auf der Kippe - denen Sponsoren abgesprungen sind. Letztlich ist es wichtig, dass wir eine erste Liga schaffen, in der wir auf Qualität achten. Es hilft uns nichts, viele Vereine in der Liga zu haben, die auf Dauer nicht überleben können.
Hat dies auch mit dem internationalen Volleyball-Kalender zu tun?
Sicher. Für die deutschen Volleyballmannschaften, die nicht an den Play-offs teilnehmen, ist die Saison jetzt schon beendet. Sie haben nun sieben Monate Pause, denn die neue Spielzeit startet erst Mitte Oktober. Wer bezahlt die Spieler so lange? Und vor allem, was machen sie? Besser wäre es, wenn die Liga im September beginnen würde und wir bis mindestens Mitte Juni spielen könnten. Andere Sportarten wie Handball und Basketball machen es uns vor. Dort funktioniert es bestens. Der internationale Kalender müsste entzerrt werden. Wie soll ein Verein einen Sponsor gewinnen, wenn einige Mannschaften in der Bundesliga nur fünf Monate aktiv sind? Hier ist dringender Handlungsbedarf.
VfB-Trainer Stelian Moculescu im Video-Interview sehen Sie unter